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Effekte integrierter Wissenstranslation in einem afrikanisch-deutschen Forschungskonsortium: Eine vergleichende Mixed-Methods-Fallstudie
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Hintergrund: Integrierte Wissenstranslation (integrated knowledge translation, IKT) soll evidenzinformierte Entscheidungsfindung in Public Health und im Bereich der Gesundheitsversorgung befördern. Dazu bauen Forschende langfristige Beziehungen mit Wissensnutzer*innen auf, insbesondere mit Entscheidungsträger*innen in Politik und Praxis. Im Rahmen eines deutsch-afrikanischen Forschungskonsortiums wurde ein IKT Ansatz entwickelt, implementiert und evaluiert. Die Collaboration for Evidence-based Healthcare and Public Health in Africa (CEBHA+) mit neun akademischen Partnerinstitutionen in Äthiopien, Malawi, Ruanda, Südafrika, Uganda und Deutschland hat zwischen 2017 und 2023 zur Prävention von nicht-übertragbaren Krankheiten in den afrikanischen Partnerländern geforscht. Der CEBHA+ IKT Ansatz beinhaltete die gemeinsame Identifikation von Forschungsfragen in der Antragsphase des Projekts, IKT-Schulungen und die Entwicklung und Implementierung von passgenauen IKT-Strategien an den CEBHA+-Standorten [1]. Im Zuge der Umsetzung der lokalen IKT-Strategien haben die CEBHA+-Forschenden mit lokalen Entscheidungsträger*innen zusammengearbeitet, um relevante, kontextualisierte Forschung zu produzieren. Ausgehend von einer initialen Programmtheorie haben wir den CEBHA+ IKT Ansatz semi-extern evaluiert. Die Ergebnisevaluation wird hier vorgestellt.
Methoden: Auf der Grundlage unseres Protokolls [2] haben wir in zwei Projektphasen (3/2020-2/2021; 9/2022-5/2023) CEBHA+-Forschende und ihre IKT Partner mithilfe von Onlinesurveys, semi-strukturierten Interviews und/oder Fokusgruppen befragt und IKT-bezogene Dokumente gesammelt. Wir haben die quantitativen Umfrageergebnisse deskriptiv ausgewertet und Transkripte und Dokumente mithilfe qualitativer Inhaltsanalyse nach Schreier analysiert. Nach einer Analyse der Ergebnisse auf Länder- und übergeordneter Projektebene haben wir die Mixed Methods Ergebnisse auf Theorieebene integriert und die initiale Programmtheorie weiterentwickelt.
Ergebnisse: Insgesamt haben 36 Forscher*innen und 19 Entscheidungsträger*innen an Umfragen und/oder Interviews teilgenommen. 92 Dokumente wurden eingeschlossen. Der Aufbau von Beziehungen und Kompetenzen und die kontinuierliche Forschungszusammenarbeit sind die wichtigsten proximalen Ergebnisse gewesen: Teilnehmende haben gegenseitige Wertschätzung entwickelt und Partnerschaften aufgebaut; sie haben Zugang zu Netzwerken und Kontakten erhalten und ihre Fähigkeiten im Bereich der Evidenznutzung, zu Forschungsmethoden und IKT-Implementierung erweitert. Das zwischen den Partnern aufgebaute Vertrauen hat jedoch personen- und kontextabhängig variiert.
Intermediäre Ergebnisse waren die Veränderungen von Einstellungen und Wissen; insbesondere haben Forschende ihr Verständnis für den Kontext politischer und technischer Entscheidungsfindung wesentlich erweitert und eine Vision für „Research Impact“ entwickelt. Darüber hinaus hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung als Forschungsförderer ein Interesse am Thema „Policy Engagement“ entwickelt.
Im Rahmen der Evaluation ist es herausfordernd gewesen, die distalen Effekte des IKT Ansatzes zu evaluieren. Der IKT Ansatz war mit Forschungsergebnissen assoziiert, die als sehr anwendbar und kontextbezogen wahrgenommen wurden und sich mit lokalen Prioritäten befasst haben. Entscheidungsträger*innen haben wiederholt Forschende und Evidenz für bestimmte Entscheidungen konsultiert. Zu den unbeabsichtigten, negativen Auswirkungen gehörten hohe Opportunitätskosten bei der Umsetzung von IKT. Unsere überarbeitete Programmtheorie kann als Theorie geringer Reichweite für zukünftige IKT-Forschung nutzbar gemacht werden.
Schlussfolgerung: Obwohl diese Studie mit typischen Herausforderungen bei der Evaluation von Wissenstranslation konfrontiert war, bietet sie umfangreiche, theoriegestützte Einblicke in die Effekte eines systematischen IKT Ansatzes. Diese basieren auf der ausführlichen Dokumentation von IKT-Aktivitäten und den Ansichten der Teilnehmenden, insbesondere auf den Erfahrungen der Forschenden bei der Umsetzung des CEBHA+ IKT Ansatzes.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Sell K, Jessani NS, Mesfin F, Rehfuess EA, Rohwer A, Delobelle P, et al. Developing, implementing, and monitoring tailored strategies for integrated knowledge translation in five sub-Saharan African countries. Health Res Policy Syst. 2023 Sep 4;21(1):91. DOI: 10.1186/s12961-023-01038-x
- 2.
- Pfadenhauer LM, Grath T, Delobelle P, Jessani N, Meerpohl JJ, Rohwer A, et al. Mixed method evaluation of the CEBHA+ integrated knowledge translation approach: a protocol. Health Res Policy Syst. 2021 Dec;19(1):7–7. DOI: 10.1186/s12961-020-00675-w