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Stress- und Arbeitsbelastungen humorvoll begegnen? Evaluation eines Humorworkshops für Pflegefachpersonen
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Die professionelle Pflege ist ein anspruchsvoller und oft auch belastender Beruf. Pflegefachpersonen sind täglich mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, wie z. B. der Betreuung von kranken und pflegebedürftigen Menschen, der Organisation von Arbeitsabläufen im Pflegealltag und dem Umgang mit schwierigen Situationen und Konflikten. Diese Arbeitsbelastungen können zu einem erhöhten Stresserleben führen. Daher ist es wichtig, dass Pflegeeinrichtungen und Arbeitgeber:innen entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Arbeitsbedingungen für Pflegefachpersonen zu verbessern und sie bei der Bewältigung von Stress zu unterstützen. An dieser Stelle kann Humor als Ressource oder Bewältigungsstrategie genutzt werden, um das Arbeits- und Stresserleben von Pflegenden zu reduzieren [1]. Daher wird die Wirksamkeit des Workshops „Humor hilft Pflegen“ hinsichtlich der wahrgenommenen Stress- und Arbeitsbelastung, der Stressbewältigung und des subjektiven Emotionszustands von professionell Pflegenden untersucht. Ebenso werden die aus dem Workshop resultierenden Lernerfahrungen näher beleuchtet.
Methoden: Es wurde eine Interventionsstudie in ambulanten und stationären Langzeitpflegeeinrichtungen im Oldenburger Land (Niedersachsen) und im Landkreis Aschaffenburg (Bayern) durchgeführt. Der dreieinhalbstündige Workshop „Humor hilft Pflegen“ wurde professionellen Pflegefachpersonen angeboten. Die in dem Workshop enthaltenen Übungen orientieren sich an wissenschaftlich validierten Trainings zur Kommunikation und Emotionserkennung sowie an positiven psychologischen Interventionen. Der Humorworkshop enthielt drei Schwerpunkte: 1) Körperliches Erleben, 2) physische Beobachtung und 3) emotionale Beobachtung, die durch theoretischen Input und praktische Übungen (u.a. auch entlehnt aus dem Theaterkontext) vermittelt wurden.
Es wurden standardisierte Instrumente in Bezug auf das subjektive Arbeits- und Stresserleben sowie die Stressbewältigung von professionell Pflegenden genutzt. In einem Prä-Posttest-Design wurde die Intervention evaluiert. Die Ergebnisse werden deskriptiv und bivariat dargestellt.
Ergebnisse: Es lagen Daten von 69 Pflegefachpersonen sowohl vor als auch nach dem Workshop vor. Der überwiegende Teil der Befragten gab eine mittlere bis sehr hohe psychophysische Arbeitsbelastung an. Humor schien ein akzeptiertes und wirkungsvolles Instrument für die Zielgruppe zu sein. So wiesen 70,8% der Befragten einen Sinn für Humor auf. Zwei Drittel der Teilnehmenden gaben an, Humor bereits vor dem Workshop als emotionsorientierte Bewältigungsstrategie genutzt zu haben. Bei allen Teilnehmenden konnte eine Verbesserung der aktuellen Stimmung nach dem Workshop festgestellt werden. Die Befragten gaben überwiegend eine sehr gute bis gute Lernerfahrung an und äußerten keine negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Workshop. Insgesamt zeigte sich aber, dass ein besserer Lernerfolgt tendenziell mit einem höheren Schulabschluss assoziiert war.
Schlussfolgerung: Die Studienergebnisse konnten Humor als eine bereits angewendete Bewältigungsstrategie bei Pflegenden in der ambulanten und stationären Langzeitpflege identifizieren. In Bezug auf den Erfolg von Humorworkshops sind die Ergebnisse konsistent mit vorangegangenen Studien. Sie weisen darauf hin, dass Humorworkshops auch in der professionellen Pflege zunächst kurzfristig zu einer Verbesserung des subjektiven Emotionszustands beitragen können. Die langfristigen Wirkungen auf die Arbeitsbedingungen sowie die Gesundheit der Beschäftigten sind in Studien mit einem längeren Follow-up zu betrachten.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.