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Ergebnisse der Sächsischen Brustkrebsinitiative (SBKI)
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Für Frauen ist Brustkrebs in Deutschland die mit Abstand häufigste Krebsart und zugleich die Krebserkrankung, die zu den meisten krebsbedingten Sterbefällen führt. Mit dem Ziel eine frühzeitige, sichere Diagnostik und qualitätsgesicherte Therapie zu gewährleisten, wurde im Jahr 2006 auf Initiative der Technikerkrankenkasse auf Basis des QuaMaDi-Konzeptes [1] vom Berufsverband der Frauenärzte e.V., der Berufsverband der Deutschen Radiologen e.V., und drei Mamma-Zentren die Sächsische Brustkrebsinitiative (SBKI) gegründet. Im Rahmen eines Vertrages zur integrierten Versorgung nach § 140a-d SGB V wurden definierte Behandlungsketten vom Gynäkologen über den Radiologen bis zum Mammazentrum mit definierten Versorgungsaufträgen und Dokumentationen vereinbart. So umfasst der SBKI-Diagnoseprozess eine gynäkologische Erstuntersuchung sowie eine radiologische Untersuchung, die von zwei Radiologen unabhängig begutachtet wird. Frauen mit auffälligen Befunden oder bei denen eine Diskrepanz zwischen Erst- und Zweitgutachter auftritt, werden zur weiteren Diagnose und Therapie an eines der beteiligten Mammazentren überwiesen. Die Teilnahme ist für Frauen jeder Altersgruppe möglich.
Methodik: In einem ersten Schritt werden die im Rahmen der SBKI untersuchten Patientinnen mittels deskriptiver Statistik charakterisiert (z.B. Alter, Anamnese, Symptome). Zudem wird untersucht, wie oft und bei welchen Patientinnen es zu Dissens bei den Doppelbefundungen der Mammographien kam. Darüber hinaus analysieren wir die Rolle von zertifizierten Mammazentren als Drittbefunder für die Tumordetektion. In einem zweiten Schritt erfolgte eine Datenabfrage in den klinischen Krebsregistern Sachsen (KKR Sachsen). Für alle Patientinnen mit einer Brustkrebsmeldung wurde eine Alters- und Wohnregion-gematchte Kontrollgruppe über die Register gezogen. Die Daten des KKR Sachsen werden einerseits mit den Angaben aus den SBKI-Dokumentationen verglichen. Im Vergleich von SBKI-Patientinnen mit der gematchten Kontrollkohorte werden Aussagen bezüglich Effektivität der SBKI zum Diagnosezeitpunkt (z.B. Alter der Patientinnen, Tumorstadien, Grading, Lymphknotenbefall, Metastasen und Tumor- / DCIS-Größe) dargestellt.
Ergebnisse: Zwischen April 2006 und Juni 2023 wurden für 8.571 Frauen insgesamt 24.562 Untersuchungszyklen im Rahmen der SBKI dokumentiert (Alter: 59,7 ± 11,1 Jahre). Die Dissensrate der Mammographie-Doppelbefundung betrug 5,9% (Bewertung nach BI-RADS Klassifikation). Wir finden Evidenz für eine erhöhte Dissensrate bei jungen Patientinnen (< 50 Jahre). Die Mammazentren als Drittbefunder stimmten im Durchschnitt eher der Gesamtbeurteilung des radiologischen Erstgutachters zu (54,4 %), welcher die Patientin direkt untersuchen konnte, als der Bewertung des Zweitgutachters (26,8 %), der seine Entscheidung ausschließlich auf Basis der übermittelten Unterlagen treffen konnte. In 18,8% der Fälle kam das Zentrum zu einer BI-RADS-Bewertung, die von beiden niedergelassenen Radiologen abwich. Über das Daten-Linkage mit KKR-Daten wurden für 209 SBKI-Patientinnen Brustkrebs-Meldungen bis max. 6 Monate nach letzter SBKI-Untersuchung detektiert. Für 152 (72,7%) dieser Frauen wurde ein UICC-Stadium von 0 oder I dokumentiert. Im Vergleich zur Kontrollkohorte war das Alter zum Zeitpunkt der Brustkrebsdiagnose signifikant geringer, die Größe des gefundenen Karzinoms kleiner, und es wurden weniger Fernmetastasen dokumentiert. Obwohl nicht alle Patientinnen in einem der beteiligten Zentren behandelt wurden, wählten nur 8 Patientinnen ein nicht zertifiziertes Krankenhaus.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen die Vorteile der Implementierung einer kohärenten Cancer Control Strategie unter Einbeziehung von Gynäkologen, Radiologen (unabhängige Doppelbefundung von Mammographien) und Mammazentren.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.