gms | German Medical Science

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Analyse des Empfehlungsverhaltens von Kardiolog:innen für Hypertonie-Apps: Ergebnisse eines faktoriellen Surveys in Deutschland

Meeting Abstract

  • Frances Seifert - Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg, Medizinische Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf bei Berlin, Germany; Immanuel Herzzentrum Brandenburg, Bernau bei Berlin, Germany
  • Susann May - Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg, Medizinische Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf bei Berlin, Germany; Immanuel Herzzentrum Brandenburg, Bernau bei Berlin, Germany
  • Felix Mühlensiepen - Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg, Medizinische Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf bei Berlin, Germany; Immanuel Herzzentrum Brandenburg, Bernau bei Berlin, Germany; AGEIS, Université Grenoble-Alpes, Grenoble, France
  • Susanne Oldenburg - BNK Service GmbH, München, Germany
  • Martin Heinze - Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Rüdersdorf bei Berlin, Germany
  • Dunja Bruch - Immanuel Herzzentrum Brandenburg, Bernau bei Berlin, Germany
  • Sebastian Spethmann - Deutsches Herzzentrum der Charité, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 251

doi: 10.3205/24gmds541, urn:nbn:de:0183-24gmds5419

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Seifert et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Digitale gesundheitsbezogene Anwendungen, wie bspw. Apps, können zur alltäglichen Unterstützung der Krankheitsbewältigung bei Hypertoniepatient:innen beitragen. Empfehlungen zu Hypertonie-Apps erfolgen nicht regelhaft, sodass nur bestimmte Patient:innen davon profitieren können. In einer qualitativen Vorstudie des Innovationsfondsprojekts DiPaH wurde gezeigt, dass Ärzt:innen eher jüngeren Patient:innen sowie Patient:innen, die nicht zu häufig ihren Blutdruck messen, Apps empfehlen [1]. Diese Empfehlungsmuster sollen nun quantitativ untersucht werden.

Methoden: In einer Onlinebefragung in Kooperation mit dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK Service GmbH) mit Kardiolog:innen wurde von Oktober 2023 bis Januar 2024 mittels Vignettendesign das Empfehlungsverhalten identifiziert. In sieben aufeinanderfolgenden Vignetten mit Patient:innencharakteristiken konnten die Teilnehmenden nach jeder Beschreibung auf einer 9-stufigen Skala entscheiden, wie wahrscheinlich es ist, dass sie dieser Person eine Hypertonie-App empfehlen. Die Ärztinnen erhielten nach der Teilnahme an der Befragung eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 70 €.

Ergebnisse: An der Befragung haben 200 Ärzt:innen teilgenommen. In die Vignettenanalyse konnten 1400 Fälle einbezogen werden. Kardiolog:innen empfehlen Hypertonie-Apps eher jüngeren Patient:innen (p=0.000), Personen mit einem hohen sozioökonomischen Status (p=0.000), oder wenn im unbehandelten Zustand ein höherer Bluthochdruck vorlag (180/110mmHg vs. 145/95mmHg; p=0.010). Darüber hinaus steht eine Hypertonie-App-Empfehlung mit einer noch nicht optimal medikamentösen Kontrolle (p=0.000) oder einem guten Umgang mit dem Smartphone (p=0.000) in einem statistisch signifikanten Zusammenhang. Die Ausprägungen Gesundheitsbewusstsein (p=0.334, p=0.459), Messhäufigkeit (p=0.768) und Geschlecht (p=0.157) ergaben keine statistisch signifikanten Ergebnisse.

Schlussfolgerung: Mittels Vignettendesign konnte aufgezeigt werden, dass die teilnehmenden Kardiolog:innen eher spezifischen Patient:innengruppen eine Hypertonie-App empfehlen würden. Die zugrundeliegenden Gründe für diese spezifischen Empfehlungen bleiben derzeit unklar und erfordern weitere Untersuchungen. Dies könnte jedoch ein Hinweis auf bestehende Ungleichheiten in Bezug auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung sein.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.