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Präventive Hausbesuche in Brandenburg
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund/Fragestellung: Im Jahr 2040 wird in Brandenburg fast jede 3. Person mindestens 65 Jahre alt sein, mit einem steigenden Anteil alleinstehender Senior*innen. Um Selbstständigkeit, soziale Teilhabe und Lebensqualität dieser Bevölkerungsgruppe möglichst langfristig zu erhalten, wurden in vielen Regionen Deutschlands präventive Hausbesuche eingeführt. Die präventiven Hausbesuche beinhalten persönliche Gespräche, in denen die Bedarfe älterer Menschen ermittelt und sie über lokale Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie soziale Teilhabemöglichkeiten informiert werden. Gleichzeitig dienen präventive Hausbesuche dazu, Anreize für die bedarfsgerechte Planung und Entwicklung der Gesundheits- und Sozialinfrastruktur in den Gemeinden zu generieren. In Brandenburg gibt es noch keine präventiven Hausbesuche, daher wird an der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) ein Konzept für die Umsetzung von PHB mit Schwerpunkt auf ländliche Regionen in Brandenburg entwickelt.
Methoden: In leitfadengestützten Interviews wurde die Perspektive von Expert*innen zur praktischen Umsetzung von präventiven Hausbesuchen in Brandenburg erhoben. Die Expert*innen decken ein breites Spektrum von unterschiedlichen Disziplinen und Bereichen ab, u.a. aus der medizinischen und pflegerischen Versorgung, Seniorenvertretungen, Selbsthilfeorganisationen oder kommunale Akteur*innen. Die Interviews erfolgten telefonisch oder webexbasiert. Die Analyse erfolgte nach Mayring mittels MAXQDA. Des Weiteren wurde erste Ergebnisse der Interviewstudie persönlich mit kommunalen Akteur*innen sowie im Rahmen einer Bürger*innensprechstunde in Brandenburg diskutiert.
Ergebnisse: In 15 Interviews mit Expert*innen aus dem öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen, Fachverbänden, der geriatrischen Forschung und Seniorenbeiräten wurden konzeptionelle Fragestellungen, u.a. nach der Zielgruppe (Menschen 65+), Zugangswegen (offizielles Anschreiben durch die Kommune), dem Träger der Hausbesuche (Kommune), der Qualifikation der Besuchenden (pflegerischer oder sozialer Hintergrund), der Ausgestaltung (sozialraumorientiert) und den grundlegenden Angeboten (Ausfüllen von Anträgen, Vermittlung und Unterstützung bei der Inanspruchnahme von Aktivitäten, Hilfe bei digitalen Problemen), sowie der Wirksamkeitskriterien (Inanspruchnahme), beantwortet. Mögliche Modellregionen für die erste praktische Erprobung von präventiven Hausbesuchen in Brandenburg sollten sowohl Kommunen mit geringem Urbanisierungsgrad als auch kreisfreie Städte beinhalten. Weitere zentrale Aspekte für die Ausgestaltung von PHB in BB sind die Vermeidung von Doppelstrukturen, die langfristige Institutionalisierung des Angebots in den Kommunen sowie die Identifizierung und Einbindung von vertrauten Multiplikatoren vor Ort, die von den Interviewten entweder als aktive Sportvereinsmitglieder und/oder Seniorenbeirät*innen vermutet wurden.
Schlussfolgerung: Der Bedarf an präventiven Hausbesuchen in Brandenburg wird von den interviewten Expert*innen grundsätzlich als hoch eingeschätzt. Ein Konzept zur Etablierung der präventiven Hausbesuche in Brandenburg soll zeitnah in Modellregionen umgesetzt werden, wobei hierfür die Identifizierung und Rekrutierung von qualifizierten Personen sowie die Ansprache der Zielgruppe entscheidende Faktoren sein werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.