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Motive und Informationsquellen für die Beantragung von und Zufriedenheit mit Präventionsleistungen der Deutschen Rentenversicherung
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Seit Einführung des Präventionsgesetzes 2016 ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV) gemäß § 14 SGB VI verpflichtet, Präventionsleistungen für Versicherte mit ersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen anzubieten. Diese Leistungen folgen dem Grundsatz „Prävention vor Rehabilitation vor Rente“. Obwohl die Anzahl der Präventionsleistungen kontinuierlich gestiegen ist, bleibt sie im Vergleich zur medizinischen Rehabilitation bislang auf einem niedrigen Niveau. Barrieren für die Nutzung stellen einer qualitativen Studie zufolge u.a. mangelnde Bekanntheit, zu unflexibel wahrgenommene Organisation und Ausgestaltung sowie Vorbehalte von Unternehmen gegenüber der Freistellung ihrer Mitarbeitenden dar [1].
Das rehapro-Modellprojekt PiNA zielt darauf ab, die Inanspruchnahme von Präventionsleistungen weiter zu erhöhen. Dazu wurde neben dem bestehenden Angebot RV Fit das ambulante, wohnortnahe und flexibel ausgestaltete Präventionsprogramm PiNA entwickelt und evaluiert. Dieser Beitrag beschreibt vergleichend für RV Fit und PiNA Motive und Informationsquellen von Versicherten für die Beantragung von DRV-Präventionsleistungen sowie deren Zufriedenheit hiermit.
Methoden: Brandenburg, DRV Bund und DRV Knappschaft-Bahn-See versicherte Personen mit Wohnort in Berlin oder Brandenburg, die im 24-monatigen Erprobungszeitraum 2021 bis 2023 die Bewilligung für eine DRV-Präventionsleistung erhalten hatten, postalisch kontaktiert und gebeten, einen Fragebogen zu ihren Motiven und Informationsquellen für die Beantragung auszufüllen (n=2.896). Eine weitere schriftliche Befragung nach Beendigung der Präventionsleistung evaluierte die Zufriedenheit. Die Auswertung wurde stratifiziert für RV Fit sowie die modellhaften PiNA-Präventionsprogramme durchgeführt. Diese dauern mit etwa drei Monaten kürzer als RV Fit, die Freistellung erfolgt an drei Tagen anstatt 4-8 Tage. Hierfür erhalten die Arbeitgeber in PiNA zudem eine Ausgleichszahlung von 100€ pro Freistellungstrag und Person. Die Teilnehmenden können zusätzlich im Rahmen des persönlichen Präventionsbudgets in Höhe von 250€ Präventionskurse aus einem breiten Portfolio eigenständig auswählen. Das Teilangebot BUSINESS ist weiterhin dadurch gekennzeichnet, dass es aufsuchend vor Ort im Unternehmen für Beschäftigtengruppen angeboten wird.?????
Ergebnisse: In die Analysen gingen für die Startbefragung n=860 und für den zweiten Befragungszeitpunkt n=482 Fälle ein (RV Fit: 69,1%, PiNA: 30,9%). Der Frauenanteil lag bei 75,2% (RV Fit) bzw. 69,0% (PiNA), das mittlere Alter bei 50,5 (SD: 9,1) bzw. 48,1 Jahren (SD: 10,0).
Als Beweggründe für eine Antragstellung wurden am häufigsten Verbesserung des Gesundheitszustandes (RV Fit 74,6%; PiNA 65,0%), Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Alltag (65,4%; 60,5%), Vorbeugung von Erkrankungen (60,7%; 60,9%) und körperliche Beschwerden (53,9%; 34,6%) genannt. Rat von Familie/Freunden (9,4%; 4,9%) oder Empfehlung von Ärzt:innen (7,0%; 0,9%) spielten eine untergeordnete Rolle. Drei Viertel (76,0%) der PiNA-Teilnehmenden wurden durch den Arbeitgeber auf das Präventionsangebot aufmerksam, bei RV Fit ein Viertel (25,8%). Stattdessen wurden hier häufiger Partner/Freunde/Bekannte/Familie (32,2%) bzw. das Internet (22,2%) als Informationsquellen angegeben.
Die Zufriedenheit fiel auf einer Skala von 1=sehr zufrieden bis 5=sehr unzufrieden im Mittel je nach Präventionsbereich (Bewegung, Ernährung, Bewältigungsverhalten, Suchtmittelkonsum) zwischen 1,6 und 2,3 gut aus. Vier Fünftel gaben an (PiNA 79,2%; RV Fit: 79,1%), mit dem heutigen Wissen erneut eine DRV-Präventionsleistung in Anspruch zu nehmen.
Schlussfolgerung: Hinsichtlich Motive und Zufriedenheit fiel das Antwortverhalten von RV Fit- und PiNA-Teilnehmenden ähnlich aus. Jedoch wurden unterschiedliche Informationsquellen für die beiden Präventionsangebote offensichtlich. Während RV Fit insbesondere aus dem persönlichen Umfeld oder dem Internet bekannt war, spielte bei PINA das betriebliche Umfeld eine herausragende Rolle. Dies steht in Zusammenhang mit dem Ansatz des PiNA-Teilangebots BUSINESS direkt im betrieblichen Setting. Die Ergebnisse legen nahe, dass RV Fit und PiNA unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und somit die Inanspruchnahme von Präventionsleistungen insgesamt erhöhen könnten.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.