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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Partizipative Forschung zwischen Wunsch und Wirklichkeit – Erkenntnisse der Konzeptentwicklung zum FREI DAY-Projekt „Lebenswelten gemeinsam gesund und nachhaltig gestalten“

Meeting Abstract

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  • Dominik Röding - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Ricarda Brender - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Christiane Meyer - Institut für Didaktik der Naturwissenschaften, Leibniz Universität Hannover, Hannover, Germany
  • Ulla Walter - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 93

doi: 10.3205/24gmds478, urn:nbn:de:0183-24gmds4787

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Röding et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In der Prävention und Gesundheitsförderung wird Forschung zunehmend nur noch als Partizipative Gesundheitsforschung finanziert. Die Partizipative Gesundheitsforschung fußt auf der These, dass der Einbezug der zu Beforschenden in den gesamten Forschungsprozess die Praxisrelevanz der Ergebnisse verbessert [1]. Der Beitrag stellt Erfahrungen und erste Ergebnisse einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten partizipativen Studienkonzeptentwicklungsphase zur Evaluation der im deutschsprachigen Raum verbreiteten schulbasierten Intervention FREI DAY vor. Diese zielt auf die Förderung gesunder sowie nachhaltiger Lebensweisen und -bedingungen [2]. Curriculares Kernelement ist ein mindestens vierstündiger Freiraum über ein Schuljahr, in dem Schüler:innen eigene Projekte zu den Sustainable Development Goals [3] entwickeln und umsetzen. Schule im Aufbruch (SiA) gGmbH begleitet die Schulen bei der Einführung und Umsetzung des FREI DAY.

Methodik: Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover und Leibniz Universität Hannover warb in Kooperation mit SiA und Schulen, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, Landesministerien u. a. beim BMBF ein Projekt zur Entwicklung des o.g. Studienkonzepts (Laufzeit: 06-11/23) ein. Das Team, Lehrkräfte (n=20) und SiA-Mitarbeitende (n=2) konkretisierten in Barcamp-Sessions, welche Prozesse und Wirkungen des FREI DAY aus Sicht der Praxis mit welchem Ziel und Design evaluiert werden sollten. Gemeinsam wurde vereinbart, dass das Forschungsteam entsprechende Erhebungsinstrumente recherchiert, ggf. adaptiert und den Beteiligten zur Abstimmung vorlegt. Dies geschah in einem mehrmonatigen iterativen Prozess. Hospitationen an einer FREI DAY-Schule und ein Austausch mit anderen Forschungsprojekten zum FREI DAY unterstützten die Passung an Wissenschaft und Praxis. Zur interdisziplinären Abstimmung des Studienkonzepts wurde in einem aus Wissenschafts- und Praxispartner:innen gegründeten Beirat das entwickelte Konzept reflektiert.

Ergebnisse: Als Hauptprodukt der Konzeptentwicklungsphase liegt ein partizipativ erarbeitetes Studienkonzept vor, das zur Förderung beim BMBF eingereicht wurde. Dieses beinhaltet eine Mixed-Methods-Evaluation mit non-randomised Stepped Wedge Design (n > 60 Schulen) sowie validierte Instrumente, mit denen die intendierten individuellen und systemischen Veränderungen gemessen werden sollen. Ebenso sind Methoden der partizipativen Gesundheitsforschung im Studienkonzept integriert (reflexive Fotografie, Fokusgruppen, Most Significant Change). Es konnten bereits 55 Interessensbekundungen von Schulen und Stakeholdern für eine Studienteilnahme eingeholt werden. Im Prozess wurde deutlich, dass sich die zu Beforschenden aus verschiedenen Gründen (z. B. Personalmangel, fehlende zeitliche Ressourcen) nicht auf höchster Partizipationsstufe in das Projekt einbringen möchten bzw. können. Sie sehen jedoch einen besonderen Wert darin, nach wissenschaftlichen Standards extern evaluiert zu werden.

Schlussfolgerungen: Vertreter:innen der zu Beforschenden und weitere Stakeholder konnten mittels partizipativer Methoden erfolgreich in die Entwicklung des Studienkonzepts involviert werden. Der partizipative Prozess und die finale Fassung des Studienkonzepts haben hohe Zustimmung von allen Beteiligten erfahren. Alle Beteiligten gehen davon aus, dass die Umsetzung der Studie zu praxisrelevanten Erkenntnissen führt. Im Prozess wurden die bislang zu wenig beachteten Grenzen des Konzepts der Partizipativen Gesundheitsforschung deutlich. Stärken und Limitationen des Konzepts werden diskutiert.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Wright M, Allweiss T, Schwersensky N. Partizipative Gesundheitsforschung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), editors. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. Köln: BZgA; 2021. DOI: 10.17623/BZGA:Q4-i085-2.0 Externer Link
2.
Rasfeld M. FREI DAY: Die Welt verändern lernen! Für eine Schule im Aufbruch. München: oekom verlag; 2021.
3.
United Nations. The 17 Goals. Sustainable Development Goals. 2015. [cited 2024 Mar 19] Available from: https://sdgs.un.org/goals Externer Link