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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Zusammenhänge von Persönlichkeit und Arbeitsstress in Europa – Ergebnisse aus SHARE

Meeting Abstract

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  • Simon Stöbel - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany
  • Morten Wahrendorf - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 290

doi: 10.3205/24gmds456, urn:nbn:de:0183-24gmds4565

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Stöbel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Wer im Erwerbsleben dauerhaft psychosozialen Arbeitsbelastungen ausgesetzt ist, hat ein erhöhtes Risiko, körperlich oder mental zu erkranken. Dies zeigen zahlreiche Studien. Allerdings liegen vergleichbar wenige Studien vor, welche die Rolle von Persönlichkeitsmerkmalen darin untersuchen. Vor allem, ob und wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Personen Arbeitsbelastungen berichten. Diese Arbeit setzt an dieser Schnittstelle an, indem sie untersucht, wie Persönlichkeit und Arbeitsstress assoziiert sind.

Untersucht wurden die Daten von über 10.000 älteren Erwerbstätigen (50+ J.) aus der 7. und 8. Welle der SHARE-Studie (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe). SHARE ist eine internationale Langzeiterhebung, welche in 28 Ländern in Europa durchgeführt wurde. Persönlichkeit wurde nach Costa & McCrae [1] mittels „The Ten-Item Big Five Inventory (BFI-10)“ Fragebogen erhoben. Die fünf Dimensionen von Persönlichkeit sind Neurotizismus, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit und Offenheit für neue Erfahrungen. Die Bestimmung erhöhter Arbeitsbelastungen erfolgte entlang dem Modell beruflicher Gratifikationskrisen nach Siegrist [2] und „job strain“ nach Karasek [3]. Es wurden die folgenden Outcomes gebildet: hohe Verausgabung, niedrige Belohnung, das Vorliegen einer Gratifikationskrise und niedrige Kontrolle. Zudem wurden soziodemographische und im Arbeitskontext relevante Kovariablen berücksichtigt.

Zunächst wurden anhand von Kreuztabellen Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Arbeitsstress untersucht. Anschließend wurden diese im Rahmen multivariabler Regression, unter Kontrolle soziodemographischer und sozioökonomischer Variablen, geprüft. Die Auswertungen erfolgten mittels Stata MP 14.1.

Die Untersuchungspopulation bestand aus 57% Frauen und 43% Männern, aus insgesamt 19 europäischen Ländern. Je ca. 20% berichteten niedrige Kontrolle oder hohe Verausgabung am Arbeitsplatz. 25% erhielten geringe Belohnung und 30% berichteten das Erleben einer Gratifikationskrise. Menschen mit hoher Extraversion berichteten alle Arbeitsstress-Outcomes seltener als Menschen mit niedriger Extraversion. Hohe Verträglichkeit hing mit häufigerem Erleben von niedriger Belohnung und Gratifikationskrisen zusammen, hohe Gewissenhaftigkeit mit niedriger Belohnung und hoher Verausgabung, hohe Offenheit nur mit niedriger Kontrolle. Personen mit hohem Neurotizismus berichteten häufiger hohe Werte in allen Arbeitsstress-Outcomes.

Wie angenommen, war Persönlichkeit über alle Länder hinweg mit Unterschieden im Berichten von Arbeitsstress assoziiert. So machte hoher Neurotizismus das Berichten hohen Arbeitsstresses wahrscheinlicher, während Extraversion es weniger wahrscheinlich machte. Die meisten in den bivariaten beobachteten Zusammenhänge, blieben auch nach Berücksichtigung von Kovariablen signifikant. Die Gründe für das unterschiedliche Stresserleben in Abhängigkeit der Persönlichkeit gilt es in weiteren Arbeiten näher zu untersuchen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Costa PT, McCrae RR. The Five-Factor Model of Personality and Its Relevance to Personality Disorders. Journal of Personality Disorders. 1992 Dec;6(4):343–59. DOI: 10.1521/pedi.1992.6.4.343 Externer Link
2.
Siegrist J. Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions. J Occup Health Psychol. 1996;1(1):27–41.
3.
Karasek RA. Job Demands, Job Decision Latitude, and Mental Strain: Implications for Job Redesign. Administrative Science Quarterly. 1979;24(2):285. DOI: 10.2307/2392498 Externer Link