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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

21.08. - 25.08.2022, online

Zeitreihen monatlicher Mortalitätsraten in Baden-Württemberg von 2001 bis 2021

Meeting Abstract

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  • Iris Zöllner - Universität Hohenheim, Stuttgart, Germany
  • Dorothee Kuhn - Zentrum für fachübergreifende Infektionsmedizin Infektiologikum, Frankfurt am Main, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 21.-25.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAbstr. 120

doi: 10.3205/22gmds100, urn:nbn:de:0183-22gmds1002

Veröffentlicht: 19. August 2022

© 2022 Zöllner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In Fortsetzung einer früheren Untersuchung zu saisonalen Schwankungen der Sterblichkeit in Baden-Württemberg [1] wurden die monatlichen Mortalitätsraten vom Januar 2001 bis Dezember 2021 analysiert. Ein Ziel der Auswertung war es, saisonale Schwankungen in der Gesamtmortalität zu beobachten und einen längerfristigen Überblick über die Entwicklung der Mortalität im Zeitraum von 2001 bis 2021 zu erhalten.

Methodik: Die Grundlage der Analyse bildeten monatliche Sterbeziffern, die vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg zur Gesamtmortalität und zu den Todesursachengruppen Kreislauferkrankungen (ICD-Codes I00-I99), Bösartige Neubildungen (C00-C97) und Erkrankungen der Atemwege (J00-J99) für die Jahre 2001–2020 veröffentlicht wurden [2]. Für das Jahr 2021 lagen bisher nur monatliche Zahlen von Sterbefällen im Rahmen von Sonderauswertungen des Statistischen Bundesamtes auf der Basis vorläufiger Meldungen vor [3]. Aus diesen Fallzahlen von 2021 wurden die entsprechenden monatlichen Sterbeziffern für Baden-Württemberg bestimmt. Die Visualisierung der Daten in Form von Zeitreihen lieferte einen ersten Überblick über saisonale und generelle Trends.

Ergebnisse: Die Gesamtsterblichkeit verläuft in Baden-Württemberg im gesamten Beobachtungszeitraum zyklisch mit einem Anstieg der Mortalität in den Wintermonaten und einem Rückgang der Sterblichkeit in den Sommermonaten. Seit 2015 hat die Schwankungsbreite der Sterbeziffern zwischen Winter- und Sommermonaten zugenommen. In den Winterhalbjahren 2014/2015, 2016/2017, 2017/2018 und 2020/2021 waren die Extremwerte der Mortalität im Vergleich zu den Sommerwerten höher als in anderen Jahren. Im Beobachtungszeitraum wurden die höchsten Mortalitätsraten in folgenden Monaten beobachtet: Dezember 2020, Februar 2015, März 2018, Dezember 2021, Januar 2021 und Februar 2017. Die Streubreite der jährlichen Maximalwerte lag zwischen 9 und 13 Todesfällen pro 1000 EW. Im Vergleich dazu schwankten die im Sommer beobachteten Minimalwerte nur zwischen 8 und 9 Todesfällen pro 1000 EW. Kleinere Peaks in Sommermonaten der Jahre 2003, 2006, 2010, 2013, 2015, 2018, 2020 und 2021 deuten auf das Auftreten hitzebedingter Sterbefälle hin.

Der Anstieg der Mortalität in den Winterhalbjahren ist im Wesentlichen auf erhöhte Sterblichkeitsraten durch Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zurückzuführen. Dazu gehören auch Pneumonie und Influenza [1]. Sowohl in der Zeitreihe zur Todesursachengruppe Kreislauferkrankungen (I00-I99) als auch in der zu Atemwegserkrankungen (J00-J99) sind ausgeprägte saisonale Unterschiede wie in der Gesamtsterblichkeit erkennbar. Die Kreuzkorrelationen mit der Gesamtmortalität betrugen 0,6 (I00-I99)bzw. 0,8 (J00-J99). Die Mortalität durch bösartige Neubildungen (C00-C97) zeigte nur sehr geringe Schwankungen. Dennoch deutet die Kreuzkorrelation mit der Gesamtmortalität von 0,7 darauf hin, dass auch die Sterblichkeit durch Krebserkrankungen in Wintermonaten etwas höher liegt als im Sommer.

Diskussion: Wie in der Untersuchung von Huy et al. zeigte die aktualisierte Zeitreihe der Gesamtmortalität in Baden-Württemberg von 2001-2021 ausgeprägte saisonale Schwankungen mit Peaks in Wintermonaten. Die höchsten Mortalitätsraten waren während starker Influenzawellen 2014/2015, 2016/2017, 2017/2018 (siehe [4]) sowie im Winter 2020/2021 während der COVID-19-Pandemie zu verzeichnen [4], [5]. Wodurch die Zunahme der saisonalen Schwankungen seit2014 bedingt sein könnte, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht erkennen.

Schlussfolgerung: In der Mortalitätssurveillance bieten entsprechende längerfristige Zeitreihen und deren Visualisierung gute Möglichkeiten zur Erkennung von allgemeinen Trends und eventuellen Auffälligkeiten [1], [5].

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Huy C, Kuhn D, Schneider S, Zöllner I. Seasonal waves of influenza and cause-specific mortality in Germany. Central European Journal of Medicine / Open Medicine. 2012;7:450-456
2.
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Hrsg. Gestorbene in Baden-Württemberg nach Todesursachen und Geschlecht. 2001 bis 2020. Stuttgart; 2002-2021. (Statistische Berichte Baden-Württemberg (Gesundheitswesen)).
3.
Statistisches Bundesamt, Hrsg. Sonderauswertungen: Sterbefälle – Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen, Geschlecht und Bundesländern für Deutschland 2016-2021. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html?nn=209016 Externer Link
4.
Robert Koch-Institut, Hrsg. Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland - Saison 2018/2019. 2019. DOI: 10.25646/6232 Externer Link
5.
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Hrsg. Zeitreihen zur Mortalität in Deutschland und Baden-Württemberg 1980–2014. Stuttgart; 2016. Verfügbar unter: https://www.gesundheitsamt-bw.de/fileadmin/LGA/_DocumentLibraries/SiteCollectionDocuments/03_Fachinformationen/FachpublikationenInfo_Materialien/Zeitreihen_Mort_1980-2014.pdf Externer Link