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Aktive Beteiligung von Kindern an der Planung einer Intervention zur Förderung einer gesunden Ernährung
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Die aktive Beteiligung der Zielgruppe findet immer mehr Berücksichtigung in der Gesundheitsforschung. Es ist vor allem sinnvoll vulnerable Gruppen, wie Kinder, die durch grundsätzlich andere Bedürfnisse und Denkweisen als (erwachsene) Forschende gekennzeichnet sind, aktiv an der Gesundheitsforschung zu beteiligen. Dadurch kann die Relevanz und Qualität von Gesundheitsforschung gesteigert werden. Außerdem fördert aktive Beteiligung das Empowerment der Zielgruppe. Vor allem für den deutschsprachigen Raum gibt es bisher wenig Empfehlungen für die konkrete Umsetzung der aktiven Beteiligung von Kindern an der Gesundheitsforschung. Deshalb ist es das Ziel dieser Studie, Methoden für die aktive Beteiligung von Kindern zu erproben und entsprechende Empfehlungen für die Gesundheitsforschung im deutschsprachigen Raum zu entwickeln. Die aktive Beteiligung wurde an einem konkreten Beispiel angewendet.
Methoden: Die Entwicklung einer Intervention zur Förderung einer gesunden Ernährung gemeinsam mit den Kindern fand zwischen September 2023 und Januar 2024 in Form einer Schul-AG statt. Die Schul-AG wurde von zwei Ernährungswissenschaftlerinnen geleitet. Die Kinder waren 11 und 12 Jahre alt. Von den angemeldeten 15 Kindern kamen ca. 8 Kinder regelmäßig zu den wöchentlichen Treffen. Zunächst wurden Ziele und Rollenverständnisse von allen Beteiligten diskutiert und besprochen. Anschließend wurden in zahlreichen offenen Gesprächen relevante Inhalte identifiziert. Durch eine externe Expertin wurde inhaltliches Wissen zu gesunder Ernährung vermittelt. Darauf aufbauend sollten die Elemente der Intervention zur Förderung einer gesunden Ernährung gemeinsam mit den Kindern entwickelt werden. Weitere praktische Anteile waren in dieser Phase der Zusammenarbeit nicht geplant. Die aktive Zusammenarbeit wurde durch Protokolle, Postscripts und eine Fokusgruppendiskussion evaluiert. Diese wurden narrativ ausgewertet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl bei den Kindern als auch bei den Forschenden ein hohes Maß an Offenheit und Flexibilität erforderlich war. Ein gemeinsames Ziel und die Rollenverständnisse festzulegen erforderte viel Zeit. Die unterschiedlichen Erwartungen nicht zu enttäuschen und eine effektive Zusammenarbeit zu gestalten waren weitere Herausforderungen. Die Ergebnisse der Fokusgruppendiskussion ergaben jedoch, dass die Kinder großes Gefallen an der AG hatten und froh über die entspannte Atmosphäre nach dem anstrengenden Schulalltag waren. Sie gaben an, durch den Besuch der Expertin viel gelernt zu haben. Sie fanden es gut, dass viele Inhalte interaktiv erarbeitet wurden und dass sie Neues kennengelernt haben. Dennoch bedauerten sie, dass ihre Erwartungen an eine aktivere und praktischere Mitarbeit im Hinblick auf Lebensmittelzubereitung in der AG nicht erfüllt werden konnten.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass ein effektives Erwartungsmanagement bei allen Beteiligten notwendig ist, um eine gute Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dies wiederum erfordert die Einplanung von entsprechenden zeitlichen Ressourcen und ein hohes Maß an Offenheit sowie Flexibilität bei allen Beteiligten. Die Ergebnisse sollen in Empfehlungen für Forschende einfließen, die die aktive Beteiligung von Kindern in zukünftigen Projekten berücksichtigen möchten. Damit soll die Umsetzung erleichtert und Barrieren reduziert werden. Sie können auch von der Zielgruppe und deren Bezugspersonen herangezogen werden, um sich mit der aktiven Beteiligung in der Gesundheitsforschung auseinanderzusetzen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.