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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Prävalenz von Schlafstörungen in der erwerbstätigen Bevölkerung einer ländlich-städtischen Gemeinde: Eine bevölkerungsbezogene Befragung in Nordbayern

Meeting Abstract

  • Anna Kirchner - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany; Landesinstitut Gesundheit I, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen, Germany
  • Viktoria Rücker - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • Udo Selig - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • Julia Roll - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • Thomas Keil - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany; Landesinstitut Gesundheit I, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen, Germany; Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Peter Heuschmann - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany; Institut für medizinische Datenwissenschaften (ImDS), Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Germany
  • Kirsten Haas - Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Universität Würzburg, Würzburg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 280

doi: 10.3205/24gmds622, urn:nbn:de:0183-24gmds6229

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Kirchner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Subjektive Schlafbeschwerden hinsichtlich der Quantität oder Qualität des Schlafes treten häufig in der Bevölkerung auf. So klagen 25% der Bevölkerung über Schlafstörungen und 11 % nehmen ihren Schlaf häufig als nicht erholsam wahr. In Deutschland wird eine Prävalenz von 6% bis 10% in der Bevölkerung angenommen [1]. Neben den Auswirkungen von Schlafstörungen auf die körperliche und psychische Gesundheit, entstehen durch diese auch direkt und indirekt volkswirtschaftliche Kosten [2]. Darüber hinaus sind Schlafprobleme ein Risikofaktor für Arbeitsunfähigkeit, aber auch Unfälle am Arbeitsplatz [3]. Ziel war es daher, eine Bedarfsanalyse zu Schlafproblemen im Kontext der Betrieblichen Gesundheitsförderung anhand der erwerbstätigen Bevölkerung in der Kurstadt Bad Kissingen durchzuführen um den Interventionsbedarf in diesem Themenfeld zu ermitteln.

Methoden: Die „Bad Kissinger Schlafstudie“ untersucht das Thema Schlafqualität im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung unter Leitung des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Universität Würzburg in der Kurstadt Bad Kissingen und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert. Eine Zufallsstichprobe, gezogen durch das Einwohnermeldeamt Bad Kissingen, von 2.000 Personen wurde per Post kontaktiert und um Beantwortung eines Fragebogens, entweder in Papierform oder online gebeten. Angeschrieben wurden Personen im erwerbstätigen Alter von 18 bis 66 Jahren und mit Wohnort in der Stadt Bad Kissingen. Die Schlafqualität wurde mit dem Pittsburgh Schlafqualitätsindex (PSQI) erfasst sowie Fragen zur Teilnahmebereitschaft gestellt.

Ergebnisse: 1.935 Fragebögen konnten zugestellt werden, davon wurden 290 Befragungen ausgefüllt (Rücklaufquote 15%). Es gaben 212 (73,1%) Personen an, erwerbstätig zu sein. Die Erwerbstätigen waren im Durchschnitt 45,3 (SD±12,0) Jahre alt und zu 55,2% weiblich. Die Prävalenz einer chronischen Schlafstörung betrug 13,1% (95%-KI: 9,1-18,5%). Im Mittel lag der PSQI Gesamtscore bei 6,1 (SD±3,5) Punkten, nach den Kategorien gute (≤5 Punkte), schlechte Schlafqualität (6-10 Punkte), chronische Schlafprobleme (>10 Punkte) waren 51,0% gesunde Schläfer, 35,9% schlechte Schläfer und 13,1% wiesen Anzeichen für eine chronische Schlafstörung auf. Die Schlafqualität wurden in den Altersgruppen ≤46 vs. >46 Jahre unterschiedlich eingeschätzt (p=0,030), stratifiziert nach Alter und Geschlecht unterschied sich die Einschätzung bei Frauen (p=0,003), die mit höherem Alter häufiger eine chronische Schlafstörung angaben, jedoch nicht bei Männern (p=0,981). Befragte mit einem niedrigeren Schulabschluss gaben ebenfalls häufiger eine chronische Schlafstörung an (Abitur/Fachhochschulreife 4,8% vs. Realschul-/Hauptschulabschluss 22,6%; p<0,001). Hinsichtlich Familienstand und Beschäftigungsverhältnis (Vollzeit, Teilzeit, weniger als 15 h/Woche) zeigte sich in Bezug auf die Schlafqualität kein Unterschied.

Schlussfolgerung: Knapp die Hälfte der befragten Personen gaben an, an chronischer Schlafstörung oder unter schlechtem Schlaf zu leiden, was die Relevanz des Problems unterstreicht. Unterstützungsangebote, wie das psychoedukative Angebot im Rahmen der „Bad Kissinger Schlafstudie“, sollten geschaffen werden, um diesem Leidensdruck gegensteuern zu können bzw. präventiv zu wirken.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Schlack R, Hapke U, Maske U, Busch M, Cohrs S. Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2013;56(5):740–8.
2.
Ozminkowski RJ, Wang S, Walsh JK. The direct and indirect costs of untreated insomnia in adults in the United States. Sleep. 2007;30(3):263–73.
3.
Riemann D, Baum E, Cohrs S, Crönlein T, Hajak G, Hertenstein E, et al. S3-Leitlinie nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Somnologie-Schlafforschung und Schlafmedizin. 2017;21(1):2–44.