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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Bürokratische Belastungen und Bewältigungsstrategien zur Erhaltung der Gesundheit von Führungskräften: Eine qualitative Untersuchung

Meeting Abstract

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  • Jule Kobs - Universität Witten/Herdecke, Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung (IGVF), Witten, Germany
  • Maren Michaelsen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung (IGVF), Witten, Germany
  • Tobias Esch - Universität Witten/Herdecke, Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung (IGVF), Witten, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 65

doi: 10.3205/24gmds656, urn:nbn:de:0183-24gmds6566

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Kobs et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Bürokratie wird durch eng definierte Regeln und Vorschriften charakterisiert. Die (potenziell) destruktive Wirkung von Bürokratie oder von wahrgenommener Überregulation wird bereits in Meinungspapieren dargestellt [1], [2], [3], [4]. Eine Untersuchung zeigt beispielsweise, dass Bürokratie Aktivitäten in der medizinischen Forschung einschränken kann [5]. Ziel war es zu untersuchen, wie Führungskräfte Bürokratie wahrnehmen.Es wurde auch der Frage nachgegangen, welche Bewältigungsstrategien und Ressourcen von Bedeutung zur Aufrechterhaltung der Gesundheit und Arbeitsmotivation sind.

Methoden: Es wurden leitfadengestützte Interviews mit Führungskräften aus dem deutschen Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen durchgeführt, die bei bürokratischer Anforderungen motiviert sowie gesund waren (Selbsteinschätzung). Die Interviews wurden transkribiert und mittels der Grounded Theory iterativ ausgewertet (MAXQDA).

Ergebnisse: Die Führungskräfte (n=16) hatten größtenteils einen negativen Blick auf die Bürokratie und beschrieben eine kontinuierliche Zunahme der bürokratischen Anforderungen seit Stellenantritt. Die Bürokratie schien häufig nicht als Teil der „eigentlichen Arbeit“, sondern vielmehr als „notwendiges Übel“ wahrgenommen zu werden. Im Umgang mit der Bürokratie bilden sich drei Kategorien ab: (1) Ausweichmechanismen, (2) Anpassungsprozesse, (3) Hinnahme (inkl. Zynismus). Während wenige Führungskräfte keinen Einfluss der Bürokratie auf die wahrgenommene Gesundheit beschrieben, schildern andere einen negativen Zusammenhang. Eine dritte Gruppe betont, dass die Bürokratie das „Fass zum Überlaufen“ bringen kann. In Bezug auf Ressourcen und Bewältigungsmechanismen wurden welche aus dem beruflichen Kontext und privaten Umfeld genannt sowie persönliche Ressourcen. Sinnhaftigkeit und Selbstwirksamkeit stellten sich als zentrale Ressourcen heraus: Inwieweit diese trotz bürokratischer Anforderungen vorliegen bzw. durch die Anforderungen eingeschränkt werden, scheint wesentlich für die Bewertung.

Schlussfolgerung: Bürokratie scheint die wahrgenommene Gesundheit hauptsächlich negativ zu beeinflussen. Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung sollten entwickelt werden. Der kurzfristig als zielführend wahrgenommene Bewältigungsmechanismus der Hinnahme sollte als langfristiger Risikofaktor eines Burnouts (Dimension Zynismus) untersucht werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Gunderman RB, Lynch JW. How Bureaucracy Can Foster Burnout. Journal of the American College of Radiology. 2018;15(12):1803–5. DOI: 10.1016/j.jacr.2018.06.015 Externer Link
2.
Johansson J. Battling the bureaucracy hydra. Science. 2016;351(6272):530. DOI: 10.1126/science.351.6272.530 Externer Link
3.
Patel K. Bureaucracy holds the NHS back. BMJ. 2013;347:f4624. DOI: 10.1136/bmj.f4624 Externer Link
4.
Scott VJ. Advanced clinical practice: is it worth the bureaucracy? Br J Nurs. 2021;30(2):109. DOI: 10.12968/bjon.2021.30.2.109 Externer Link
5.
Rule S, LeGouill S. Bureaucracy is strangling clinical research. BMJ. 2019;364:l1097. DOI: 10.1136/bmj.l1097 Externer Link