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Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten: Ergebnisse der COPSY-Längsschnittstudie
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Kinder und Jugendliche leben in turbulenten Zeiten und sind nicht nur mit den Folgen der COVID-19-Pandemie, sondern auch mit multiplen weiteren Krisen wie der Klimakrise, Kriegen und Wirtschaftskrisen konfrontiert. Diese können zu einem Gefühl der Unsicherheit führen, aber auch die psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen. In diesem Beitrag wird gezeigt, wie sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland seit Beginn der COVID-19-Pandemie entwickelt hat. Darüber hinaus werden Risikofaktoren für eine verminderte psychische Gesundheit diskutiert und vor dem Hintergrund sozialer Ungleichheit beleuchtet. Es werden auch Ressourcen zur Stärkung der psychischen Gesundheit in Krisenzeiten vorgestellt.
Methoden: Die Datengrundlage bildet die bundesweite bevölkerungsbasierte COPSY (COrona und PSYche) Längsschnittstudie, in welcher die Veränderungen in der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während und nach der COVID-19-Pandemie (2020-2023, N = 1.600-1.700) beobachtet wurden. In der COPSY-Studie wurden Eltern mit Kindern im Alter von 7 bis 17 Jahren sowie die Kinder ab einem Alter von 11 Jahren zu psychischen Auffälligkeiten (Strengths and Difficulties Questionnaire), Ängstlichkeit (SCARED), depressiven Symptomen (CES-DC), psychosomatischen Beschwerden (HBSC-SCL) sowie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (KIDSCREEN-10) befragt. Als Risikofaktoren und Ressourcen wurde u.a. der sozioökonomische Status, Belastungen der Eltern, das Familienklima und soziale Unterstützung erhoben. In den jüngsten Erhebungen der COPSY-Studie wurden auch krisenbedingter Stress und Zukunftsängste erfasst.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der COPSY-Studie zeigen, dass es während der Pandemie zu einer erheblichen Verschlechterung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und einer Zunahme von psychischen Auffälligkeiten kam. Auch nach Ende der Pandemie leidet noch jedes fünfte Kind unter psychischen Auffälligkeiten und einer geminderten Lebensqualität. Zugleich werden Kinder und Jugendliche durch neue Krisen belastet. Kinder und Jugendliche von psychisch belasteten Eltern und aus sozial benachteiligten Familien leiden besonders unter pandemie- und krisenbedingtem Stress, während ein positives Familienklima und soziale Unterstützung sie schützen und seelisch stabilisieren können.
Schlussfolgerung: Globale Krisen wie die COVID-19-Pandemie können sich nachteilig auf die psychische Gesundheit von jungen Menschen auswirken. Um Kinder und ihre Familien in Krisenzeiten besser unterstützen zu können, werden ressourcenorientierte und niedrigschwellige Ansätze zur Gesundheitsförderung, Prävention und Intervention benötigt.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.