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Der Kurort als regionaler Gesundheitsanbieter von Betrieblicher Gesundheitsförderung für kleine und mittelständische Unternehmen – Entwicklung eines logischen Modells zur Interpretation einer komplexen Intervention
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) hat sich in den letzten Jahren zunehmend in der Arbeitswelt etabliert [1]. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben jedoch noch immer Unterstützungsbedarf was die nachhaltige Umsetzung von BGF betrifft [2]. Hochprädikatisierte Kurorte werden bisher nicht als kompetenter regionaler Partner für BGF nach §20b SGB V in Betracht gezogen. Es stellt sich die Frage, ob Kurorte gemeinsam mit Gesundheitsanbietern, Betrieben, den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und Kammern ein erfolgreiches BGF mitgestalten können.
Das Projektvorhaben „Betriebliche Gesundheitsförderung am Kurort und im Betrieb: ein Pilotierungsprojekt mit Unternehmen aus dem Landkreis Rottal-Inn – big.KMU“ zielt darauf ab, ein Gesamtkonzept der Betrieblichen Gesundheitsförderung („BGF-Gesamtkonzept“) am Kurort und im Betrieb – gemeinsam mit einem regionalen Gesundheitsanbieter, Betrieben und der gesetzlichen Krankenkasse – zu entwickeln, es in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aus dem Landkreis Rottal-Inn umzusetzen und zu evaluieren. Das BGF-Gesamtkonzept kombiniert ein bereits bestehendes, und auf die Anforderungen von KMU entwickeltes, gesundheitsförderndes Programm am Kurort mit bedarfsgerechten verhaltens- und verhältnispräventive BGF-Maßnahmen in den Betrieben und bezieht Gesundheitsangebote der BARMER mit ein. Im Rahmen der Evaluation des Projektes wurde ein logisches Modell angefertigt.
Methoden: In der Evaluation von big.KMU diente das Logische Model zur Beschreibung der wichtigsten Einflussfaktoren, Projektschritte und Evaluationsergebnisse [3], sowie deren Wirkweisen im Implementierungsprozess des BGF-Gesamtkonzeptes. Es wurde kontinuierlich über den gesamten Projektverlauf entwickelt. Neben einer Literaturübersicht zu relevanten evidenzbasierten Kontextfaktoren zur Umsetzung von BGF in KMU, floss qualitatives Datenmaterial aus einer SWOT-Analyse in das Modell ein. Ziel der SWOT-Analyse war es, aus Sicht der Stakeholder in den KMU und am Kurort, Stärken, Schwächen sowie Chancen und Risiken in der Umsetzungsphase von BGF zu identifizieren. Die Ergebnisse einer prospektiven, kontrollierten Interventionsstudie – durchgeführt zur Untersuchung der Auswirkungen des BGF-Gesamtkonzeptes auf gesundheits- und arbeitsrelevanter Parameter wie z.B. der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-12) oder der Arbeitsfähigkeit (WAI-Index) – wurden außerdem in das Modell integriert.
Ergebnisse: Neben innerbetrieblichen Aspekten konnten auch gesellschaftliche Kontextfaktoren identifiziert werden, die einen Einfluss auf die Implementierung von BGF haben. Dazu gehören neben technologischen und demographischen Veränderung auch die unterschiedlichen Verfügbarkeiten von Schulungen und Unterstützung im Bereich der BGF für KMU. Erschwerenden Faktoren wie personelle, wirtschaftliche und Motivationsproblemen muss mit guter Projektplanung, Finanzkalkulation, Bedarfsorientierung und klarer Kommunikation entgegengewirkt werden, um BGF langfristig in den Betrieben zu festigen. Um Ressourcen wie Zeit, Personal und Räumlichkeiten zu entlasten sollten Betriebe mit externen Akteuren z.B. Krankenkassen oder regionalen Gesundheitsanbietern vernetzt werden. Durch BGF erreichte und verbesserte Aspekte, wie Teambuilding oder besseres Gesundheitsbewusstsein immer wieder aufzuzeigen, schafft langfristig Motivation, Interesse und erhöht die Teilnahmebereitschaft. Positive Auswirkungen der Implementierung von BGF konnten beispielweise auf das allgemeine Wohlbefinden gezeigt werden.
Schlussfolgerung: Die Evaluation der Implementierung von BGF in KMU mit dem Kurort als Anbieter und Ansprechpartner ist komplex zu erfassen. Wirkweisen und Zusammenhänge lassen sich nur schwer interpretieren. Die Erarbeitung eines logischen Models ermöglicht es Einflussfaktoren, Projektschritte und Evaluationsergebnisse visuell und inhaltlich darzustellen und bietet daher die Möglichkeit komplexe Intervention verständlicher zu machen. In diesem Fall konnten die verschiedensten Wirkzusammenhänge, die sich bei der Implementierung von BGF in KMU zeigten zusammengefasst werden.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Scholz A, Schneider S. Multikausale Wirkung von Interventionen der Betrieblichen Gesundheitsförderung und besondere Chancen für kleine und mittelständige Unternehmen. Prävention und Gesundheitsförderung. 2020.
- 2.
- Schempp N, Kaun L. Präventionsbericht 2022 - Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung: Primärprävention und Gesundheitsförderung, Leistungen der sozialen Pflegeversicherung: Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen - Berichtsjahr 2021. Medizinischer Dienst Bund (MD Bund), GKV-Spitzenverband; 2022.
- 3.
- Haußmann B, Yngborn A. Das „Logische Modell “als Instrument der Evaluation. Forum Kriminalprävention. 2010.