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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Sektorenübergreifende Behandlungspfade des akuten, nicht-traumatischen Bauchschmerzes vor und nach der Notaufnahme

Meeting Abstract

  • Katharina Verleger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Germany
  • Antje Fischer-Rosinsky - Charité - Universitätsmedizin Berlin - Zentrale Notaufnahme, Berlin, Germany
  • Martin Möckel - Charité - Universitätsmedizin Berlin - Zentrale Notaufnahme, Berlin, Germany
  • Anna Schneider - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Germany
  • Anna Slagman - Charité - Universitätsmedizin Berlin - Zentrale Notaufnahme, Berlin, Germany
  • Thomas Keil - Institute of Social Medicine, Epidemiology and Health Economics, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Liane Schenk - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 756

doi: 10.3205/24gmds283, urn:nbn:de:0183-24gmds2831

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Verleger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nicht-traumatische Bauchschmerzen (NTBS) sind ein häufiges Symptom in der Notaufnahme. Über die Behandlungspfade von NTBS-Patien:innen vor und nach der Notaufnahme sowie den Zusammenhang mit ambulantem Inanspruchnahmeverhalten gibt es bislang keine publizierten Daten. Daher ist es Ziel der vorliegenden Analyse, volljährige Patient:innen, die sich mit NTBS in der Notaufnahme vorstellen, und ihre sektorenübergreifenden Versorgungsverläufe zu beschreiben.

Methodik: Der Analyse liegen Daten des vom Innovationsfonds geförderten INDEED-Projektes zugrunde. Es wurden Behandlungsdaten des Kalenderjahres 2016 aus 16 deutschen Notaufnahmen von ambulant und/oder stationär behandelten, volljährigen Patient:innen mit Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen aus den Jahren 2014 bis 2017 verknüpft. In der vorliegenden Analyse wurden Patient:innen aus dem INDEED-Datensatz mit dem Leitsymptom „Bauchschmerz“ und/oder einer ICD10- Notaufnahmediagnose R10 („Bauch- und Beckenschmerzen“) und/oder dem Manchester-Triage- Indikator „Abdominelle Schmerzen bei Erwachsenen“ eingeschlossen. Zu den deskriptiv analysierten Endpunkten gehören die stationäre Aufnahmerate, die Krankenhausmortalität, die Wiedervorstellungsrate in der Notaufnahme innerhalb von 30 Tagen sowie die Inanspruchnahmerate von Haus- und Facharztbesuchen bis zu 3 Tage vor und 30 Tage nach dem Notaufnahmebesuch. Explorativ wurden mittels logistischer Regression potenzielle Risikofaktoren für die stationäre Aufnahme sowie für Wiedervorstellungen in der Notaufnahme untersucht.

Ergebnisse: Das finale Sample umfasst die Behandlungsdaten von 28085 Erwachsenen mit NTBS. Ihre stationäre Aufnahmerate betrug 39,8%; 33,9% suchten bis zu drei Tage vor dem Notaufnahmebesuch eine niedergelassene Praxis auf und 62,7% innerhalb von 30 Tagen nach dem Notaufnahmebesuch. Eine stationäre Aufnahme war bei älteren Patient:innen (ab 65 Jahren im Vergleich zu jüngeren) dreimal wahrscheinlicher, außerdem war die Wahrscheinlichkeit nach ambulanter Inanspruchnahme vor der Notaufnahme und bei Männern signifikant erhöht. Eine Wiedervorstellung in einer der teilnehmenden Notaufnahmen innerhalb von 30 Tagen war bei älteren Patient:innen wahrscheinlicher und bei Patient:innen, die vor ihrem Notaufnahmebesuch eine niedergelassene Praxis aufgesucht hatten, weniger wahrscheinlich.

Schlussfolgerung: Die Inanspruchnahme von ambulanter Versorgung bis zu drei Tage vor dem Notaufnahmeaufenthalt war mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer stationären Aufnahme sowie einer niedrigeren Wahrscheinlichkeit einer Wiedervorstellung in einer der teilnehmenden Notaufnahmen assoziiert. Diese Ergebnisse legen eine effiziente Gesundheitsversorgung in dieser Subgruppe nahe. Versorgungsverläufe von Patient:innen, die vor ihrem Notaufnahmebesuche ambulant behandelt wurden, dann jedoch nicht stationär aufgenommen wurden, weisen möglicherweise auf fehlende Ressourcen im ambulanten Sektor hin, die komplexen diagnostischen Anforderungen und Bedürfnisse von NTBS-Patienten:innen zu erfüllen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.