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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Erkenntnisse eines partizipativen Ansatzes zur Integration des Umweltmonitorings in Versorgungseinrichtungen

Meeting Abstract

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  • Jannik Fleßner - Jade Hochschule Wilhelmshaven, Oldenburg, Elsfleth, Oldenburg, Germany
  • Frauke Koppelin - Jade Hochschule Wilhelmshaven, Oldenburg, Elsfleth, Oldenburg, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 315

doi: 10.3205/24gmds447, urn:nbn:de:0183-24gmds4475

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Fleßner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Umweltbedingte Gesundheitsrisiken, welche mit Fortschreiten des Klimawandels steigen werden, finden in Pflegeprozessen stationärer Versorgungseinrichtungen nur geringe Berücksichtigung. Dabei gibt es einige Gründe Umweltrisiken wie z.B. Luftschadstoffe in Versorgungseinrichtungen zu thematisieren. Einerseits werden dort Menschen mit höherer Vulnerabilität durch Vorerkrankungen behandelt [1], andererseits genießen Beschäftigte in Versorgungseinrichtungen ein hohes Vertrauen und könnten somit zur Verbreitung der Umweltgesundheitskompetenz als Voraussetzung für Präventionshandlungen beitragen [2]. Es stellt sich die Frage welche Erfordernisse gegeben sein müssen, um eine Integration des Umweltmonitorings in Versorgungseinrichtungen zu ermöglichen.

Methoden: In einem Workshop wurde, nach einer Einführung zum Thema Umwelt und Gesundheit, eine Anforderungsanalyse mit zehn Studierenden mit abgeschlossener Ausbildung der Angewandten Pflegewissenschaft bezüglich eines Systems zum Umweltmonitoring erhoben.

Die ermittelten Anforderungen wurden genutzt, um mit einer weiteren Gruppe von fünf Studierenden Gestaltungsansätze zu finden. Die Ansätze wurden um ein 1000-Personen Diagramm zur Risikokommunikation ergänzt und in einem Prototyp umgesetzt [3]. Als Beispielszenario wurde dabei die Feinstaubbelastung auf einer Kardiologie-Station gewählt.

Abschließend wurde ein Usability-Test mit Hilfe der „Thinking Aloud“ Methode mit drei zuvor nicht involvierten Studierenden durchgeführt. Definierte Aufgaben sollten ohne eine Einführung zu den umweltbedingten Risiken durchgeführt werden, um auch die Selbstbeschreibungsfähigkeit des Prototyps zu untersuchen.

Ergebnisse: Der Workshop zur Anforderungsanalyse ergab, dass eine Übersicht des Status aller Patient*innenzimmer auf dem Stationszimmer der Pflegefachpersonen und eine patientenbezogene, farbcodierte Auswertung gewünscht wird. Daher sollten Grenzwerte für die jeweiligen Patient*innen angepasst werden können. Als weitere Anforderung wurde die Darstellung des Verlaufs genannt.

Die genannten Anforderungen wurden in einem Prototyp implementiert. Eine initiale Klassifizierung der gemessenen Feinstaubkonzentrationen in vier Zuständen wurde anhand von Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umgesetzt.

Die farbcodierte Statusanzeige und die Verlaufsansicht wurden während der Usability-Evaluation positiv hervorgehoben. Dennoch berichteten die Probandinnen von Problemen eine Sinnhaftigkeit in den zur Verfügung gestellten Informationen zu erkennen. Der Mehrwert des 1000-Personen Diagramm zur Unterstützung der Einschätzung des kardiovaskulären Risikos wurde folglich nicht erkannt. Als problematisch wurde die Auswahl von Grenzwerten für unterschiedliche Patient*innen gesehen und die Verantwortung dafür den Ärzt*innen zugeordnet.

Schlussfolgerung: Es konnten wichtige Anforderungen für eine System zum Umweltmonitoring in Versorgungseinrichtungen identifiziert werden. Pflegefachpersonen ohne Vorwissen über die gesundheitlichen Effekte der jeweiligen Umweltfaktoren hatten nachvollziehbare Schwierigkeiten bei der Interpretation. Dies verdeutlicht die Bedeutung der Förderung der Umweltgesundheitskompetenz bei Pflegefachpersonen, um die Integration des Umweltmonitorings in Versorgungseinrichtungen erfolgreich anzugehen. Ebenfalls gilt es die wahrgenommenen Kompetenzen und eigenen Rollen von Pflegefachpersonen und Ärzt*innen diesbezüglich zu untersuchen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Cascio WE, Long TC. Ambient air quality and cardiovascular health: translation of environmental research for public health and clinical care. NCMJ. 2018;79(5):306-312.
2.
Maibach E, Frumkin H, Ahdoot S. Health professionals and the climate crisis: trusted voices, essential roles. World Medical & Health Policy. 2021;13(1):137-145.
3.
Fleßner J, Koppelin F. Mensch-Maschine-Schnittstelle zur Risikokommunikation von Umweltfaktoren - Gestaltung einer prototypischen Grundlage für die Anforderungsanalyse zur Integration des Umwelt-Monitorings im Versorgungskontext [Abstract]. In: Boll S, Hein, A, editors. Zukunft der Pflege. Tagungsband der 6. Clusterkonferenz 2023. Oldenburg: University of Oldenburg Press (UOLP); 2023. p. 170.