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Der Zusammenhang zwischen selbstwahrgenommener Mundgesundheit und Diabetes mellitus – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Die selbstwahrgenommene Mundgesundheit ist ein geeigneter Indikator, um im Rahmen von Befragungssurveys Informationen zur Mundgesundheit zu erhalten. Laut der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) schätzen etwas mehr als ein Viertel der Erwachsenen ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht ein, Männer häufiger als Frauen [1]. Die selbstwahrgenommene Mundgesundheit spiegelt die individuelle Sichtweise wider, wobei in die Bewertung sowohl subjektive (z.B. Schmerzen) als auch objektive Kriterien (z.B. orale Erkrankungen) einfließen. Orale Erkrankungen wie Karies und Parodontitis stehen in Wechselwirkung mit nichtübertragbaren Erkrankungen, wie bspw. Diabetes mellitus [2]. Im Folgenden wird untersucht, ob sich Personen mit und ohne Diabetes in der selbstwahrgenommenen Mundgesundheit unterscheiden.
Methoden: Datengrundlage ist GEDA 2019/2020-EHIS (n = 22.646 ab 18 Jahre). Im telefonischen Interview wurden die Teilnehmenden gefragt: „Wie würden Sie den Zustand Ihrer Zähne und Ihres Zahnfleischs beschreiben? Ist er ‚sehr gut‘, ‚gut‘, ‚mittelmäßig‘, ‚schlecht‘, ‚sehr schlecht‘.“ Weiterhin wurde gefragt: „Es geht nun um dauerhafte Krankheiten und chronische Gesundheitsprobleme. Bitte berücksichtigen Sie dabei keine vorübergehenden gesundheitlichen Probleme. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden?“ In einer Liste mit vorgegebenen Erkrankungen konnte „Zuckerkrankheit/Diabetes, kein Schwangerschaftsdiabetes“ angekreuzt werden. Berechnet wurden Prävalenzen sowie Prevalence Ratios (PR) und p-Werte aus multivariaten log-Poisson Regressionen, die für Alter (in Kategorien), Geschlecht (erhoben als Geschlechtsidentität) und Bildung (ISCED-Klassifikation) adjustiert wurden.
Ergebnisse: Die Analysen basieren auf Selbstangaben von 22.613 Personen mit gültigen Informationen zur Mundgesundheit und zum Vorliegen eines Diabetes in den letzten 12 Monaten. Mit 41,2 % schätzten Personen mit Diabetes ihre Mundgesundheit häufiger als mittelmäßig bis sehr schlecht ein als Personen ohne Diabetes mit 27,5 % (PR: 1,2; p < 0,001). Der Unterschied in der selbstwahrgenommenen Mundgesundheit zwischen Personen mit und ohne Diabetes kam bei beiden Geschlechtern zum Tragen, bei Männern aber auf einem höheren Niveau: Während 31,2 % der Männer ohne Diabetes ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht bewerteten, waren es bei den Männern mit Diabetes 46,5 % (PR: 1,3; p < 0,001). Hingegen schätzten 34,8 % der Frauen mit Diabetes, aber nur 24,0 % der Frauen ohne Diabetes ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht ein (PR: 1,2; p = 0,011).
Schlussfolgerung: Deutlich mehr Personen mit als ohne Diabetes schätzten ihre Mundgesundheit als mittelmäßig bis sehr schlecht ein. Damit stehen die Ergebnisse aus GEDA 2019/2020-EHIS im Einklang mit internationalen Forschungsbefunden [2]. Dies unterstreicht die Bedeutung, bei der gesundheitlichen Versorgung von Personen mit Diabetes auch die Mundgesundheit im Blick zu haben. Vor diesem Hintergrund wäre eine verstärkte Kommunikation zwischen Diabetes behandelnden Arztgruppen wie Hausärzt:innen mit Zahnärzt:innen wünschenswert [3].
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Krause L, Seeling S, Starker A. Selbstwahrgenommene Mundgesundheit und assoziierte Faktoren bei Erwachsenen in Deutschland. Ergebnisse aus GEDA 2019/2020-EHIS. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2021;64(8):967-976.
- 2.
- Seitz MW, Listl S, Bartols A, Schubert I, Blaschke K, Haux C, et al. Current Knowledge on Correlations Between Highly Prevalent Dental Conditions and Chronic Diseases: An Umbrella Review. Prev Chronic Dis. 2019;16:E132.
- 3.
- Sippli K, Rieger MA, Huettig F. GPs' and dentists' experiences and expectations of interprofessional collaboration: findings from a qualitative study in Germany. BMC Health Serv Res. 2017;17(1):179.