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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Einsamkeit in deutschen Hochschulen: Eine sozial-ökologische Analyse mit Daten der StudiBiFra-Studie

Meeting Abstract

  • Vanessa Wenig - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Katherina Heinrichs - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Eileen Heumann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Jennifer Lehnchen - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Julia Burian - Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Zita Deptolla - Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, Bielefeld, Germany
  • Christiane Stock - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 164

doi: 10.3205/24gmds754, urn:nbn:de:0183-24gmds7542

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Wenig et al.
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Gliederung

Text

Studierende sind besonders häufig von Einsamkeit betroffen. Diese kann sowohl Folgen für die Gesundheit als auch für die Bewältigung des Studienalltags haben. Einsamkeit hängt – neben individuellen Faktoren – ebenfalls mit Faktoren auf interpersoneller und organisationaler Ebene zusammen. Diese Studie untersucht, inwiefern individuelle, interpersonelle und organisationale Faktoren im universitären Kontext mit Einsamkeit unter Studierenden zusammenhängen.

Für unsere Analysen verwendeten wir die Daten der StudiBiFra-Studie, einer deutschlandweiten Querschnittsstudie zu Studienbedingungen und psychischer Gesundheit von Studierenden. Unsere Analyse umfasste eine Stichprobe von 12.874 Studierenden von insgesamt 7 Hochschulen. An diesen Hochschulen wurden die Daten zwischen Mai 2022 und März 2023 erhoben. Die Assoziationen von individuellen, interpersonellen sowie organisationalen Faktoren mit Einsamkeit im Studium wurden mithilfe hierarchischer Regression analysiert.

In ihrem Studium fühlten sich 28,2 % der Studierenden einsam. Auf individueller Ebene stieg die Chance, Einsamkeit im Studium zu erleben, für Studierende, welche sich als gender-divers (OR=1,69; KI: 1,04-2,73) oder männlich (OR=1,43; KI: 1,26-1,63) identifizierten sowie für Studierende mit einem schlechten subjektiven Gesundheitszustand (OR=2,62; KI: 2,26-3,05). Auf interpersoneller Ebene wirkten positive soziale Beziehungen unter den Studierenden als Schutzfaktor gegen Einsamkeit im Studium (OR=0,31; KI: 0,29-0,34). Die Unterstützung durch Lehrende war hingegen nicht mit Einsamkeit an der Hochschule assoziiert. Auf organisationaler Ebene berichteten Studierende mit einer schwachen Bindung an ihre Hochschule mit eineinhalbfacher Chance über Einsamkeit (OR=1,43; KI: 1,23-1,67) als Studierende mit einer starken Bindung. Darüber hinaus war ein hohes hochschulisches Engagement Studierender mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden, sich im Studium einsam zu fühlen (OR=0,90; KI: 0,83-0,97). Studierende an Fachhochschulen haben eine geringere Chance (OR=0,76; KI: 0,63-0,91), sich einsam zu fühlen, als Studierende an Universitäten. Die Kommunikationskultur an der Hochschule war nicht mit Einsamkeit assoziiert.

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Maßnahmen auf individueller und institutioneller Ebene zur Prävention von Einsamkeit Studierender an deutschen Hochschulen. Neben gezielten Interventionen zur Förderung des sozialen Zusammenhalts ist es entscheidend, Programme zur Stärkung der Identifikation mit der Hochschule und des Engagements der Studierenden zu entwickeln. Hochschulen sollten verstärkt als lebendige und unterstützende Gemeinschaften wahrgenommen werden. Qualitative Forschung könnte dazu beitragen, die spezifischen Ursachen und Auswirkungen von Einsamkeit an Universitäten besser zu verstehen und effektive Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.