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Der Einfluss des Berufseinstiegs auf die regelmäßige körperliche Aktivität junger Erwachsener in Deutschland. Eine Längsschnittanalyse von Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP)
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Regelmäßige körperliche Aktivität (KA) spielt eine zentrale Rolle in der Erhaltung von Gesundheit und Prävention von Krankheit. Bestimmte Lebensereignisse können zu einer Verringerung der KA im Alltag führen. In einigen Ländern wurde eine Abnahme von KA zum Berufseinstieg bei jungen Erwachsenen beobachtet. Längsschnittanalysen für Deutschland sind rar. Ziel der Studie war es daher, zu untersuchen, ob der Berufseinstieg in Deutschland mit einer Abnahme von KA verbunden ist.
Methoden: Anhand von Längsschnittdaten des Sozio-ökonomischen Panels (Wellen 2013-2020) wurden Verläufe der KA werktags (dichotom, aktiv bedeutet ≥ 1h aktiv, inaktiv bedeutet 0h aktiv) bis einschließlich Eintritt in das Erwerbsleben untersucht. Die Stichprobe wurde in drei Gruppen stratifiziert: Schüler:innen, Auszubildende und Studierende, die jeweils eine Erwerbstätigkeit aufgenommen haben. Zunächst wurde die KA in den drei Gruppen jeweils vor und zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs deskriptiv betrachtet. In stratifizierten logistischen Random Effects Regressionen wurde anschließend das Chancenverhältnis, körperlich aktiv zu sein, zwischen Personen in Ausbildung und Berufseinsteiger:innen berechnet, wobei für Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Partnerschaft und Kinder adjustiert wurde.
Ergebnisse: Aus N = 23.132 Personen (Alter: 18-35 Jahre) wurden drei Teilstichproben gebildet: Stichprobe A „Schüler:innen und Berufseinsteiger:innen nach Schulabschluss“ (n = 3.772; 50,4 % Frauen; Alter: M = 19,4 Jahre, SD: 2,0), Stichprobe B „Auszubildende und Berufseinsteiger:innen nach Ausbildungsabschluss“ (n = 4.615; 46,1 % Frauen; Alter: M = 22,5 Jahre, SD: 4,0) und Stichprobe C „Studierende und Berufseinsteiger:innen nach Hochschulabschluss“ (n = 3.315; 51,2 % Frauen; Alter M = 24,8, SD: 4,0). Schüler:innen (71,3% aktiv, nach Berufseinstieg: 66,4 %) und Studierende (72,0 % aktiv, nach Berufseinstieg: 68,9 %) waren insgesamt häufiger körperlich aktiv als Auszubildende (58,1 %, nach Berufseinstieg: 60,7 %). Regressionsmodelle zeigten eine signifikant geringere Chance für Schüler:innen im Jahr des Berufseinstiegs körperlich aktiv zu sein (Odds Ratio (OR): 0,6, 95% Confidence Interval (CI): 0,5-0,8). Für Auszubildende (OR: 1,1, 95% CI: 0,9-1,3) und Studierende (OR: 0,9, 95% CI: 0,7-1,1) zeigte sich hingegen kein signifikanter Zusammenhang zwischen Berufseinstiegs und KA.
Diskussion: Schulabsolvent:innen, die eine Erwerbstätigkeit beginnen (dies ist häufig der Beginn einer Berufsausbildung), haben ein erhöhtes Risiko körperlich inaktiv zu werden. Unterschiede zwischen den Bildungslaufbahnen legen nahe, dass der Einfluss des Berufseinstiegs auf die KA davon abhängig ist, ob die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu einer umfassenden Veränderung des Alltags führt. Schüler:innen scheint der Einstieg in das Erwerbsleben besonders in ihren Ressourcen zur Ausübung von KA zu beschneiden (u.a. Zeit, Energie). Zeit- und ortsunabhängige digitale Interventionen zur Förderung der KA können hier ansetzen, um das Risiko der Inaktivität zu reduzieren. Zu prüfen bleibt, wie sich die KA in den folgenden Jahren nach Berufseinstieg entwickelt. Die genutzten Daten ermöglichen eine Längsschnittbetrachtung der KA werktags, jedoch nicht am Wochenende. Auch eine objektive Messung von KA in Minuten wäre wünschenswert, um den Einfluss des Berufseinstiegs genauer zu untersuchen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.