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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Ernährungsbezogene Gesundheitsförderung im Ess- und Ernährungsalltag von Erwachsenen mit sog. geistiger Behinderung, die in besonderen Wohnformen leben

Meeting Abstract

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  • Carina Schüßler - Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany
  • Anja Kroke - Hochschule Fulda - University of Applied Sciences, Fulda, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 214

doi: 10.3205/24gmds684, urn:nbn:de:0183-24gmds6848

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Schüßler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Angesichts höherer Auftrittshäufigkeiten ernährungsbedingter Erkrankungen von Erwachsenen mit sog. geistiger Behinderung (gB) im Vergleich zur jeweiligen Allgemeinbevölkerung (u. a. [1], [2] sowie einer in dieser Zielgruppe häufig verzeichneten niedrigen Ernährungsqualität (u. a. [3]), stellen (inklusive) Maßnahmen der ernährungsbezogenen Gesundheitsförderung ein notwendiges sowie bedeutsames Handlungsfeld in besonderen Wohnformen dar. Im wissenschaftlichen Diskurs zur Gesundheitserhaltung der betreffenden Zielgruppe wurde der Aspekt der Ernährung und die Bedeutung des Essens jedoch bislang unzureichend berücksichtigt, was sich in einem deutlichen Mangel an Wissen und Transparenz über alltägliche ess- und ernährungsbezogene Bedürfnisse und Bedarfe von Erwachsenen mit sog. gB manifestiert (u. a. [4]). Daraus resultiert neben einer defizitären wissenschaftlich-fundierten Basis zum Ess- und Ernährungsalltag in besonderen Wohnformen auch eine fehlende Vorstellung darüber, wie eine adressatengerechte ernährungsbezogene Gesundheitsförderung für und mit Erwachsenen mit sog. gB in dieser Lebenswelt gelingen kann.

Das Ziel der Studie ist es, zentrale verpflegungsbezogene Rahmenbedingungen und Strukturen zu untersuchen sowie ess- und ernährungsrelevante Situationen in besonderen Wohnformen zur Gestaltung des Ess- und Ernährungsalltages zu ermitteln. Darauf basierend sollen für die Lebenswelt relevante Aspekte und Handlungsempfehlungen zur Förderung ernährungsbezogener Gesundheit identifiziert bzw. abgeleitet werden.

Methode: Zur Erreichung des Forschungsziels wurden qualitativ-empirische Erhebungsmethoden angewendet. Basierend auf einer explorativen Vorstudie mittels teilnehmender Beobachtung wurden 26 leitfadengestützte Interviews mit Bewohner*innen, Betreuer*innen und Leitungspersonen aus zwei Wohngruppen geführt. Die Auswertung der Interviews erfolgt mittels der reflexiven thematischen Analyse nach Braun und Clarke [5], die eine Methode zur Entwicklung, Analyse und Interpretation von Themen innerhalb eines qualitativen Datensatzes darstellt. Der 6-stufige-Analyseprozess ist noch nicht abgeschlossen, lässt jedoch mit Erkenntnissen aus den teilnehmenden Beobachtungen sowie ausgewählten Interviews erste Ergebniseinblicke zu.

Ergebnisse: Die bisherige Datenauswertung zeigt, dass u. a.

  • die soziale und kulturelle Rahmung von Mahlzeitensituationen (z. B. gemeinsame Mahlzeiteneinnahme);
  • das soziale Netzwerk (z. B. Haltung und Fachkompetenz der unterstützenden Fachkraft zum Thema Essen und Ernährung);
  • der organisatorische und strukturelle Rahmen der Einrichtung (z. B. institutionelles Selbstverständnis im Hinblick auf das Mahlzeitenangebot) sowie
  • die Selbstbestimmung und Partizipation der Bewohner*innen

eine Schlüsselrolle bei der Konzipierung ernährungsbezogener Gesundheitsförderung im Ess- und Ernährungsalltag in besonderen Wohnformen einnimmt.

Schlussfolgerung: Die bisherigen Ergebnisse der Studie unterstreichen die Relevanz der Schaffung wirksamer gesundheitsförderlicher Verhältnisse in Bezug auf die Umsetzung und Akzeptanz ernährungsbezogener Maßnahmen in der Lebenswelt von Erwachsenen mit sog. gB, die in besonderen Wohnformen leben. Vor diesem Hintergrund ist eine Erfassung lebensweltlicher Strukturen und Rahmenbedingungen sowie situativer Anforderungen im Hinblick auf die Gestaltung eines gesundheitsförderlicheren Ess- und Ernährungsalltages sowie damit verbundenen Perspektiven aufseiten der Bewohner*innen und Betreuer*innen in den Fokus zukünftiger Forschung im Kontext der Gesundheitsförderung zu rücken.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Griebler R, Griebler U, Weber G, Trampert A, Sunder-Plassmann V, Klerings I, et al. Gesundheitliche Situation von Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. Eine systematische Literaturübersicht. Wien: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz; 2021.
2.
Flygare Wallén E, Ljunggren G, Carlsson AC, Pettersson D, Wändell P. High prevalence of diabetes mellitus, hypertension and obesity among persons with a recorded diagnosis of intellectual disability or autism spectrum disorder. Journal of Intellectual Disability Research. 2018;62(4):269–80.
3.
Gast DAA, Wit GLC de, Hoof A van, Vries JHM de, Hemert B van, Didden R, et al. Diet quality among people with intellectual disabilities and borderline intellectual functioning. Journal of Applied Research in Intellectual Disabilities. 2022;35(2):488–94.
4.
Meyer C. Über die (noch zu unsichtbare) Bedeutung des Essens für 12,77 Millionen Menschen. In: Walther K, Römisch K, Hrsg. Gesundheit inklusive: Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit. Wiesbaden: Springer VS; 2019. S. 199–228.
5.
Braun V, Clarke V. Thematic analysis: A practical guide. London: SAGE; 2022.