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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Nachuntersuchung der „Risk and Benefits of a Vegan Diet“ (RBVD)-Studie: Vitaminzufuhr und Vitaminstatus

Meeting Abstract

  • Katharina Penczynski - Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, Germany
  • Rima Obeid - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Homburg, Germany
  • Klaus Meyer - BEVITAL AS, Bergen, Norway
  • Klaus Abraham - Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, Germany
  • Cornelia Weikert - Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 1066

doi: 10.3205/24gmds364, urn:nbn:de:0183-24gmds3648

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Penczynski et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine vegane Ernährung kann mit einem Unterversorgungsrisiko bestimmter Vitamine einhergehen [1]. In der RBVD-Studie zeigten wir zuvor, dass ein möglicher Mangel insbesondere Vitamin B2 und D betraf, während die Versorgung mit Vitamin B12 durch Supplementierung gedeckt wurde [2].

Methoden: Vier Jahre nach der RBVD-Basisuntersuchung wurde eine Nachuntersuchung durchgeführt, für welche 50 der ursprünglichen 72 Studienteilnehmenden gewonnen wurden (Vegan (V): n=24, Omnivor (O): n=26). Die Vitaminzufuhr wurde als Mittelwert aus 3-Tage-Wiegeprotokollen mithilfe des Bundeslebensmittelschlüssels berechnet. Der Vitaminstatus wurde anhand von Biomarkern im Nüchternblut bestimmt. Berichtet werden Mediane [Interquartilbereich] und P-Werte aus Mann-Whitney U- und Chi2-Tests.

Ergebnisse: Im kleineren Kollektiv der Nachuntersuchungsteilnehmenden (n=50), unterschied sich die Vitamin B2-Zufuhr (mg/d) zwischen Veganern und Omnivoren nicht signifikant (Erstuntersuchung: V: 1.6 [1.1, 2.2] vs. O: 1.9 [1.6, 2.2], P = 0.14; Nachuntersuchung: V: 1.4 [0.9, 1.7] vs. O: 1.7 [1.3, 2.2], P = 0.064). Die Vitamin B2-Spiegel (nmol/L) von Veganern waren in der Erstuntersuchung signifikant niedriger als von Omnivoren (V: 6.2 [4.7, 9.5] vs. O: 9.4 [7.0, 14.7], P = 0.006), jedoch nicht in der Nachuntersuchung (V: 7.5 [5.7, 11.7] vs. O: 8.5 [6.5,12.1], P > 0.4).

Die Vitamin B12-Zufuhr (µg/d) lag bei Veganern zu beiden Erhebungszeiträumen niedriger als bei Omnivoren (Erstuntersuchung: V: 0.26 [0.14, 0.75] vs. O: 5.31 [4.34, 7.72]; Nachuntersuchung: V: 0.35 [0.11, 1.03] vs. O: 4.27 [3.14, 6.11]; P < 0.0001 beide). Die Vitamin B12-Supplementierungsrate unter Veganern betrug in beiden Erhebungszeiträumen > 87%. Die Vitamin B12-Spiegel (pg/mL) in beiden Erhebungszeiträumen unterschieden sich nicht signifikant zwischen Veganern und Omnivoren (Erstuntersuchung: V: 405 [285, 730] vs. O: 363 [306, 500]; Nachuntersuchung: V: 460 [342, 686] vs. O: 455 [377, 557]; P > 0.6 beide). Keine signifikanten Unterschiede zwischen Veganern und Omnivoren (P > 0.2 für alle) zeigten sich zu beiden Zeiträumen für Spiegel von Holotranscobalamin (Erstuntersuchung: V: 86 [53, 186] vs. O: 82 [61, 91]; Nachuntersuchung: V: 94 [69, 128] vs. O: 83 [56, 113]), Homocystein (Erstuntersuchung: V: 8.9 [6.7, 11.3] vs. O: 8.8 [7.0, 10.2]; Nachuntersuchung: V: 10.9 [7.8, 11.9] vs. O: 10.6 [8.8, 13.0]) und Methylmalonsäure (Erstuntersuchung: V: 0.18 [0.15, 0.24] vs. O: 0.18 [0.16, 0.21]; Nachuntersuchung: V: 0.15 [0.13, 0.22] vs. O: 0.15 [0.13, 0.18]). Gemäß des cB12-Indikators für Vitamin B12-Status gibt es keine Hinweise auf einen Vitamin B12-Mangel, jedoch auf eine wiederholte Unterversorgung sowie Überversorgung mit Vitamin B12 bei je einem veganen Teilnehmenden.

Die Vitamin D-Zufuhr (µg/d) von Veganern war signifikant niedriger verglichen mit Omnivoren zu beiden Erhebungszeitpunkten (Erstuntersuchung: V: 0.9 [0.3, 2.2] vs. O: 2.5 [1.9, 3.2], P=0.0006; Nachuntersuchung: V: 1.3 [0.5, 2.5] vs. O: 2.6 [1.9, 4.9], P=0.003). Doch Veganer supplementierten häufiger Vitamin D (Erstuntersuchung: V: 62.5% vs. O: 15.4%, P = 0.0006; Nachuntersuchung: V: 70.8% vs. 34.6%, P = 0.01). In der Nachuntersuchung wiesen Veganer signifikant höhere Vitamin D-Spiegel (nmol/L) als Omnivoren auf (Erstuntersuchung: V: 68.6 [37.3, 89.6] vs. O: 44.2 [35.7, 68.0], P=0.061; Nachuntersuchung: V: 87.4 [63.8, 108.0] vs. O: 66.0 [53.4, 82.8], P = 0.036). Einen kritischen Vitamin D-Spiegel von 30 nmol/L haben in der Erstuntersuchung fünf Veganer und fünf Omnivore unterschritten, dagegen nur je einer in der Nachuntersuchung.

Schlussfolgerung: Vier Jahre nach der Erstuntersuchung weisen Veganer einen guten Versorgungsstatus mit den kritischen Vitaminen B2, B12 und D verglichen mit Omnivoren auf.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Richter M, Boeing H, Grünewald-Funk D, Heseker H, Kroke A, Leschik-Bonnet E, et al. Vegan diet. Position of the German Nutrition Society (DGE). Ernahrungs Umschau. 2016;63(04):92–102.
2.
Weikert C, Trefflich I, Menzel J, Obeid R, Longree A, Dierkes J, et al. Vitamin and mineral status in a vegan diet. Dtsch Arztebl Int. 2020;117:575–82.