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Praktiken von School Nurses zur Gesundheitsförderung und Prävention – Potential für Grundschulen in Deutschland
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Sogenannte School nurses sind vor allem in den angloamerikanischen und skandinavischen Ländern als Teil von Public Health fest etabliert. Für die Schüler:innen dienen sie als erste Anlaufstelle für die medizinische Versorgung. Darüber hinaus verantworten die School nurses Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention [1]. Im Rahmen dieser Aufgabe entwickeln die School nurses Praktiken, um bei den Kindern Risikofaktoren früh zu erkennen, gesunde Verhaltensweisen zu etablieren und damit deren Gesundheitskompetenz zu stärken [2]. Um bekannte Praktiken zu erfassen, die die Gesundheit von Grundschüler:innen wirksam fördern, wurde eine systematische Übersichtsarbeit angefertigt.
Methoden: Die Suchstrategie wurde in Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Bibliothekarin erstellt und das Protokoll im Vorhinein auf PROSPERO veröffentlicht [3]. Die Suche wurde am 12.09.2023 in den Datenbanken MEDLINE (via Ovid), PsycINFO (via Ovid), CINAHL (via EBSCO), Education Resources Information Center (via EBSCO), Scopus, Applied Social Sciences Index and Abstracts (via ProQuest) durchgeführt. Die Suchtreffer wurden nach Titeln und Abstracts sowie nach Volltexten im Vieraugen-Prinzip gesichtet. Die Ein- und Ausschlusskriterien wurden zuvor nach dem PICO-Statement (Population, Intervention, Comparison, Outcome) formuliert. Das Risiko von potentiellem Bias wurde mit etablierten Instrumenten, passend zum jeweiligen Studiendesign, eingeschätzt.
Ergebnisse: Die Suche ergab 486 Treffer ohne Duplikate, von denen 19 relevante Studien eingeschlossen wurden, darunter sieben RCTs, drei quasi-experimentelle Studien, drei Kohortenstudien, drei Querschnittsstudien, eine qualitative Studie, eine narrative Studie und eine systematische Übersichtsarbeit.
Die meisten identifizierten Praktiken (in 13/19 Studien) werden als Gesundheitsbildung kategorisiert. Sie umfassen Lehreinheiten zu Ernährung, Mund- und Handhygiene, Nägelkauen, körperlicher Aktivität und der Inanspruchnahme von Impfungen. Als effektiv stellten sich jene Lehreinheiten heraus, die wöchentlich über einen längeren Zeitraum durchgeführt wurden. Durch diese wurde das Gesundheitsverhalten verbessert, z. B. die Mundhygiene oder das Nägelkauen. Einige Lehreinheiten umfassten interaktive Praktiken wie kreative Ausdrucksformen, Spiele und Wettbewerbe oder die School Nurses gaben Auszeichnungen wie Zertifikate, Nagelfeilen, Pedometer aus. Zum Teil wurden die Schüler:innen zudem von den School Nurses individuell begleitet oder es wurden das Lehrpersonal, Familien und einzelne Schüler:innen als Botschafter:innen einbezogen.
Weitere 6/19 Studien berichten von Praktiken des Screenings, etwa nach Auffälligkeiten der Augen, Mundgesundheit, Asthma, Streptokokken und BMI. Dabei konnten die School Nurses frühzeitig Auffälligkeiten identifizieren.
Praktiken zur strukturellen Prävention werden in 2/19 Studien berichtet. Die School Nurses setzten sich ein für den Ausbau sanitärer Einrichtungen zum Händewaschen und für den eingeschränkten Verkauf von gesüßten Getränken in der Schule.
Schlussfolgerung: Die Erfahrungen der School Nurses in anderen Ländern können, mit Berücksichtigung der Gesundheits- und Bildungssysteme, auf die Möglichkeiten in deutschen Grundschulen übertragen werden. In einigen Bundesländern sind vergleichbare School Nurses bzw. Schulgesundheitsfachkräfte seit wenigen Jahren an öffentlichen Schulen tätig [4].
Die Evidenz zu effektiven Praktiken ist auf wenige qualitativ hochwertige Studien beschränkt, aber die wissenschaftliche Literatur gibt insgesamt wertvolle Hinweise auf etablierte Handlungsweisen. In den Grundschulen können School Nurses ein niedrigschwelliges und aufsuchendes Angebot der kinderorientierten Gesundheitsförderung machen und dabei mit einem sozialen Ansatz Gesundheit und Bildung in ihrem Zusammenhang adressieren. So trägt u. a. die Vermittlung von Gesundheitskompetenz zur gesundheitlichen Chancengleichheit bei und kann soziale Ungleichheit vermindern.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Best NC, Oppewal S, Travers D. Exploring School Nurse Interventions and Health and Education Outcomes: An Integrative Review. J Sch Nurs. 2018;34(1):14-27.
- 2.
- Pawils S, Heumann S, Schneider SA, Metzner F, Mays D. The current state of international research on the effectiveness of school nurses in promoting the health of children and adolescents: An overview of reviews. PLoS One. 2023;18(2):e0275724.
- 3.
- Kühne L, Mugo F. Investigating primary school nurses’ activities that are effective in health promotion and prevention: a systematic review. In: PROSPERO. 2023. CRD42023471364. Verfügbar unter: https://www.crd.york.ac.uk/prospero/display_record.php?ID=CRD42023471364
- 4.
- Bogishvili D, Küppers K, Lewy M, Püschner F, Amelung VE. Evaluation des Projekts „Gesundheitsfachkräfte an Schulen – GefaS“. Berlin; 2022.