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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Soziale und sozialräumliche Ungleichheit in der Versorgung von Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerung: Eine mehrebenenanalytische Betrachtung von Einflüssen familiärer Bildung und sozialräumlicher Benachteiligung

Meeting Abstract

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  • Timo-Kolja Pförtner - Arbeitsbereich Forschungsmethoden, Humanwissenschaftlichen Fakultät, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Simone Dohle
  • Monika Gube

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 986

doi: 10.3205/24gmds761, urn:nbn:de:0183-24gmds7618

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Pförtner et al.
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Gliederung

Text

Eine verzögerte bzw. versäumte Versorgung bei Sprachentwicklungsverzögerungen beeinträchtigt eine Vielzahl schulischer und beruflicher Lebenschancen. Insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Kinder aus sozialräumlich deprivierten Gegenden gelten dabei als Risikogruppe einer mangelnden Versorgung bei Sprachentwicklungsverzögerungen. Ob und inwieweit ein Zusammenhang zwischen familiärer Bildung und einer mangelnden Versorgung von Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerungen besteht und nach sozialräumlicher Benachteiligung variiert, ist Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Die Analysen stützten sich auf Daten der Schuleingangsuntersuchungen der Städteregion Aachen aus den Jahren 2015 bis 2019. Berücksichtigt wurden Kinder im einschulungsfähigen Alter, bei denen im Bereich Sprachentwicklung ein schulärztlicher Befund erhoben wurde. Auf Basis logistischer Mehrebenenanalysen wurde eine fehlende ärztliche Versorgung in Abhängigkeit vom höchsten formalen Bildungsstatus der Eltern und dem Ausmaß sozialräumlicher Deprivation (gemessen über den Anteil an Eltern mit einem niedrigen Bildungsstatus auf Sozialraumebene) unter Kontrolle verschiedener soziodemografischer Faktoren geschätzt. Nach Kontrolle soziodemografischer Faktoren zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen familiärer Bildung und einer fehlenden ärztlichen Versorgung bei bestehenden Sprachentwicklungsverzögerungen zum Nachteil von Kindern mit mittlerer oder geringer familiärer Bildung. Die Chance (Odds) für eine fehlende ärztliche Versorgung stieg tendenziell, aber nicht signifikant mit dem Ausmaß der sozialräumlichen Deprivation an. Dieser Anstieg war für Kinder mit einer mittleren oder geringen familiären Bildung weniger stark ausgeprägt als für Kinder mit einer hohen familiären Bildung. Die Ergebnisse verdeutlichen bestehende Ungleichheiten in der Versorgung von Sprachentwicklungsverzögerungen zum Nachteil von Kindern mit einer geringeren familiären Bildung. Daneben scheint auch die sozialräumliche Deprivation tendenziell mit einer mangelnden Versorgung in Verbindung zu stehen, was auf mögliche Ungleichheiten in den Zugangschancen zur ärztlichen Versorgung von Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerung hinweist.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.