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Muskel-Skelett-Beschwerden bei Ärzt:innen, die durch das Tragen von Strahlenschutzkleidung exponiert sind
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Aufgrund ihrer Exposition gegenüber Strahlung, ist es für Ärzt:innen der Gefäßchirurgie erforderlich eine persönliche Schutzausrüstung in Form einer Strahlenschutzkleidung zu tragen. Das Gewicht der Strahlenschutzkleidung von etwa zwei bis acht Kilogramm [1], [2] und das Arbeiten in einer ungünstigen Körperhaltung kann das Auftreten von Muskel-Skelett-Beschwerden (MSB) begünstigen [3]. Eine Studie berichtete, dass die MSB-Prävalenz bei Personen, die regelmäßig Strahlenschutzkleidung tragen, am häufigsten Beschwerden im unteren Rücken (61%), im Nacken (56%) und in den Schultern (46%) angaben [4]. Ziel unserer Studie war es, die 12-Monatsprävalenz von muskuloskelettalen Beschwerden bei Ärzt:innen, die regelmäßig Strahlenschutzkleidung benutzen, zu erfassen und mögliche Prädiktoren zu untersuchen.
Methode: Die Befragung wurde per Online-Fragebogen (12/2023–02/2024) durchgeführt. Zur Erhebung der vier Endpunkte (12-Monats-Prävalenz von Muskel-Skelett-Beschwerden an > 7 Tagen in der (1.) Halswirbelsäule (HWS), (2.) Brustwirbelsäule (BWS), (3.) Lendenwirbelsäule (LWS) sowie (4.) Schultergelenke/Oberarme (SGO)) wurde der Nordische Fragebogen zu Muskel-Skelett-Beschwerden der BAuA eingesetzt. Weitere Themen waren das Tragen von Strahlenschutzkleidung, Körperhaltungen während der Arbeit, Freizeitaktivitäten sowie allgemeine Angaben zur Person. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv, zusätzlich wurden eine multivariate logistische Regressionsanalyse (OR; 95%CI) durchgeführt, um den Zusammenhang zwischen den vier Endpunkten und den Prädiktoren zu berechnen.
Ergebnisse: Die Studienpopulation bestand aus 461 Ärzt:innen, die überwiegend in der Gefäßchirurgie arbeiteten (95%). Von allen Studienteilnehmer:innen gaben 401 (87%) an, regelmäßig Strahlenschutzkleidung während der Arbeit zu tragen. Die 12-Monatsprävalenz der HWS- bzw. LWS-Beschwerden lag bei jeweils 60%, die Prävalenz von BWS-Beschwerden bei 33% bzw. 39% in den Schultergelenken/Oberarmen. In allen untersuchten Körperregionen war die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von MSB signifikant erhöht, wenn in ungünstiger Körperhaltung gearbeitet wurde. Das Tragen von Strahlenschutzkleidung begünstigt das Auftreten von HWS- (OR: 1,024; 95%CI: 1,001–1,047) und SGO-Beschwerden (OR: 1,037; 95%CI: 1,014–1,060) signifikant. BWS-Beschwerden waren signifikant erhöht, wenn die Anzahl der durchgeführten Prozeduren pro Jahr unter Verwendung von Strahlenschutzkleidung bei 200 oder mehr lag.
Diskussion: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass das Arbeiten in ungünstiger Körperhaltung das Auftreten von MSB in HWS, BWS, LWS und SGO erhöht. Zudem scheint das regelmäßige Tragen von Strahlenschutzkleidung einen Einfluss auf die Beschwerden in HWS und SGO zu haben.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Lichliter A, Weir V, Heithaus RE, Gipson S, Syed A, West J, et al. Clinical Evaluation of Protective Garments with Respect to Garment Characteristics and Manufacturer Label Information. J Vasc Interv Radiol. 2017;28(1):148-55.
- 2.
- Livingstone RS, Varghese A, Keshava SN. A Study on the Use of Radiation-Protective Apron among Interventionists in Radiology. J Clin Imag Sci. 2018;8:34.
- 3.
- Dixon RG, Khiatani V, Statler JD, Walser EM, Midia M, Miller DL, et al. Society of Interventional Radiology: Occupational Back and Neck Pain and the Interventional Radiologist. J Vasc Interv Radiol. 2017;28(2):195-9.