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Patient*innenbeteiligung im Pflegeheim: Erwartungen und Erfahrungen der Beteiligung älterer Personen an klinischer Forschung
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Die aktive Beteiligung von Patient*innen und der Mitgliedern der Öffentlichkeit an Gesundheitsforschung und klinischer Forschung wird zunehmend Standard und soll sicherstellen, dass Forschungsergebnisse relevant und nützlich für die Betroffenen sind [1], [2]. Diese Studie untersuchte die Beteiligung von Pflegeheimbewohnenden an der Entwicklung einer klinischen Studie zu Polypharmazie [3]. Ziel der Studie war es, die mit der Patient*innenbeteiligung verbundenen Motivation, Erwartungen und Erfahrungen der Pflegeheimbewohnenden und Forschenden kennenzulernen.
Methoden: Im Rahmen des Projekts INVOLVE-Clin (BMBF-Förderung: 01GL1726) wurden zwei Patient*innenbeiräte in Pflegeheimen eingerichtet. Eine Forscherin ermöglichte in der Rolle der Patient*innenfürsprecherin die Kommunikation zwischen den Bewohnenden des Pflegeheims und den Forschenden. Es wurde ein qualitativer Fallstudienansatz verwendet, der halbstrukturierte Interviews und Fokusgruppen mit Pflegeheimbewohnern und Forschern umfasste, um ihre Motivationen, Erwartungen und Erfahrungen zu untersuchen. Die Daten wurden mittels strukturierter qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet [4].
Ergebnisse: Die Studie ergab, dass sich die Motivation und Erwartungen zwischen den Bewohnenden und den Forschenden unterscheiden. Die Bewohnenden schätzten die soziale Interaktion und die Möglichkeit, ihre Gesundheitsanliegen zu äußern, während die Forschenden darauf abzielten, ein Studiendesign zu entwickeln unter Berücksichtigung der Patient*innenperspektive. Die Patient*innenfürsprecherin war entscheidend für die Erleichterung der Kommunikation zwischen beiden Gruppen. Herausfordernd waren die Komplexität des Studienthemas Polypharmazie und die Notwendigkeit die Beteiligung methodisch den kognitiven Fähigkeiten eines Teils der älteren Teilnehmenden anzupassen. Trotz dieser Herausforderungen wurde die Teilnahme an den Patient*innenbeiräten von den Teilnehmenden als geistig anregend erlebt und gab ihnen das Selbstvertrauen, ihre eigene Medikation zu diskutieren.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung flexibler Ansätze für Patient*innenbeteiligung, insbesondere bei der Einbeziehung älterer Personen, um bedeutsame und effektive Beteiligung erreichen zu können. Die zusätzliche Einbeziehung weiterer Gruppen, wie Angehörige oder Pflegende, könnte Planung einer Studie zu Polypharmazie erleichtern und um alltagspraktische Aspekte ergänzen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Brett J, Staniszewska S, Mockford C, Herron-Marx S, Hughes J, Tysall C, et al. A Systematic Review of the Impact of Patient and Public Involvement on Service Users, Researchers and Communities. Patient. 2012;7(4):387-95.
- 2.
- Schilling I, Herbon C, Jilani H, Rathjen KI, Gerhardus A. Aktive Beteiligung von Patient*innen an klinischer Forschung – Eine Einführung. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2020:56-63.
- 3.
- Rathjen KI, Herbon C, Jilani H, Scharpenberg M, Schilling I, Schmiemann G, et al. Aktive Beteiligung von älteren Patient*innen an klinischer Forschung (INVOLVE-Clin): Ein Studienprotokoll. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2020;156:82-8.
- 4.
- Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz Juventa; 2014.