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Psychische Belastungen und Beanspruchungen im Kontext wissenschaftlichen Arbeitens (Teil I): Datenbasis und externer Vergleich
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Psychische Belastungen bei der Arbeit werden auf dem Feld der Wissenschaft häufig dann öffentlich wahrgenommen, wenn es um die besonderen Arbeitsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses geht. Die negativen Folgen befristeter Beschäftigung für die Karriereplanung junger Menschen bestimmen die Diskussion. In den folgenden Analysen richtet sich der Blick auch darauf, welche Belastungen das Arbeiten „in der Wissenschaft“ insgesamt kennzeichnen und auch, ob sich das Arbeiten an Hochschulen / Universitäten von dem an außeruniversitären Forschungseinrichtungen unterscheidet.
Methoden: Die Datenbasis der Analysen bilden Befragungen der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) zu psychischen Belastungen und Beanspruchungen mit dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ) [1]. Die anonymisierten Angaben von Befragungen bei 20 außeruniversitären Einrichtungen (Fraunhofer-, Helmholtz-, Leibniz-, Max-Planck-Institute) sowie 8 Hochschulen / Universitäten seit 2019 werden zusammengefasst. Neben deskriptiven Analysen werden insbesondere Mittelwerte unterschiedlicher Subgruppen miteinander verglichen. Alle Skalen sind 0-100 Punkte skaliert.
Ergebnisse: Das Sample umfasst die Angaben von insgesamt 5.153 Befragten, von denen 2.621 anhand der Klassifikation der Berufe (KldB 2010, V. 2020) einer Tätigkeit im Bereich „Wissenschaft“ zugeordnet werden. Die Arbeitsbedingungen in dieser Gruppe werden denen von 1.804 Verwaltungsbeschäftigten aus demselben Sample sowie denen des repräsentativ gewichteten Querschnitts aller Berufe in Deutschland (n = rd. 250.000) gegenübergestellt. Klare Unterschiede zwischen den Subgruppen des Samples zeigen sich z.B. hinsichtlich der Entgrenzung der Arbeit (Wissenschaft: 55 Punkte, Verwaltung: 33 Punkte), aber auch beim Einfluss auf die Arbeit (62 vs. 49 Punkte). Gegenüber dem Querschnitt der Berufe zeigen sich wiederum die Befragten aus beiden Subgruppen überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Arbeit (70 bzw. 68 vs. 64 Punkte).
Diskussion: Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich das Arbeiten in wissenschaftlichen Berufen in einigen Aspekten durchaus von dem in anderen Berufsfeldern abhebt [2]. An anderer Stelle sind – zumindest auf dieser Betrachtungsebene – kaum nennenswerte Abweichungen festzustellen. Das mag sich mit der Betrachtungsebene verändern: die Form der Arbeitsorganisation und die Stellung in der Organisation sind naheliegende Ebenen, um nach Abweichungen zu suchen. Differenzierungen dieser Art nehmen die beiden Folgereferate für „das Arbeiten in der Wissenschaft“ in den Blick.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Lincke HJ, Vomstein M, Lindner A, Nolle I, Häberle N, Haug A, Nübling M. COPSOQ III in Germany: validation of a standard instrument to measure psychosocial factors at work. J Occup Med Toxicol. 2021;16:50. DOI: 10.1186/s12995-021-00331-1
- 2.
- Urbina-Garcia A. What do we know about university academics' mental health? A systematic literature review. Stress Health. 2020 Dec;36(5):563-585. DOI: 10.1002/smi.2956