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Querschnittliche Assoziation des Halsumfangs mit kardiometabolischen Risikofaktoren und selbst-berichteten Herzkreislauferkrankungen in der NAKO-Gesundheitsstudie (Studienzentrum Kiel)
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Adipositas prädisponiert für viele Erkrankungen, beispielsweise für Herzinfarkt, Diabetes mellitus und Schlaganfall. Es ist bekannt, dass verschiedene Fettkompartimente im Körper einen unterschiedlichen Einfluss auf die Entstehung dieser Erkrankungen haben. Vor allem das viszerale Fettgewebe ist mit einem höheren kardiometabolischen Risiko assoziiert, als das subkutane Fettgewebe. Als ein relativ neuer, sehr einfach zu bestimmender Marker für die Fettverteilung wurde der Halsumfang beschrieben. Zusammenhänge zwischen dem Halsumfang und kardiovaskulären Risikofaktoren wurden bislang in Deutschland nur unzureichend untersucht. Klicken oder tippen Sie hier, um Text einzugeben.
Methoden: Bei 4612 Probandinnen und Probanden (Median des Alters 49 Jahre; 48,3% Frauen) der NAKO-Gesundheitsstudie des Studienzentrums in Kiel wurde zusätzlich der Halsumfang gemessen. Mittels linearer beziehungsweise logistischer Regression wurde untersucht, ob der Halsumfang mit anthropometrischen und kardiometabolischen Parametern oder mit selbstberichteten klinischen Erkrankungen assoziiert war.
Ergebnisse: In alters- und geschlechts-adjustierten Modellen war der Halsumfang (Zunahme um 1cm) mit diversen kardiometabolischen Risikofaktoren assoziiert, u. a. mit der Fettmasse [%] (β: 1.41; p<0,001), dem BMI [kg/m2] (β: 1.24; p<0,001), dem Gesamtcholesterin (β: 0,45 p<0,001), dem LDL-Cholesterin (β: 1,17; p<0,001), invers mit dem HDL-Cholesterin (β: -1,74; p<0,001), mit Triglyzeriden (β: 8,94; p<0,001) und dem Glukose-Wert (β: 1,07; p<0,001). Es gab weiterhin positive Assoziationen mit dem systolischen (β: 0,82; p<0,001) und dem diastolischen Blutdruck (β: 0,56; p<0,001), sowie mit dem subkutanen (β: 0,12; p<0,001) und dem viszeralen Fettgewebe (β: 6.95; p<0,001). Nach zusätzlicher Adjustierung für den BMI sank bei allen Parametern die Stärke der signifikanten Assoziation zwischen dem Halsumfang und den kardiovaskulären Risikofaktoren. Für das Gesamtcholesterin (β: -0,05 p=0,868) und das LDL-Cholesterin (β: 0,11 p=6,74) konnte kein signifikanter Zusammenhang mehr mit dem Halsumfang beobachtet werden.
In Bezug auf selbst-berichtete klinische Endpunkte fand sich für den Halsumfang (Zunahme um 1 cm) nach Adjustierung für Alter und Geschlecht eine Assoziation zum Diabetes mellitus (OR: 1,26; 95% KI 1,2-1,32; p<0,001), zum Herzinfarkt (OR: 1,13; 95% KI 1,03-1,24; p=0,007) und zur Herzinsuffizienz (OR: 1,11; 95% KI 1,03-1,2; p<0,001), aber nicht zum Schlaganfall (OR: 1,02; 95% KI 0,92-1,12; p=0,73). Nach Adjustierung für den BMI bleiben der Herzinfarkt (OR: 1,21; 95% KI 1,03-1,42; p=0,02) und Diabetes mellitus (OR: 1,09; 95% KI 1,01-1,17; p=0,02) signifikant mit dem Halsumfang assoziiert. Nach zusätzlicher Adjustierung für klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren (systolischer Blutdruck, Diabetes mellitus, antihypertensive Medikation, LDL- Cholesterin, Rauchstatus sowie für Menopause und Einnahme von Hormonersatzpräparaten) waren diese Assoziationen nicht mehr statistisch signifikant.
Schlussfolgerung: Der Halsumfang zeigt im Querschnitt moderate Assoziationen mit kardiovaskulären Risikofaktoren in alters- und geschlechtsadjustierten Modellen. Die Stärke dieser Zusammenhänge nimmt erheblich ab, und teilweise sind die Assoziationen nicht mehr statistisch signifikant, wenn für den BMI adjustiert wird. Dies deutet darauf hin, dass der Halsumfang keine wesentlichen, über den BMI hinausgehenden, Assoziationen mit kardiovaskulären Risikofaktoren oder Erkrankungen aufweist. Dennoch sollte in prospektiven Settings untersucht werden, ob sich durch den Halsumfang ggf. die Prädiktion zukünftiger klinischer Ereignisse verbessern lässt.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.