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Nachuntersuchung der „Risk and Benefits of a Vegan Diet“ (RBVD)-Studie: Vitaminzufuhr und Vitaminstatus
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Eine vegane Ernährung kann mit einem Unterversorgungsrisiko bestimmter Vitamine einhergehen [1]. In der RBVD-Studie zeigten wir zuvor, dass ein möglicher Mangel insbesondere Vitamin B2 und D betraf, während die Versorgung mit Vitamin B12 durch Supplementierung gedeckt wurde [2].
Methoden: Vier Jahre nach der RBVD-Basisuntersuchung wurde eine Nachuntersuchung durchgeführt, für welche 50 der ursprünglichen 72 Studienteilnehmenden gewonnen wurden (Vegan (V): n=24, Omnivor (O): n=26). Die Vitaminzufuhr wurde als Mittelwert aus 3-Tage-Wiegeprotokollen mithilfe des Bundeslebensmittelschlüssels berechnet. Der Vitaminstatus wurde anhand von Biomarkern im Nüchternblut bestimmt. Berichtet werden Mediane [Interquartilbereich] und P-Werte aus Mann-Whitney U- und Chi2-Tests.
Ergebnisse: Im kleineren Kollektiv der Nachuntersuchungsteilnehmenden (n=50), unterschied sich die Vitamin B2-Zufuhr (mg/d) zwischen Veganern und Omnivoren nicht signifikant (Erstuntersuchung: V: 1.6 [1.1, 2.2] vs. O: 1.9 [1.6, 2.2], P = 0.14; Nachuntersuchung: V: 1.4 [0.9, 1.7] vs. O: 1.7 [1.3, 2.2], P = 0.064). Die Vitamin B2-Spiegel (nmol/L) von Veganern waren in der Erstuntersuchung signifikant niedriger als von Omnivoren (V: 6.2 [4.7, 9.5] vs. O: 9.4 [7.0, 14.7], P = 0.006), jedoch nicht in der Nachuntersuchung (V: 7.5 [5.7, 11.7] vs. O: 8.5 [6.5,12.1], P > 0.4).
Die Vitamin B12-Zufuhr (µg/d) lag bei Veganern zu beiden Erhebungszeiträumen niedriger als bei Omnivoren (Erstuntersuchung: V: 0.26 [0.14, 0.75] vs. O: 5.31 [4.34, 7.72]; Nachuntersuchung: V: 0.35 [0.11, 1.03] vs. O: 4.27 [3.14, 6.11]; P < 0.0001 beide). Die Vitamin B12-Supplementierungsrate unter Veganern betrug in beiden Erhebungszeiträumen > 87%. Die Vitamin B12-Spiegel (pg/mL) in beiden Erhebungszeiträumen unterschieden sich nicht signifikant zwischen Veganern und Omnivoren (Erstuntersuchung: V: 405 [285, 730] vs. O: 363 [306, 500]; Nachuntersuchung: V: 460 [342, 686] vs. O: 455 [377, 557]; P > 0.6 beide). Keine signifikanten Unterschiede zwischen Veganern und Omnivoren (P > 0.2 für alle) zeigten sich zu beiden Zeiträumen für Spiegel von Holotranscobalamin (Erstuntersuchung: V: 86 [53, 186] vs. O: 82 [61, 91]; Nachuntersuchung: V: 94 [69, 128] vs. O: 83 [56, 113]), Homocystein (Erstuntersuchung: V: 8.9 [6.7, 11.3] vs. O: 8.8 [7.0, 10.2]; Nachuntersuchung: V: 10.9 [7.8, 11.9] vs. O: 10.6 [8.8, 13.0]) und Methylmalonsäure (Erstuntersuchung: V: 0.18 [0.15, 0.24] vs. O: 0.18 [0.16, 0.21]; Nachuntersuchung: V: 0.15 [0.13, 0.22] vs. O: 0.15 [0.13, 0.18]). Gemäß des cB12-Indikators für Vitamin B12-Status gibt es keine Hinweise auf einen Vitamin B12-Mangel, jedoch auf eine wiederholte Unterversorgung sowie Überversorgung mit Vitamin B12 bei je einem veganen Teilnehmenden.
Die Vitamin D-Zufuhr (µg/d) von Veganern war signifikant niedriger verglichen mit Omnivoren zu beiden Erhebungszeitpunkten (Erstuntersuchung: V: 0.9 [0.3, 2.2] vs. O: 2.5 [1.9, 3.2], P=0.0006; Nachuntersuchung: V: 1.3 [0.5, 2.5] vs. O: 2.6 [1.9, 4.9], P=0.003). Doch Veganer supplementierten häufiger Vitamin D (Erstuntersuchung: V: 62.5% vs. O: 15.4%, P = 0.0006; Nachuntersuchung: V: 70.8% vs. 34.6%, P = 0.01). In der Nachuntersuchung wiesen Veganer signifikant höhere Vitamin D-Spiegel (nmol/L) als Omnivoren auf (Erstuntersuchung: V: 68.6 [37.3, 89.6] vs. O: 44.2 [35.7, 68.0], P=0.061; Nachuntersuchung: V: 87.4 [63.8, 108.0] vs. O: 66.0 [53.4, 82.8], P = 0.036). Einen kritischen Vitamin D-Spiegel von 30 nmol/L haben in der Erstuntersuchung fünf Veganer und fünf Omnivore unterschritten, dagegen nur je einer in der Nachuntersuchung.
Schlussfolgerung: Vier Jahre nach der Erstuntersuchung weisen Veganer einen guten Versorgungsstatus mit den kritischen Vitaminen B2, B12 und D verglichen mit Omnivoren auf.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- Richter M, Boeing H, Grünewald-Funk D, Heseker H, Kroke A, Leschik-Bonnet E, et al. Vegan diet. Position of the German Nutrition Society (DGE). Ernahrungs Umschau. 2016;63(04):92–102.
- 2.
- Weikert C, Trefflich I, Menzel J, Obeid R, Longree A, Dierkes J, et al. Vitamin and mineral status in a vegan diet. Dtsch Arztebl Int. 2020;117:575–82.