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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

21.08. - 25.08.2022, online

Inzidenz und Überleben bei malignen Neoplasien der Harnwege nach morphologischen Subtypen – eine bevölkerungsbasierte Analyse mit Daten des Krebsregisters Nordrhein-Westfalen

Meeting Abstract

  • Lennart Möller - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen, Bochum, Germany
  • Christopher Darr - Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Niklas Schürger - Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Christine Eisfeld - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen, Bochum, Germany
  • Henning Reis - Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany; Institut für Pathologie Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Germany
  • Viktor Grünwald - Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Boris Hadaschik - Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Andreas Stang - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen, Bochum, Germany; Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE), Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Hiltraud Kajüter - Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen, Bochum, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 21.-25.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAbstr. 168

doi: 10.3205/22gmds108, urn:nbn:de:0183-22gmds1086

Veröffentlicht: 19. August 2022

© 2022 Möller et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Wir haben die Inzidenz und das relative Überleben für maligne Harnwegsneoplasien analysiert, stratifiziert nach den morphologischen Subtypen Urothelkarzinome (UC), Epitheliale Neoplasien ohne nähere Angabe (EN), Plattenepithelkarzinome (SCC), Adenokarzinome (ADC), Neuroendokrine Neoplasien (NEN), Sarkome- und Weichteiltumoren (SW) sowie sonstige spezifische und unspezifische Malignome (SM) (nach ICD-O3).

Methode: In die Analyse wurden Primärtumoren (ICD-10: C65 – C68) eingeschlossen, die im Zeitraum 2009 bis 2018 in NRW diagnostiziert und im Landeskrebsregister NRW registriert wurden.

Berechnet wurden altersstandardisierte Inzidenzraten (ASR) für den Zeitraum 2009 bis 2018 anhand des alten Europastandards und das Relative 5-Jahres-Überleben (RS) mit dem Periodenansatz für die Kalenderperiode 2014-2019. Das RS ist der Quotient aus dem beobachteten und dem erwarteten Überleben und erlaubt die Berechnung des krebsspezifischen Überlebens ohne Nutzung der Todesursachen.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 61.043 Fälle (72% Männer), davon 47.947 (79%) UC, 1.526 (2,5%) EN, 1.208 (2,0%) SCC, 733 (1,2%) ADC, 579 (0,9%) NEN, 97 (0,2%) SW und 8.953 (15%) SM.

Bei den UC wurden 50% der Fälle im prognostisch ungünstigen Stadium T2+ (T2 bis T4) diagnostiziert (AC 45%, EN 30%, NEN 70% und SCC 66%). Im histopathologischen Grading sind UC zu 65% schlecht differenziert/undifferenziert (G3-G4), (AC 41%, EN 42%, NEN 80%, SCC 44%, SW 38%).

Die ASR für die Gesamtkohorte lag für Männer bei 27 und für Frauen bei 8 Fällen pro 100.000. Die Subtypen haben folgende ASR pro 100.000 für Männer bzw. Frauen: UC 22 bzw. 8, EN 0,6 bzw. 0,2, SCC 0,3 bzw. 0,4, ADC 0,3 bzw. 0,2, NEN 0,3 bzw. 0,08, SW 0,04 bzw. 0,03, SM 3,7 bzw. 1,2.

Das RS für die Gesamtkohorte lag für Männer bei 58% (95%-KI, 57-59%) und für Frauen bei 50% (95%-KI, 48-51%). Die Subtypen haben folgendes RS für Männer und Frauen: UC 56% (95%-KI, 55-57%) bzw. 48% (95%-KI, 47-50%), EN 52% (95%-KI, 46-57%) bzw. 45% (95%-KI, 37-53%), SCC 38% (95%-KI, 31-45%) bzw. 31% (95%-KI, 25-36%), ADC 43% (95%-KI, 35-51%) bzw. 35% (95%-KI, 27-44%), NEN 23% (95%-KI, 17-29%) bzw. 28% (95%-KI, 18-39%), SW 31% (95%-KI, 11-50%) bzw. 43% (95%-KI, 20-66%), SM 90% (95%-KI, 86-95%) bzw. 84% (95%-KI, 77-90%).

Diskussion: Männer erkranken deutlich häufiger als Frauen an malignen Harnwegsneoplasien aller morphologischen Subtypen, mit Ausnahme der SCC. Die Verteilung der Subtypen entspricht der Literatur. Das RS unterscheidet sich deutlich zwischen den morphologischen Subtypen, während die häufigen UC die beste Prognose aufweisen, zeigen die seltenen NEN und SW das schlechteste RS. Die Verteilung der T-Stadien und des histopathologischen Gradings ist ungünstiger bei den morphologischen Subtypen mit schlechterem RS, insbesondere für die NEN (70% T2+, 80% G3/G4). Bei den NEN und SW weisen Frauen eine günstigere Prognose auf, bei den anderen morphologischen Subtypen ist die Prognose für Männer besser.

Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass seltenere maligne Neoplasien der Harnwege wie NEN und SW eine ungünstigere Prognose haben im Vergleich zum häufigeren Urothelkarzinom. Diese Unterschiede sind klinisch relevant und sollten bei der Therapieplanung berücksichtigt werden. Für weitere Analysen können zukünftig auch die in den Krebsregistern dokumentierten Verlaufsdaten genutzt werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.