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Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH)

08.09. - 13.09.2024, Dresden

Neue Statistik für alle Stadien der klinischen Entwicklung von Medizinprodukten

Meeting Abstract

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  • Reinhard Vonthein - Universität zu Lübeck, Lübeck, Germany
  • Benito Baldauf - Institute of Life Science, Hochschule Bremerhaven, Bremerhaven, Germany; Medical Faculty, Christian-Albrechts University, Kiel, Germany

Gesundheit – gemeinsam. Kooperationstagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH). Dresden, 08.-13.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocAbstr. 941

doi: 10.3205/24gmds075, urn:nbn:de:0183-24gmds0754

Veröffentlicht: 6. September 2024

© 2024 Vonthein et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Zweck: Die klinische Entwicklung von Medizinprodukten erfordert oft mehrere Studien. Das IDEAL Framework [1] beschreibt das für chirurgische Techniken. Manche Ziele werden durch einarmige oder durch Beobachtungsstudien erreicht. Wo nicht randomisiert wird, sollte an Methoden der kausalen Inferenz gedacht werden. Die zielführende Schätzung spezifiziert man inzwischen als Estimand. Diese drei neuartigen Entwicklungen bringen wir zusammen.

Methoden: Beobachtungsstudien analysiert man mit anderen Estimanden [2] und Schätzern als randomisierte Studien. Dabei sollte man auf die gedachte randomisierte klinische Prüfung (target trial) zielen, die die gewünschte Evidenz ergäbe, wenn sie durchführbar wäre. Wichtig ist, auf Confounder zu stratifizieren und nicht auf Collider. Die neuen Statistiken für die verschiedenen Stadien der klinischen Entwicklung werden am Beispiel einer Desinfektionslösung für Implantate beschrieben. Die Infektionen von im menschlichen Körper implantierten Fremdkörpern, wie Medizinprodukten, hängen von deren Oberfläche ab [3], wobei eine größere Oberfläche ein höheres Risiko der Mikroorganismenkolonisation birgt.

Ergebnisse: In unserem Plan für die klinische Entwicklung [4] wird eine Abfolge von Einzelfallberichten, Registerstudien, Kohortenstudie und randomisierten Prüfungen beschrieben. Aus dem Register soll die Ereignisrate geschätzt werden, mit der man den Plan der randomisierten Studie begründen wird. Interkurrierende Ereignisse definieren wir geeignet und planen den Umgang damit, z.B. als konkurrierende Risiken bei der Analyse von Ereigniszeiten, um Verzerrungen zu mindern. Für die vergleichende Analyse der Kohortenstudie [5] betrachten wir die vier wichtigsten balancierenden Gewichtungen. Hier spannen wir den Bogen vom kausalen Graphen zur Interpretation der Schätzergebnisse je nach verwendeter Formel. Die Fallzahlplanung des Registers lässt absehen, wann die randomisierte Studie in ausgewählten Patienten und wann jene in der gesamten Indikation geplant werden können.

Schlussfolgerungen: Wenn nicht randomisiert wird, erfordert die statistische Analyse wesentlich mehr Aufwand, um im Evidenzgrad auch nur ausreichende Ergebnisse zu erzielen. Auch wird man abhängig von Berichten in der Literatur. Das Register hätte spezifisch für die Indikation geplant werden sollen anstatt für die Behandlung. Sollte man bei der Fallzahlplanung einer einarmigen Studie die Schätzunsicherheit der vorangegangenen Studie berücksichtigen?

Interessenkonflikte: Der Arbeitgeber des 1. Autors erhielt Geld vom Hersteller des genannten Produkts. Der 2. Autor ist u.a. medizinischer Berater des Herstellers des genannten Produkts.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
McCulloch P, Altman DG, Campbell WB, et al. No surgical innovation without evaluation: the IDEAL recommendations. Lancet. 2009;374:1105-1112.
2.
Li H, Wang C, Chen WC, et al. Estimands in observational studies: Some considerations beyond ICH E9 (R1). Pharmaceut Stat. 2022;21:835-844.
3.
VanEpps JS, Younger JG. Implantable Device-Related Infection. Shock. 2016;46:597-608.
4.
Vonthein R, Baldauf B, Borov S, et al. The European TauroPaceTM Registry. Methods Protoc. 2023;6:86.
5.
Borov S, Baldauf B, Henke J, et al. Use of a taurolidine containing antimicrobial wash to reduce cardiac implantable electronic device infection. Europace. 2023;25:1-11.