Artikel
Evaluation von „MindMatters“ zur Förderung der psychischen Gesundheit in der Grundschule. Ergebnisse der Evaluation einer komplexen Intervention
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Die Prävalenz psychischer Auffälligkeiten und Belastungen bei Kindern im Grundschulalter hat im Zusammenhang mit der Covid-19 Pandemie stark zugenommen und sich anschließend auf hohem Niveau stabilisiert. Gleichzeitig ist auch das Schulpersonal häufiger von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen betroffen als andere Berufsgruppen. Vor diesem Hintergrund sind Angebote der psychischen Gesundheitsförderung im Kontext von Schule von hoher Relevanz, wobei ganzheitliche Interventionen, die sowohl das Individuum als auch das System Schule adressieren und unterschiedliche Zielgruppen einbinden, favorisiert werden. Ein Interventionsprogramm, das diesem Anspruch auf Basis des Ansatzes der guten gesunden Schule nachkommt, ist MindMatters. Neben der Förderung der psychischen Gesundheit zielt MindMatters auf eine Verbesserung der Schulqualität. Hierfür stehen verschiedene Unterrichts- sowie Schulentwicklungsmodule zur Verfügung, die in Abhängigkeit der individuellen Voraussetzungen der Schule variabel im Unterricht und Schulalltag eingesetzt werden können. Im Primarschulbereich liegt ein besonderer Fokus der Intervention auf der Förderung der fünf Kernkompetenzen des sozial-emotionalen Lernens (Unterrichtsmodul „Gemeinsam(es) Lernen mit Gefühl“) sowie dem grundlegenden Schulentwicklungsmodul „SchoolMatters“. Mit dem vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse einer aktuellen, evidenzstarken Evaluationsstudie in der Primarstufe berichtet.
Methoden: Zur Überprüfung der Wirksamkeit von MindMatters im Primarschulbereich wurde eine cluster-randomisierten Kontrollgruppenstudie (Laufzeit 2020-2024) mit zwei Messzeitpunkten vor und etwa 1,5 Jahre nach Umsetzung der Intervention durchgeführt. Hierfür wurden 37 Grundschulen, die bisher keinen Kontakt zur Intervention hatten, per Zufall der Interventionsgruppe (IG) oder Kontrollgruppe (KG) zugewiesen. Endpunkte wurden aus verschiedenen Perspektiven (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern) und sowohl auf Ebene des Individuums (z. B. psychische Auffälligkeiten, Lernverhalten), als auch der Klassen (z. B. Lernbedingungen) und der Schule (z. B. Arbeitsbelastung) erfasst. Zur Evaluation der Implementierung wurde außerdem u. a. die Interventionsdurchdringung dokumentiert.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 3.189 Schülerinnen und Schüler aus 211 Klassen in drei Bundesländern sowie 369 Lehrkräfte in die Studie eingeschlossen werden. Positive Effekte der Intervention zeigten sich v. a. aus Sicht der Klassenlehrkräfte. So wurde z. B. über die Zeit in der IG eine Verringerung des durchschnittlichen Anteils an Schülerinnen und Schülern mit mindestens leichten Schwierigkeiten in den Bereichen Stimmung, Konzentration, Verhalten oder Umgang mit anderen berichtet, während dieser Anteil in der KG stabil blieb bzw. geringfügig zunahm. Auf Klassenebene konnten positive Entwicklungen bezüglich Klassenklima, Mobbing und dem Ausmaß an Unterrichtsstörungen detektiert werden. Außerdem zeigten sich positive Effekte auf Schulebene, u. a. mit Blick auf gemeinsame pädagogische Vorstellungen und ein gesundheitsförderliches Schulprogramm und Leitbild.
Schlussfolgerung: Die Evaluation von MindMatters leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Evidenzbasis ganzheitlicher Interventionen. Um Hinweise auf Erfolgsbedingungen zu erhalten, sollten neben der Wirksamkeit auch Barrieren und Förderfaktoren der Umsetzung gezielt in den Blick genommen werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.