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Kosten-Effektivitäts-Analyse einer multimodalen Schmerztherapie mit Rückfallprophylaxe für Rückenschmerzpatienten anhand von GKV-Routinedaten
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: 2021 wurden bei 26,2 Millionen Deutschen Rückenschmerzen diagnostiziert. Dies entspricht einer Prävalenz von 31,4 Prozent der Bevölkerung [1]. Die enorme Relevanz der Erkrankung zeigt sich neben den Belastungen auf Patientenebene ebenso anhand hoher Krankheitskosten aus volkswirtschaftlicher Perspektive [1], [2], [3]. Das Innovationsfondsprojekt MMS-RFP untersucht eine zwölfmonatige Rückfallprophylaxe (RFP) als neue Versorgungsform, die direkt an eine vierwöchige multimodale Schmerztherapie (MMS) anschließt. Es wurde angenommen, dass durch die Intervention Kosten eingespart, die Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) aufgrund von Rückenschmerzen verringert sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) verbessert werden können.
Methode: 297 Teilnehmende, die erwerbstätig waren und ihren Wohnsitz in Deutschland hatten, haben an der randomisierten kontrollierten (RCT) Studie teilgenommen. Die Studie wurde von 2019 bis 2022 in einem Reha-Zentrum in Niedersachsen ambulant durchgeführt. Der Rekrutierungszeitraum betrug 24 Monate. Für die Analysen wurden quantitative Primär- und Sekundärdaten in Form von Routinedaten der AOK Niedersachsen und Fragebogendaten herangezogen. Der EQ-5D-Index wurde zur Bewertung der HRQoL der Teilnehmenden verwendet. Anhand einer gesundheitsökonomischen Analyse wurden die Kosten, Kosteneinsparungen sowie die Kosteneffektivität der Intervention aus der GKV Perspektive untersucht. Die Studie wurde von der Ethikkommission der Medizinischen Hochschule Hannover genehmigt (Referenznummer 8548_BO_S_2019) und ist im Deutschen Register für Klinische Studien DRKS00017654 registriert.
Ergebnisse: In allen Leistungsbereichen wurden in der IG Einsparungen erzielt. Auf die Gesamtkosten bezogen wurden unter Berücksichtigung der Interventionskosten (799,01 €) im Mittel 65,11 € in der IG gegenüber der KG eingespart. In der IG wurden unter Berücksichtigung der Interventionskosten (799,01 €) im Mittel 65,11 € pro Person in Bezug auf die Gesamtkosten gegenüber der KG eingespart. Den höchsten Kostenfaktor bilden in beiden Gruppen Krankengeldzahlungen. Die durchschnittliche Anzahl der AU-Tage ist in der Interventionsgruppe (IG) nach der Intervention knapp 14 Tage niedriger im Vergleich zur Kontrollgruppe (KG). Die Kosteneffektivitätsanalyse ergab 67,59 € pro vermiedenem AU-Tag. Hierbei dominiert keine Versorgung die andere, da die direkten Kosten in der IG höher und die Anzahl der AU-Tage geringer sind. Für die HRQoL lag die IKER bei - 2.152,40 €. Da die EQ-5D-Werte höher und die Gesamtkosten in der IG geringer sind, dominiert die IG die KG in Bezug auf die HRQoL.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Evaluation deuten darauf hin, dass die RFP zu Kosteneinsparungen in den einzelnen Leistungsbereichen führt. Insgesamt wurde jedoch kein signifikanter Effekt hinsichtlich der direkten und indirekten Kosten erreicht. Zwar sind die AU-Tage in der IG geringer, jedoch sind die direkten Kosten aufgrund der Interventionskosten höher.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Ashrafian S, Schüssel K, Schlotmann A, Weirauch H, Brückner G, Schröder H, et al. Gesundheitsatlas Deutschland - Rückenschmerzen. Wissenschaftliches Institut der AOK (WldO); 2023. DOI: 10.4126/FRL01-006453981
- 2.
- Wenig CM, Schmidt CO, Kohlmann T, Schweikert B. Costs of back pain in Germany. Eur J Pain. 2009; 13:280–6. DOI: 10.1016/j.ejpain.2008.04.005
- 3.
- Raspe HH, editor. Rückenschmerzen. Berlin: Robert-Koch-Institut (RKI); 2012.