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Assoziation des Typ-2-Diabetes-Risikos mit selbsteingeschätzter allgemeiner und psychischer Gesundheit bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2022
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Effektive bevölkerungsweite Präventionsmaßnahmen sind erforderlich, um die prognostizierten ansteigenden Fallzahlen von Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) und damit verbundene Krankheitsfolgen einzudämmen. Im Fokus stehen dabei beeinflussbare, lebensstilbedingte Risikofaktoren, die auch für die Prävention anderer nicht übertragbarer Krankheiten hohe Relevanz haben. Zusammenhänge zwischen diesen Risikofaktoren und der psychischen Gesundheit sind bekannt, aber bislang nur unzureichend verstanden. Bisherige epidemiologische Studien untersuchten insbesondere die Assoziation von verschiedenen einzelnen Lebensstilfaktoren und der psychischen Gesundheit [1], [2]. Da Faktoren eines ungesunden Lebensstils miteinander interagieren können [3], ist auch eine Betrachtung des Zusammenspiels dieser Faktoren für das zukünftige Erkrankungsrisiko von Bedeutung. Der Deutsche Diabetes-Risiko-Test (DRT) berücksichtigt unter anderem verschiedene Lebensstilfaktoren und berechnet einen validierten Score zur Einschätzung des 5-Jahres-Risikos für T2DM [4]. Ziel unseres Beitrags ist es, den Zusammenhang zwischen T2DM-Risiko und verschiedenen etablierten Indikatoren der allgemeinen und der psychischen Gesundheit zu analysieren.
Methodik: Die Analysen beruhen auf Daten der bevölkerungsbezogenen Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2022“ (GEDA-Studie 2022). Personen ab 18 Jahren wurden in standardisierten telefonischen Interviews von Februar 2022 bis Januar 2023 befragt. Die Studienpopulation umfasst 5.192 Erwachsene ohne bekannten Diabetes. Das 5-Jahres-Risiko für T2DM wurde mit dem DRT ermittelt und in die Kategorien „niedriges“, „noch niedriges“, „erhöhtes“ und „hohes“ Risiko eingeteilt [5]. Als Zielgrößen werden selbsteingeschätzte allgemeine Gesundheit (self-rated health, SRH), psychische Gesundheit (self-rated mental health, SRMH), depressive Symptome (Patient Health Questionnaire-2) sowie Angstsymptome (Generalised Anxiety Disorder-2) verwendet. Es wurden Poisson-Regressionsanalysen mit dem kategorialen T2DM-Risiko durchgeführt, adjustiert nach Geschlecht, Alter, Bildung, Lebenssituation (alleinlebend), Wohnregion und sozialer Unterstützung. Gewichtete Häufigkeiten und Prevalence Ratios (PR) mit 95%-Konfidenzintervallen (95%-KI) werden berichtet.
Ergebnisse: Insgesamt liegt bei 60,8% (95%-KI: 58,7-63,0%) ein niedriges Risiko, bei 15,7% (14,2-17,2%) ein noch niedriges Risiko, bei 10,7% (9,5-12,1%) ein erhöhtes Risiko und bei 12,8% (11,5-14,2%) ein hohes Risiko für T2DM vor. Im Vergleich zu Personen mit einem niedrigen T2DM-Risiko zeigen die Ergebnisse der Poisson-Regression eine verringerte Wahrscheinlichkeit für eine sehr gute/gute SRH bei Personen mit noch niedrigem (PR: 0,82; 95%-KI: 0,74-0,90), erhöhtem (0,82; 0,73-0,94) und hohem T2DM-Risiko (0,65; 0,56-0,75). Eine ausgezeichnete/sehr gute SRMH tritt ebenso mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit bei Personen mit noch niedrigem (0,84; 0,71-0,98), erhöhtem (0,72; 0,59-0,88) und hohem Risiko (0,65; 0,51-0,81) auf. Im voll-adjustierten Regressionsmodell zeigt sich im Vergleich zu Personen mit einem niedrigen T2DM-Risiko zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit für depressive Symptome bei Personen mit noch niedrigem (2,07; 1,46-2,94), erhöhtem (2,56; 1,72-3,81) sowie hohem T2DM-Risiko (2,43; 1,66-3,55) sowie für Angstsymptome bei Personen mit erhöhtem (2,05; 1,14-3,71) und hohem T2DM-Risiko (2,48; 1,52-4,05). Es sind keine Interaktionseffekte zwischen T2DM-Risiko und Geschlecht bzw. Alter für alle Zielgrößen bis auf sehr gute/gute SRH (Interaktion T2DM-Risiko und Alter: p=0,019) vorhanden.
Fazit und Ausblick: Die Ergebnisse zeigen konsistente Zusammenhänge zwischen einem höheren T2DM-Risiko und einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine schlechtere allgemeine und psychische Gesundheit sowie für depressive Symptome und Angstsymptome. Evidenz aus klinischen Studien und Grundlagenforschung stützt die Annahme einer Wechselwirkung zwischen kardiometabolischer und psychischer Gesundheit. Eine Berücksichtigung lebensstil-assoziierter Risikofaktoren sowie der psychischen Gesundheit für Präventionsmaßnahmen von T2DM könnte synergistische Effekte haben.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Buttery AK, Mensink GB, Busch MA. Healthy behaviours and mental health: findings from the German Health Update (GEDA). Eur J Public Health. 2015;25(2):219-25.
- 2.
- Bowe AK, Owens M, Codd MB, Lawlor BA, Glynn RW. Physical activity and mental health in an Irish population. Irish Journal of Medical Science. 2019;188(2):625-31.
- 3.
- Wang X, Arafa A, Liu K, Eshak ES, Hu Y, Dong JY. Combined healthy lifestyle and depressive symptoms: a meta-analysis of observational studies. J Affect Disord. 2021;289:144-50.
- 4.
- Paprott R, Mühlenbruch K, Mensink GBM, Thiele S, Schulze MB, Scheidt-Nave C et al. Validation of the German Diabetes Risk Score among the general adult population: findings from the German Health Interview and Examination Surveys. BMJ Open Diabetes Res Care. 2016;4(1):e000280.
- 5.
- German Diabetes Risk Score - Personal Test [Internet]. Potsdam-Rehbruecke: German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke; 2022 [cited 2024 Apr 26]. Available from: https://www.dife.de/fileadmin/2_News/Diabetes-Risiko-Test/230203_DRT_Selbsttest_deutsch_Web_FINAL.pdf