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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Surveillance in der Endemie – Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) aufgrund von COVID-19 und akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) in der Saison 2023/2024

Meeting Abstract

  • Johanna Schneider - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany
  • Mareike Wollenweber - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany
  • Karina Usipbekova - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany
  • Elke Mertens - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany
  • Ina Holle - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany
  • Johannes Dreesman - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany
  • Sveja Eberhard - AOK Niedersachsen, Hannover, Germany
  • Wiebke Böhne - AOK Niedersachsen, Hannover, Germany
  • Ulrike Junius-Walker - Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA), Hannover, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 907

doi: 10.3205/24gmds784, urn:nbn:de:0183-24gmds7846

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Schneider et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mit dem Übergang der COVID-19 Pandemie in die Endemie entwickelte das niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) den syndromischen Surveillance-Indikator „7-Tage-AU-Inzidenz“ auf der Basis von Daten zur Arbeitsunfähigkeit (AU) der AOK Niedersachsen. Dieser ergänzt die am NLGA seit 2004 etablierte saisonale Surveillance akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE-Surveillance) sowie die Meldungen nach Infektionsschutzgesetz (IfSG), welche stark durch den Wegfall von Pandemiemaßnahmen beeinflusst wurden. In unserem Beitrag geben wir anhand der AU-Surveillance einen Rückblick auf die erste ARE-Saison (2023/2024), die seit der COVID-19 Pandemie ohne offiziell verfügte Infektionsschutzmaßnahmen durchlaufen wurde.

Methoden: Die 7-Tage-AU-Inzidenz zeigt die Anzahl der wöchentlichen ARE- und COVID-19- bedingten AU pro 100.000 krankengeldberechtigter Mitglieder (KGbM). Um Mehrfachzählungen von Infektionen zu vermeiden, werden ausschließlich AU-Erstbescheinigungen berücksichtigt. Dabei orientieren sich die ICD-Codes für ARE und COVID-19 an denen des SEEDARE Projektes des Robert Koch-Instituts (RKI): J00–J06 (akute Infektionen der oberen Atemwege), J09–J11 (Grippe), J12–J18 (Pneumonie), J20–J22 + J44.0 (sonstige akute Infektionen der unteren Atemwege). Für die Identifikation von COVID-19-Fällen werden die Sekundärcodes U07.1! (COVID-19, Virus nachgewiesen) und U07.2! (COVID-19, Virus nicht nachgewiesen) genutzt.

Ergebnisse: In der Saison 2023/2024 sahen wir insbesondere im Dezember 2023 ein umfangreiches Infektionsgeschehen mit einem 7-Tage-AU-Inzidenz-Gipfel von 4.678 AU/100.000 KGbM in KW 50. 22% der ARE-AU gingen in dieser Woche auf eine COVID-19-Codierung zurück. Nach einem generellen Absinken der ARE-AU über den Jahreswechsel zeigte sich zu Beginn des Jahres 2024 ein kontinuierlicher Rückgang der AU mit COVID-19-Diagnosen. Die weiteren ARE stiegen hingegen, parallel zur in den IfSG-Meldedaten und der virologischen Surveillance sichtbaren Influenzawelle, ab KW 1 erneut bis auf 2.724 AU/100.000 KGbM in KW 6/2024 an (Anteil COVID-19: 3%). Über den Saisonverlauf wiesen die 7-Tage-AU-Inzidenz und die 7-Tage-Melde-Inzidenz nach IfSG zu COVID-19 übereinstimmende Trends auf, jedoch auf unterschiedlichem Niveau. So zeigten beide den COVID-19-Inzidenzgipfel in KW 50 mit 1.030 AU/100.000 KGbM bzw. 35 Meldefällen/100.000 Einwohner*innen.

Schlussfolgerungen: Die AU-Surveillance ermöglichte in Kombination mit den etablierten Indikatoren eine umfassende Beurteilung des Infektionsgeschehens in der ARE-Saison 2023/2024 in Niedersachsen. Infektionen konnten unabhängig vom Meldewesen nach IfSG und den Sentinel-Praxen der virologischen Surveillance syndromisch abgebildet werden. Zudem bildet die AU-Surveillance die große Population der Erwachsenen durch die Informationen zu Arbeitnehmenden gut ab. Bei der Interpretation sollten mögliche Änderungen im Codier- und Testverhalten der Ärzteschaft jedoch kontinuierlich berücksichtigt werden. Insbesondere im endemischen Zustand kann die Surveillance auf der Basis von Routinedaten eine mit relativ geringem Aufwand umzusetzende Ergänzung der Meldedaten nach IfSG darstellen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.