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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Soziodemographische Unterschiede in der Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen bei älteren Beschäftigten

Meeting Abstract

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  • Jean-Baptist du Prel - Bergische Universität Wuppertal, Fakultät 7, Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft, Wuppertal, Germany
  • Daniela Borchart - Bergische Universität Wuppertal, Fakultät 7, Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft, Wuppertal, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 944

doi: 10.3205/24gmds550, urn:nbn:de:0183-24gmds5508

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 du Prel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Gesundheit ist ein wichtiger Faktor für den Erwerbsverbleib im höheren Erwerbsalter. Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen sowie Typ 2 Diabetes zählen zu den Krankheiten mit der höchsten Krankheitslast in Deutschland [1]. Sozialversicherte ältere Beschäftigte haben hierzulande einen gesetzlichen Anspruch auf ein umfangreiches Angebot an Früherkennungsuntersuchungen über die Gesetzlichen Krankenversicherungen [2]. Dazu zählen neben dem ärztlichen Gesundheits-Check-up zur Früherkennung von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus auch Früherkennungsuntersuchungen zu unterschiedlichen Krebsarten. Bislang gibt es nur wenige Untersuchungen zur Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen durch ältere Beschäftigte. Diese Lücke will diese Untersuchung schließen. Zudem sollen Risikogruppen für eine geringe Teilnahme an diesen Früherkennungsuntersuchungen nach Alter, Geschlecht und Bildungsniveau identifiziert werden.

Methoden: Analysiert wurden Daten von insgesamt 7736 sozialversicherten Beschäftigten der Jahrgänge 1959, 1965 und 1971, welche in der 4. Welle der lidA(leben in der Arbeit)-Studie 2022/2023 einer beruflichen Tätigkeit nach ILO (Internationale Arbeitsorganisation)-Kriterien nachgingen. Die Beschreibung der Häufigkeitsverteilung der Teilnahme an medizinischen Gesundheits-Check-ups und Früherkennungsuntersuchungen zu Haut-, Darm-, Brust-, Gebärmutterhals- und Prostatakrebs in den letzten fünf Jahren erfolgte mittels Balkendiagrammen mit 95%-Konfidenzintervallen. Soziodemographische Gruppenunterschiede in der Teilnahmehäufigkeit wurden mittels Chi-Quadrat-Test analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt zeigte sich hinsichtlich der Inanspruchnahme unterschiedlicher Früherkennungsuntersuchungen ein heterogenes Bild. Weibliche ältere Beschäftigte beteiligten sich an geschlechtsspezifischen Früherkennungsuntersuchungen häufiger als männliche (Inanspruchnahme Krebsfrüherkennung Brust: 88,2%, Gebärmutterhals: 76,0%, Prostata: 59,3%). Die Männer nahmen häufiger als die Frauen Maßnahmen zur Darmkrebsfrüherkennung (55,3% vs. 52,0%) und Gesundheits-Check-ups (79,4% vs. 77,4%) wahr. Am Hautkrebsscreening beteiligten sich Frauen signifikant häufiger als Männer (62,7% vs. 55,5%). Die Teilnahmequoten an Gesundheits-Check-ups und der Hautkrebsfrüherkennung stiegen mit zunehmenden Alter der untersuchten Kohorten, während sich die Teilnahmequote am Gebärmutterhalskrebsscreening mit dem Alter verringerte. Ein Bildungsgradient zeigte sich bei Haut-, Darm und Prostatakrebsfrüherkennungsuntersuchungen. Die Beschäftigten mit geringerem Bildungsniveau nahmen seltener daran teil. Signifikant niedriger war in der untersten Bildungsgruppe zudem die Beteiligung am Brustkrebsscreening.

Diskussion: Die Untersuchung liefert aktuelle Ergebnisse zur Beteiligung älterer Beschäftigter an Früherkennungsuntersuchungen in Deutschland. Insgesamt ist die Häufigkeit der Inanspruchnahme von Haut-, Dickdarm- und Prostatakrebsfrüherkennungsuntersuchungen zu niedrig. Jüngeres Alter erhöht das Risiko, an Gesundheits-Check-ups und Hautkrebsuntersuchungen nicht teilzunehmen. Höheres Alter geht mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für die Beteiligung am Gebärmutterhalskrebsscreening einher. Personen mit geringerem Bildungsniveau nehmen seltener an Haut-, Dickdarm-, Brust- und Prostatakrebsfrüherkennungsuntersuchungen teil. Frühere Untersuchungen konnten einen Zusammenhang zwischen der Informiertheit über Screening-Untersuchungen und Teilnahme an diesen aufzeigen [3]. Bei hierzulande alternden und schrumpfenden Belegschaften können verstärkte Informationskampagnen zu Früherkennungsuntersuchungen zur Gesunderhaltung älterer Beschäftigter beitragen. Hinsichtlich Erreichbarkeit bieten Betriebe ein ideales Setting, um auch Risikogruppen, wie ältere Berufstätige mit geringerem Bildungsniveau, über den Nutzen von Früherkennungsuntersuchungen zu informieren.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Porst M, von der Lippe E, Leddin J, et al. The burden of disease in Germany at the national and regional level—results in terms of disability-adjusted life years (DALY) from the BURDEN 2020 study. Dtsch Arztebl Int. 2022;119;785–792. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0314 Externer Link
2.
Bundesgesundheitsministerium. Früherkennung. 2024 [cited 2024 April 30] Available from: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/online-ratgeber-krankenversicherung/medizinische-versorgung-und-leistungen-der-krankenversicherung/frueherkennung Externer Link
3.
Dawid A, Borzikowsky C, Freitag-Wolf S, et al. Evaluation of prevention behaviour and its influencing factors with respect to cancer screening. J Cancer Res Clin Oncol. 2022;148:1559–1967. DOI: 10.1007/s00432-022-03963-w Externer Link