Artikel
Motivationale Faktoren und potenzielle Hürden für die Teilnahme an digitalen Präventionskursen – eine qualitative Interview-Studie mit AOK-Nordost und AOK-Nordwest Versicherten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Digitale Präventionskurse spielen eine maßgebliche Rolle bei der Verbesserung individueller Gesundheitsverhaltensweisen, insbesondere in unterversorgten ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu Präsenzkursen eingeschränkt ist. Daher untersuchte diese Studie sowohl individuelle als auch strukturelle Faktoren, die die Teilnahme an digitalen Präventionskursen beeinflussen. Hierbei umfassten die Studienziele die Identifikation von motivationsfördernden Faktoren und potenziellen Hürden bei der Teilnahme an den Kursen. Das übergeordnete Ziel besteht darin, künftige Angebote zu verbessern und die Präventionsangebote insgesamt zu stärken, insbesondere in abgelegenen und dünn besiedelten Regionen.
Methoden: Halbstrukturierte Interviews wurden mit Mitgliedern der AOK-Nordost und AOK-Nordwest von 2022 bis 2023 durchgeführt und anhand einer inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Alle Teilnehmende besuchten einen digitalen Präventionskurs, der Themen wie Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung beinhalten konnte. Potenzielle Teilnehmende wurden per E-Mail nach Abschluss ihres Kurses kontaktiert und zur Interviewstudie eingeladen. Sie erhielten 30€ als Aufwandsentschädigung.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 20 Interviews durchgeführt und analysiert. Die Stichprobe bestand aus 19 weiblichen und einem männlichen Proband:innen mit einem Durchschnittsalter von 41,5 Jahren (Spanne 25-72). Die Durchschnittslänge der Interviews betrug 26,3 Minuten (Spanne 16-41).
Die freie Zeiteinteilung, die sehr hohe Flexibilität und ein geringer Vorbereitungsaufwand waren die am meisten genannten motivierenden Faktoren für die Teilnahme an den Online-Kursen. Weitere fördernde Faktoren umfassten die Erreichung von Gesundheitszielen (z.B. abnehmen), die Wahrnehmung von Erfolgen und der kostenfreie Zugang. Alle Teilnehmenden gaben zudem an, dass ihnen die digitalen Präventionskurse sehr gut gefallen haben. Hierbei wurde insbesondere die Kursleitung positiv hervorgehoben und die Kurse wurden als abwechslungsreich und gut strukturiert beschrieben. Auch berichteten die Teilnehmenden, dass sie Übungen und das neu erlernte Wissen, beispielsweise bezüglich einer gesünderen Ernährung, in ihren Alltag integrieren konnten – eines der Hauptziele individueller Präventionsangebote. Erlebte Hürden inkludierten Motivationsprobleme, Terminkonflikte, fehlende Disziplin und eine fehlende Verbindlichkeit, wie sie es in Präsenzkursen gibt. Dies empfanden die Teilnehmenden allerdings als unproblematisch, da die Online-Kurse aufgezeichnet waren und somit jederzeit nachgeholt werden konnten. Andererseits hätte das Kursniveau öfters nicht gepasst und sowohl ein zu hohes als auch ein zu niedriges Kursniveau wurde beklagt. Es wurde auch kritisiert, dass es eine zu geringe Kursauswahl gab und dass keine Überprüfung der Übungsausführungen möglich war.
Schlussfolgerung: Die hohe Motivation der Teilnehmenden und eine erfolgreiche Integration des neu Erlernten in den Alltag unterstreichen die Beliebtheit digitaler Präventionskurse. Insbesondere die zeitlich und örtlich flexible Durchführung war für die Teilnehmenden ein großer Gewinn und sollte im Angebot der Krankenkassen fortgeführt werden. Zukünftige digitale Kurse könnten von Live-Online-Sitzungen profitieren, um Fragen der Teilnehmenden zu beantworten und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Zudem sollte eine größere Auswahl an Kursniveaus (sowohl höhere als niedrigere Levels) von den Krankenkassen in Betracht gezogen werden, um die Versicherten langfristig für eine Teilnahme an den digitalen Präventionskursen zu motivieren.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.