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Dive deep into the real situation – die Bedeutung von in-situ-Studien für das digitale Selbstmanagement von chronischen Erkrankungen
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Mobile Medien können ubiquitär, also in einer Vielzahl von Kontexten, für das Selbstmanagement chronischer Erkrankungen genutzt werden [1]. Gleichzeitig stellen die verwendeten Geräte wie Smartphones oder Smartwatches individuell programmier- und konfigurierbare Metamedien dar [2]. Die entsprechend hohe intra-individuelle Varianz in der Nutzung mobiler Medien ist ein Grund für die bisher widersprüchliche Befundlage zum Nutzen mobiler Medien für das Selbstmanagement chronischer Krankheiten [3]. Um diese Lücke in der aktuellen Forschung zu adressieren, stellen in-situ-Studien eine vielversprechende Möglichkeit dar. Dabei werden Daten im Moment der tatsächlichen Mediennutzung (d.h. in-situ) in einem Zeitraum von mehreren Monaten erhoben, um eine Vielzahl von möglichen Nutzungskontexten auf der situativen Ebene längsschnittlich zu erfassen. Wie bereits für die mobile Social-Media-Nutzung gezeigt werden konnte, berücksichtigt die in-situ-Messung nicht nur die intra-individuelle Heterogenität der Mediennutzung, sondern unterscheidet sich auch deutlich von verallgemeinerten ex-post-Selbstberichten [4]. Neben Chancen und Herausforderungen der Methodik wird ein entsprechender Studienaufbau exemplarisch vorgestellt.
Das Sample bilden Personen, die an Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 erkrankt sind, und bezüglich Alter, Geschlecht und Bildungsstatus heterogen sind. In einem vorgelagerten Fragebogen werden zunächst die Soziodemografie, Einzelheiten zur Erkrankung und die allgemeine Mediennutzung abgefragt. Die in-situ Befragung findet app-basiert statt, wobei die Befragten zu verschiedenen Zeitpunkten mit einer Aufforderung (bspw. ein Pop-up auf dem Smartphone) dazu eingeladen werden einen kurzen Fragebogen auszufüllen. Über sechs Monate werden mit zwei täglichen in-situ-Messungen pro Woche für jeweils eine Woche im Monat insgesamt maximal 84 Datenpunkte pro teilnehmender Person erzielt. Erfasst werden dabei in diesem Moment Merkmale der Situation (z.B. Ort, anwesende Personen und Barrieren) sowie Eigenschaften der für das Selbstmanagement genutzten Medien (z.B. Smartwatch oder Blutzuckermessgerät). Zusätzlich können Sensordaten getrackt und verbundene Geräte eingetragen werden. Mit einer Mehrebenenanalyse wird schließlich eine simultane Typologie sowohl auf der Situations- als auch auf der Personenebene abgeleitet.
Ziel ist die detaillierte Ausdifferenzierung von Nutzungsmustern und Kombination verschiedener Geräte im Diabetes-Selbstmanagement. Die Einbeziehung der Situationsebene verspricht eine höhere Erklärungskraft, da die tatsächliche Mediennutzung in-situ besser abgebildet werden kann. Damit liefert dieses methodische Tieftauchen in die spezifischen Situationen zentrale Ergebnisse für eine Verbesserung des digitalen Selbstmanagements bei chronischen Erkrankungen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Karnowski V. The Nano Level of Media Use: Situational Influences on (Mobile) Media Use. In: Krämer, Sanghera-Warren, editors. How We Use the Media. 1st ed. [S.l.]: Springer International Publishing; 2020. (Transforming Communications – Studies in Cross-Media Research). p. 157–68.
- 2.
- Humphreys L, Karnowski V, von Pape T. Smartphones as Metamedia. 2018.
- 3.
- Holmen H, Wahl AK, Cvancarova Sm\u229 ?stuen M, Ribu L. Tailored Communication Within Mobile Apps for Diabetes Self-Management: A Systematic Review. J Med Internet Res. 2017;19(6):e227.
- 4.
- Naab TK, Karnowski V, Schlütz D. Reporting Mobile Social Media Use: How Survey and Experience Sampling Measures Differ. Communication Methods and Measures. 2019;13(2):126–47.