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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

(Selbstberichtete) Schmerzen bei palliativ behandelten Darmkrebspatient*innen ein Jahr nach der Diagnose – Ergebnisse aus der EDIUM-Studie

Meeting Abstract

  • Sophie Schellack - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
  • Nora Tabea Sibert - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
  • Clara Breidenbach - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
  • Simone Wesselmann - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
  • Christoph Kowalski - Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 180

doi: 10.3205/24gmds815, urn:nbn:de:0183-24gmds8156

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Schellack et al.
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Gliederung

Text

Mit 55.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das kolorektale Karzinom die vierthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Etwa ein Viertel der Diagnosen bei Männern und Frauen wird im UICC-Stadium IV gestellt [1]. Mit dieser Diagnose ist in der Regel eine palliative Behandlung verbunden, die darauf abzielt, die Lebensqualität durch sorgfältige Erfassung und Behandlung von Symptomen und anderen körperlichen und psychosozialen Problemen zu verbessern. Die Schmerzlinderung hat dabei einen hohen Stellenwert [2]. Studien zeigen Schmerzen als relevantes Symptom bei Darmkrebspatient*innen, doch sind nur wenige Studien mit Fokus auf palliativ behandelte Patient*innen bekannt [3], [4].

Ziel dieser Auswertung ist ein Beitrag zum Verständnis von Schmerz und Schmerzverlauf bei Patient*innen mit kolorektalem Karzinom in der Palliativversorgung zu leisten.

Im Rahmen der EDIUM-Beobachtungsstudie werden zurzeit in 80 zertifizierten Darmkrebszentren Patient*innen mit Darmkrebs zu Lebensqualität, Symptomen und Funktionen befragt. Zu Beginn der Behandlung (T0) und circa 12 Monate später (T1) werden die Fragebögen EORTC QLQ-C30 und -CR29 zur Erfassung von Patient-Reported-Outcomes von den Studienteilnehmenden ausgefüllt. In der vorliegenden Analyse wurden sowohl spezifische Schmerzen (abdominal, anal/rektal), als auch Schmerzen allgemein, deskriptiv ausgewertet. Die Symptomskalen können hierbei Werte zwischen 0 und 100 annehmen. Höhere Werte weisen folglich auf größere Schmerzen hin [5].

Für T0 und T1 lagen insgesamt Daten von n=150 palliativ behandelten Darmkrebspatient*innen vor. Davon waren n=85 mit der Diagnose eines Rektumkarzinoms und n=65 mit der Diagnose eines Kolonkarzinoms. Das arithmetische Mittel (SD) für Schmerzen im Allgemeinen betrug zu T0 32 (32) für Patient*innen mit Kolonkarzinom und 27 (32) für Patient*innen mit Rektumkarzinom. Zu T1 stieg der Mittelwert bei den Rektumkarzinompatient*innen (T1: 34 (33)). Die abdominellen Schmerzen nahmen zu T1 beim Kolonkarzinom ab (T0: 32 (33), T1: 25 (28)) und blieben beim Rektumkarzinom konstant (T0: 18 (27), T1: 19 (25)). Anal/rektale Schmerzen nahmen bei Kolonkarzinompatient*innen zu (T0: 10 (23), T1: 20 (29)), bei Rektumkarzinompatient*innen ab (T0: 35 (36), T1: 25 (32)). Vor Therapiebeginn gaben n=19 Rektumkarzinompatient*innen an, dass sie in der letzten Woche ziemlich starke Schmerzen hatten. Zu T1 waren es n=28 der Rektumkarzinompatient*innen. Jeweils n=24 der Kolonkarzinom- und Rektumkarzinompatient*innen gaben zu T0 an, dass die Schmerzen zu einer Beeinträchtigung im Alltag führen. In beiden Gruppen gab es einen Anstieg zu T1 (Kolonkazinompatient*innen: n=29; Rektumkazinompatient*innen: n=42).

Die Studienergebnisse zeigen, dass circa 12 Monate nach Therapiebeginn Schmerz ein sehr relevantes Symptom für palliativ behandelte Darmkrebspatient*innen darstellt. Im Rahmen der palliativmedizinischen Behandlung sollte die Symptomlinderung und somit auch Lebensqualität für Darmkrebspatient*innen im fortgeschrittenen Stadium gewährleistet werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Robert Koch-Institut. Krebs in Deutschland für 2019/2020. 2023. DOI: 10.25646/11357 Externer Link
2.
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF). Erweiterte S3 Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. Langversion 2.2. AWMF-Registernummer: 128/001OL. 2020.
3.
Drury A, Payne S, Brady AM. The cost of survival: an exploration of colorectal cancer survivors’ experiences of pain. Acta Oncologica. 2017 Feb 1;56(2):205–11.
4.
Zielinska A, Wlodarczyk M, Makaro A, Salaga M, Fichna J. Management of pain in colorectal cancer patients. Crit Rev Oncol Hematol. 2021 Jan;157:103122.
5.
Kowalski C, Sibert NT, Wesselmann S. Outcome Quality After Colorectal Cancer Resection in Certified Colorectal Cancer Centers. Dtsch Arztebl Int. 2022 Dec;119(48):821–8.