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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Wie lange schlafen Erwachsene? Erste Ergebnisse der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2023)

Meeting Abstract

  • Anja Schienkiewitz - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany
  • Stefan Damerow - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG21 - Epidemiologisches Daten- und Befragungszentrum, Berlin, Germany
  • Anne Starker - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany
  • Almut Richter - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany
  • Julika Loss - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, FG27 – Gesundheitsverhalten, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 1030

doi: 10.3205/24gmds775, urn:nbn:de:0183-24gmds7750

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Schienkiewitz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Schlaf ist für die Gesundheit von zentraler Bedeutung. Insbesondere unzureichender Schlaf wird mit der Entstehung einer Reihe von chronischen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Ungesundes Schlafverhalten bzw. Schlafstörungen sind mit einem höheren Risiko für Unfälle und Sterblichkeit verbunden. Nach internationalen Schlafempfehlungen sollten Erwachsene regelmäßig 7 oder mehr Stunden pro Nacht schlafen [1].

Die letzte ausführliche Beschreibung zur Schlafdauer der Bevölkerung in Deutschland stammt aus der Schlafstudie im Auftrag der Techniker Krankenkasse [2]. Im Juli 2017 wurde ein bevölkerungsrepräsentativer Querschnitt von Erwachsenen durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa retrospektiv nach ihren Schlafgewohnheiten in den letzten 2 Wochen befragt.

Aktuelle Profile von Schlafgewohnheiten, insbesondere die Unterschiede zwischen Wochentagen bzw. Arbeitstagen und Wochenenden bzw. arbeitsfreien Tagen, sind für Deutschland – insbesondere nach der COVID-19-Pandemie – nicht bekannt.

Ziel dieses Beitrags ist, Prävalenzen für das Erreichen bzw. Nicht-Erreichen der internationalen Schlafempfehlung für eine gesunde Schlafdauer von regelmäßig 7 bis 9 Stunden pro Nacht zu berichten.

Methoden: In der für die deutsche Wohnbevölkerung repräsentativen Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2023) liegen für den Zeitraum von Mai 2023 bis Januar 2024 Angaben zur Zubettgehzeit, Einschlafzeit, Aufwachzeit und Aufstehzeit in den letzten 4 Wochen für Erwachsene ab 18 Jahren (n=8.026) vor. Aus diesen Angaben wird die effektive Schlafzeit wochentags und am Wochenende berechnet und folgende Kategorisierung vorgenommen: weniger als 7h, 7h bis 9h (Erreichen der Empfehlung), mehr als 9h. Um Abweichungen der Stichprobe von der Bevölkerungsstruktur zu korrigieren, werden die Analysen mit einem Gewichtungsfaktor durchgeführt. Prävalenzen mit 95 %-Konfidenzintervallen (95 %-KI) werden stratifiziert nach Geschlecht, Altersgruppen (18-29 Jahren, 30-44 Jahren 45-64 Jahren, 65+ Jahren) und Bildungsgruppen (nach CASMIN: niedrig, mittel, hoch) berichtet. Um zu untersuchen, welche Determinanten (u. a. Schichtarbeit, Schlafqualität) mit dem Nicht-Erreichen der Schlafempfehlung assoziiert sind, folgen weitere Auswertungen mittels logistischer Regression.

Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass wochentags 52,3 % (95 %-KI 50,5-54,1) und am Wochenende 60,4 % (95 %-KI 58,6-62,2) der Männer und Frauen regelmäßig zwischen 7h und 9h pro Nacht schlafen. Dabei zeigen sich sowohl wochentags als auch am Wochenende Unterschiede nach Geschlecht, Alters- und Bildungsgruppen: unabhängig vom Wochentag erreichen Frauen die Schlafempfehlung von 7h bis 9h häufiger als Männer. Wochentags zeigen sich in den Altersgruppen 18-29 Jahre und 30-44 Jahre keine Unterschiede zwischen denjenigen, die 7h bis 9h schlafen und denjenigen, die weniger oder mehr schlafen; in der Altersgruppe 45-64 Jahre erreicht die Mehrheit die Empfehlung 7h bis 9 h zu schlafen nicht, in der Altersgruppe 65 Jahre und älter hingegen fast 60 %. Am Wochenende erreichen in allen Altersgruppen mehr Menschen die Empfehlung. In niedrigeren Bildungsgruppen wird die Empfehlung, regelmäßig 7h bis 9h zu schlafen, seltener erreicht als in höheren Bildungsgruppen.

Schlussfolgerung: In Deutschland erreicht ein bedeutender Teil der Bevölkerung die Schlafempfehlung von 7h bis 9h pro Nacht nicht. Die Auswertungen sind ein erster Schritt, um für das Thema „gesunde“ Schlafdauer zu sensibilisieren. Um das mögliche Präventionspotenzial von „gesunder“ Schlafdauer näher zu beschreiben, erfolgen im Sommer 2024 weitere differenzierte Analysen zur Identifikation potenzieller Risikogruppen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Watson NF, Badr MS, Belenky G, Bliwise DL, Buxton OM, Buysse D, et al. Recommended Amount of Sleep for a Healthy Adult: A Joint Consensus Statement of the American Academy of Sleep Medicine and Sleep Research Society. Sleep. 2015;38(6):843-844.
2.
TechnikerKrankenkasse. Schlaf gut, Deutschland. TK-Schlafstudie. Hamburg; 2017.