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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Trends der Suizidmortalität in Ost- und Westdeutschland 1952–2021: Fakt oder Artefakt?

Meeting Abstract

  • Enno Nowossadeck - Abt. für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Niels Michalski - Abt. für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Fabian Tetzlaff - Abt. für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Claudia Hövener - Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 423

doi: 10.3205/24gmds532, urn:nbn:de:0183-24gmds5320

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Nowossadeck et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Analysen der langfristigen Entwicklung der Suizidmortalität setzen konsistente Zeitreihen voraus. Ob externe Faktoren wie der Wechsel der ICD-Versionen oder die Überführung des Statistiksystems der DDR in das der BRD 1990/91 zu methodisch bedingten Zeitreihenbrüchen geführt haben könnten, ist bislang unbekannt. Dies würde Analysen der zeitlichen Entwicklung der Mortalität einschränken resp. die Forschenden vor methodische Herausforderungen stellen. Wir untersuchen die Frage, ob in den Zeitreihen seit den 1950er Jahren zu den Zeitpunkten der ICD-Versionswechsel (1977/78, 1997/98) sowie der Wiedervereinigung (1990/91) Zeitreihenbrüche identifiziert werden können.

Methoden: Für die Analyse stehen rohe Raten der Suizidmortalität aus den nationalen Todesursachenstatistiken der DDR und der BRD für Frauen und Männer zur Verfügung. Es wurden vier Zeitreihen (Frauen/Männer x Ost/West) für den Zeitraum 1952 bis 2021 kompiliert und mit diesen die Analysen durchgeführt. Zur Beantwortung der Forschungsfrage haben wir Joinpoint-Jump Modelle (JJM) inklusive Comparative Ratios (CR) mittels Joinpoint Regression Program (5.0.2) geschätzt und die Zeitpunkte mit zu erwartenden Zeitreihenbrüchen auf signifikante Jumps getestet. Ein Zeitreihenbruch würde sich bestätigen, wenn die CR in den Zeitreihen aller Subgruppen signifikant sind und die jeweiligen Jumps in dieselbe Richtung (Anstieg oder Rückgang) weisen. CR-Werte größer als 1 weisen dabei auf einen Anstieg, CR-Werte kleiner als 1 auf einen Rückgang der Suizidmortalität.

Ergebnisse: In den Daten kann ein Anstieg der Suizidmortalität in Ost- und Westdeutschland sowohl bei Frauen als auch bei Männern bis in die Mitte der 1970er Jahre beobachtet werden. Danach begann für beide Teile Deutschlands ein langanhaltender Rückgang. Ab der 2. Hälfte der 2000er Jahre stagnierten die Raten der Suizidmortalität.

Die berechneten CR waren für alle Subgruppen zu den untersuchten Zeitpunkten nicht signifikant. Eine Ausnahme betrifft den Zeitpunkt 1977/78 für Frauen in der BRD (CR: 0,933, p<0,01), bei denen die Mortalität zurückging. Der CR für Frauen in Ostdeutschland zeigt hingegen einen (nichtsignifikanten) Anstieg an.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse ergeben keine Hinweise auf durch externe Faktoren verursachte methodische Zeitreihenbrüche infolge der Versionswechsel der ICD sowie der Überführung des Statistiksystems der DDR in das der BRD. Insbesondere für die im Zuge dieser Überführung möglicherweise aufgetretenen Veränderungen in Kodierrichtlinien und -gewohnheiten sind keine Effekte in den Zeitreihendaten erkennbar.

Die Analyseergebnisse sprechen dafür, dass die kompilierten langen Zeitreihen für ost- und westdeutsche Frauen und Männer konsistent sind. Bei in zukünftigen Analysen gefundenen Trendwechseln oder -änderungen sollte daher nicht von methodischen Artefakten ausgegangen werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.