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Verbesserung des Patientenzugangs zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung
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Veröffentlicht: | 6. September 2024 |
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Einleitung: Psychische Erkrankungen verursachen hohe Belastungen. Zentrales Ziel der Reform der Psychotherapie-Richtlinie (2017) war die verbesserte Steuerung des Patientenzugangs zur psychotherapeutischen Versorgung. Im Zuge der Reform wurden u. a. neue Versorgungselemente (psychotherapeutische Sprechstunde, psychotherapeutische Akutbehandlung, Rezidivprophylaxe) eingeführt. Das vom Innovationsfonds geförderte Projekt „Evaluation der Psychotherapie-Richtlinie (Eva PT-RL)“ adressiert u. a. die Umsetzung der Reformziele und der neu eingeführten Elemente sowie Hürden und Hemmnisse, die bei der Implementierung aus der Perspektive von Leistungserbringer*innen, Patient*innen und Kostenträgern existieren.
In gesundheitspolitischen Handlungsempfehlungen werden konsentierte Handlungsoptionen dargestellt, die dazu führen können, das durch die Reform intendierte Ziel des verbesserten Patientenzugangs bestmöglich zu erreichen. Eine Besonderheit des Projekts ist dabei, dass sowohl die Versorgung von Erwachsenen, als auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen untersucht worden ist.
Methoden: Es wurde ein Mixed-Methods Ansatz gewählt und qualitative (Fokusgruppen, Workshops und Interviews) mit quantitativen Methoden (Befragung von Patient*innen, Psychotherapeut*innen, hausärztlich tätigen Ärzt*innen sowie Routinedatenanalysen) verknüpft. Aus diesen Projektergebnissen wurden entlang der Phasen der Entscheidungsfindung Zielkriterien definiert und Handlungsoptionen abgeleitet, wie die ambulante psychotherapeutische Versorgung, insbesondere bezugnehmend auf die Richtlinienreform weiter verbessert werden kann. Im Anschluss erfolgte eine kriterienbasierte Bewertung der Optionen, z. B. hinsichtlich Aufwand-Nutzen-Verhältnis und Anreizwirkung. Diese abgeleiteten Empfehlungen wurden in Workshops und Experteninterviews diskutiert und im Anschluss finalisiert.
Ergebnisse: Zur Verbesserung des Patientenzugangs wurde das neue Element der Psychotherapeutischen Sprechstunde eingeführt, welche als erste Leistung von Patient*innen in Anspruch genommen wird. Zusätzlich wurden feste telefonische Erreichbarkeitszeiten für Psychotherapeut*innen verpflichtend, die den Patient*innen eine vereinfachte Kontaktaufnahme mit dem Leistungserbringenden ermöglichen sollen. Die Projektergebnisse zeigen, dass, wie intendiert, mehr Menschen mit einer Depressionsdiagnose einen psychotherapeutischen Erstkontakt hatten. Bezogen auf alle erwachsenen Patient*innen die in Q1 2016 bzw. 2018 erstmals eine gesicherte Depressionsdiagnose hatten, stieg der Anteil mit Erstkontakt von 17,5% (2016) auf 22,8% (2018). Bei den Kindern und Jugendlichen hatten vor der Reform 40,9% und nach der Reform 54,7% einen Erstkontakt. Im Folgenden werden Handlungsempfehlungen adressiert, wie der Zugang in die psychotherapeutische Versorgung weiter verbessert werden kann. Es werden u.a. Strategien zur vereinfachten Terminvereinbarung beschrieben. Dabei werden insbesondere Personengruppen adressiert, die bisher seltener einen Erstkontakt haben.
Schlussfolgerung: In der psychotherapeutischen Versorgung von Patient*innen mit psychischen Erkrankungen besteht Verbesserungsbedarf. Die Handlungsempfehlungen bauen auf den Forschungsergebnissen des Eva PT-RL Projekts auf und können dazu genutzt werden, die Versorgung von psychischen Erkrankungen zu verbessern. Die Adressaten der Empfehlungen sind jene gesundheitspolitischen Entscheidungsträger, welche die entsprechenden Änderungen anstoßen oder umsetzen können. Außerdem können die Projektergebnisse genutzt werden, um bestehende Forschungsbedarfe zu identifizieren, die in neuen Forschungsvorhaben ergründet werden sollten. Durch die Workshops und die Interviews, in denen relevanten Stakeholder die Möglichkeit gegeben wurde, ihre Einschätzungen abzugeben, wurden die Voraussetzungen für eine breite Akzeptanz geschaffen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.