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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Reduzierung des Fleischkonsums im Kontext von Klimaschutz und Gesundheit – Ergebnisse einer deutschlandweiten Erhebung

Meeting Abstract

  • Almut Richter - Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Julia Wagner
  • Moosburger Ramona - Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Gert B. M. Mensink - Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Julika Loss - Robert Koch-Institut, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 396

doi: 10.3205/24gmds828, urn:nbn:de:0183-24gmds8282

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Richter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der individuelle Fleischkonsum in Deutschland ist in den letzten Jahren zwar leicht zurückgegangen, übersteigt jedoch immer noch die empfohlene Menge. Hohe Verzehrmengen insbesondere von rotem und verarbeitetem Fleisch werden in Verbindung gebracht mit einem erhöhtem Risiko für Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Darmkrebs und Typ-2-Diabetes [1], [2]. Außerdem führt die aktuelle Fleischerzeugung zu hohen Emissionen von Treibhausgasen, beeinträchtigt die biologische Vielfalt, erzeugt schädliche Nebenprodukte wie Stickstoff und Phosphor und erfordert einen hohen Verbrauch an Fläche und Wasser [3], [4]. Eine stärker pflanzenbasierte Ernährung hätte somit Vorteile sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt und das Klima. Ziel war es daher, herauszufinden, welche Bevölkerungsgruppen in Deutschland ihren Fleischkonsum bereits reduziert haben, was die wichtigsten Gründe dafür sind, und wie hoch die Bereitschaft ist, den Konsum in Zukunft (weiter) zu reduzieren.

Methoden: Die Analysen basieren auf repräsentativen Daten von 3.178 in Deutschland lebenden Erwachsenen, die im Rahmen der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2022) zwischen Juni und Oktober 2022 an dieser telefonischen Querschnittsbefragung teilgenommen haben [5]. Signifikante Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen wurden mit Hilfe von Chi-Quadrat-Tests und logistischen Regressionsmodellen ermittelt. Die Analysen erfolgten mit einem Gewichtungsfaktor.

Ergebnisse: 72 % der Bevölkerung verzichten zumindest gelegentlich bewusst auf Fleischkonsum. Jeder Zweite will seinen Fleischkonsum in Zukunft (weiter) reduzieren oder isst bereits jetzt kein Fleisch. Keine aktuelle und zukünftige Absicht, den Fleischkonsum zu reduzieren, gaben 23 % an. Ein bewusster Verzicht auf Fleischkonsum, aktuell bzw. für die Zukunft geplant, wird häufiger von Frauen und von Personen in höheren Bildungsgruppen genannt. Diejenigen, die derzeit seltener Fleisch essen, haben häufiger die Absicht, den Fleischkonsum noch weiter zu reduzieren als diejenigen, die häufig Fleisch essen. Das meist genannte Motiv für die Reduzierung des Fleischkonsums ist „Gesundheit“, gefolgt von „Klima- und Umweltschutz“ und „Tierschutz“. Für diejenigen, die immer auf Fleisch verzichten, sind die Gründe „weniger Tierleid verursachen“, „esse gerne vegetarisch“ und „Fleisch schmeckt nicht“ wichtiger als für diejenigen, die nur gelegentlich verzichten. Der Klimaschutz als Motiv für eine Fleischreduzierung wird häufiger von jungen Personen und Frauen genannt, während der Gesundheitsnutzen für Personen ab 65 Jahren wichtiger ist.

Fazit: Ein großer Teil der Bevölkerung verzichtet bereits auf Fleischkonsum, zumindest gelegentlich. Dies deutet auf ein breites Grundbewusstsein für die Notwendigkeit einer Reduzierung des Fleischkonsums hin, was den Übergang zu einer stärker pflanzlich orientierten Ernährung in der Bevölkerung erleichtern kann. Allerdings ist die Bereitschaft zwar eine erste Voraussetzung, aber es sind noch mehr tatsächliche Veränderungen der Essgewohnheiten erforderlich, da der Fleischkonsum in Deutschland nach wie vor hoch ist. Deshalb sollten Barrieren identifiziert und abgebaut werden, um diesen Wandel zu realisieren. Insbesondere die Unterstützung jüngerer Erwachsener mit einem aktuell vergleichsweise häufigen Fleischverzehr bei einer hohen Bereitschaft, ihren Fleischkonsum zu reduzieren, erscheint vielversprechend. Unsere Ergebnisse bieten eine Grundlage für die Entwicklung von maßgeschneiderten Maßnahmen zur Förderung von verringertem Fleischverzehr und zeigen die Bedeutung des Klimaschutzes als Motivator.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Battaglia Richi E, Baumer B, Conrad B, Darioli R, Schmid A, Keller U. Health Risks Associated with Meat Consumption: A Review of Epidemiological Studies. Int J Vitam Nutr Res. 2015;85(1-2):70-8.
2.
Micha R, Wallace S, Mozaffarian D. Red and processed meat consumption and risk of incident coronary heart disease, stroke, and diabetes mellitus: a systematic review and meta-analysis.Circulation. 2010;121(21):2271-83.
3.
Vermeulen SJ, Campbell BM, Ingram JSI. Climate Change and Food Systems. Annual Review of Environment and Resources. 2012;37(1):195-222.
4.
Willett W, Rockstrom J, Loken B, Springmann M, Lang T, Vermeulen S, et al. Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet. 2019;393(10170):447-92.
5.
Allen J, Born S, Damerow S, Kuhnert R, Lemcke J, Muller A, et al. German Health Update (GEDA 2019/2020-EHIS) - Background and methodology. J Health Monit. 2021;6(3):66-79.