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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Lässt sich der Zusammenhang zwischen Vitamin D und Depression durch den Einfluss von Inflammationsmarkern erklären? Ergebnisse einer Querschnittsstudie bei Kindern und Jugendlichen

Meeting Abstract

  • Laura Schlarbaum - Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn, Paderborn, Germany
  • Judith Bühlmeier - Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn, Paderborn, Germany
  • Manuel Föcker - Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Münster, Universität Münster, Münster, Germany; Kinder- und Jugendpsychiatrie, LWL-Universitätsklinik Hamm, Universitätsklinikum der Universität Bochum, Bochum, Germany
  • Harald Engler - Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Raphael Hirtz - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany; Klinik für Kinderheilkunde II, Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Corinna Grasemann - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Bochum, Bochum, Germany
  • Anke Hinney - Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Nicole Jankovic - Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn, Paderborn, Germany; Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, Germany
  • Lars Libuda - Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, Universität Paderborn, Paderborn, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 95

doi: 10.3205/24gmds604, urn:nbn:de:0183-24gmds6044

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Schlarbaum et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Beobachtungsstudien verweisen auf einen inversen Zusammenhang zwischen 25(OH)-Vitamin D Status und Depression. Vermutet wird, dass eine potenziell antidepressive Wirkung von Vitamin D durch antiinflammatorische Effekte hervorgerufen wird. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist der Zusammenhang sowie das Ausmaß des Zusammenspiels zwischen Vitamin D und Inflammationsparametern unklar. Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob 1) auch bei Kindern und Jugendlichen ein Zusammenhang zwischen Vitamin D Status und Depressivität besteht und 2) welche Rolle dabei die Inflammation einnimmt.

Methoden: Zum Aufnahmezeitpunkt in die Kinder- und Jugendpsychiatrie Essen wurde bei N = 465 Studienteilnehmenden (11,3 - 18,9 Jahre) die Serum 25(OH)-Vitamin D Konzentration sowie die Depressivität erfasst. Die Ausprägung der Depressivität wurde mittels Beck-Depressions-Inventar II (BDI-II) [n=450] und anhand des Diagnostik-Systems für psychische Störungen nach ICD-10 und DSM-IV für Kinder und Jugendliche durch Selbsteinschätzung (DISYPS Selbst) [n=441] sowie durch Fremdeinschätzung (DISYPS Fremd) [n=422] ermittelt. Zur Erfassung des Inflammationsstatus wurde bei allen Teilnehmenden C-reaktives Protein (CRP) gemessen [n=465]. Zusätzlich wurden bei einem Subkollektiv von 177 Studienteilnehmenden weitere pro- und antiinflammatorische Parameter (Tumornekrosefaktor alpha (TNF-α), Interferon gamma (IFN- γ) sowie Interleukin (IL) 1β, 6, 8, 10) analysiert. Untersucht wurden Zusammenhänge zwischen Vitamin D Status, Inflammationsparametern und Depressivität mittels Korrelations- und Regressionsanalysen. Um die Voraussetzungen für die lineare Regressionsanalyse zwischen BDI-II-Wert und Vitamin D Status zu erfüllen, wurde eine kubische Transformation angewandt. Der Cut-off für die binomiale logistischen Regressionen mit den Ergebnisvariablen DISYPS Selbst und DISYPS Fremd war Stanine ≥ 8.

Ergebnisse: Unter den Studienteilnehmenden hatten 78,5 % einen „suboptimalen“ Vitamin D Status (25(OH)D < 50 nmol/l), während insgesamt 41,5 % eine „mangelhafte Versorgung“ (25(OH)D < 30 nmol/l) zeigten. Je nach Fragebogen wiesen zwischen 73,5 % und 83,2 % der Studienteilnehmenden mindestens eine leichte Depression auf. Der Vitamin D Status korrelierte negativ mit DISYPS Fremd (r=-0,11; p=0,02; n=422) sowie negativ mit CRP (r=-0,21; p<0,0001; n=465), IL-1β (r=-0,20; p=0,01; n=177) und IL-6 (r=-0,19; p=0,01; n=177). Zwischen den einzelnen Inflammationsmarkern und der Depressivität zeigten sich keine Korrelationen. Im linearen Regressionsmodell wurde nach Adjustierung für Geschlecht, Rauchstatus, Einnahme von Antidepressiva und Alter ein negativer Zusammenhang zwischen 25(OH)D und BDI-II festgestellt (β=-0,0001 [CI=-0,0002; -0,00003]; p=0,01; n=450). Die weitere Berücksichtigung von CRP als Kovariable änderte diese Ergebnisse nicht. Im logistischen Regressionsmodell zur Depressivität nach DISYPS FREMD zeigte sich ein inverser Zusammenhang zwischen Vitamin D und Depressivität (OR=0,95; p=0,001; n=422). Bei Betrachtung des Subkollektivs und unter Einbezug weiterer Inflammationsparameter sowie Adjustierung für die Einnahme von Antidepressiva und das Alter blieb dieser inverse Zusammenhang robust.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass es auch bei Patient*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hinweise auf einen inversen Zusammenhang von Vitamin D und Depressivität gibt. Auffälligkeiten hinsichtlich einer adäquaten Versorgung mit Vitamin D waren häufiger als in der Gesamtbevölkerung. Zwar scheint eine niedriger Vitamin D Status mit erhöhter Inflammation einherzugehen, jedoch konnte nicht bestätigt werden, dass Zusammenhänge zwischen Vitamin D Status und Depressivität durch antiinflammatorische Effekte erklärt werden können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.