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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

21.08. - 25.08.2022, online

Zusammenhang zwischen dem Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung und Störungen des subjektiven Wohlbefindens 1,5 Jahre nach SARS-CoV-2-Infektion

Meeting Abstract

  • Sara Schramm - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Bernd Kowall - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Andreas Stang - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Börge Schmidt - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 21.-25.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAbstr. 78

doi: 10.3205/22gmds094, urn:nbn:de:0183-22gmds0948

Veröffentlicht: 19. August 2022

© 2022 Schramm et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In unserer bevölkerungsbasierten Studie verglichen wir das subjektive Wohlbefinden von nicht hospitalisierten und hospitalisierten Personen mit SARS-CoV2-Infektion vor ~1,5 Jahren mit dem Wohlbefinden von Personen ohne SARS-CoV-2-Infektion.

Methoden: Alle 724 Essener Bürger im Alter von 40-74 Jahren (48% Frauen) mit positivem SARS-CoV-2-PCR-Test während der ersten Infektionswelle (März-August 2020) wurden zur Studienteilnahme eingeladen (Fälle). Laut Essener Gesundheitsamt waren 63% der eingeladenen Personen zum Zeitpunkt der Testung symptomatisch. Kontrollen waren gleichaltrige, nicht-infizierte Teilnehmer der bevölkerungsbasierten Heinz Nixdorf Recall MehrGenerationenStudie, die im gleichen Untersuchungszeitraum (September 2021-Februar 2022) in unserem Studienzentrum erschienen. Fälle und Kontrollen wurden nach einem identischen Studienprotokoll untersucht und befragt. Bei den Fällen wurde zwischen nicht hospitalisierten und hospitalisierten Personen unterschieden. Gefragt wurde nach dem aktuellen, subjektiven, allgemeinen Gesundheitszustand (ausgezeichnet bis gut / weniger gut bis schlecht), nach Störungen bei Indikatoren des subjektiven Wohlbefindens (Probleme mit Alltagsaufgaben, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung) und Bildung. Mittels multipler log-binomialer Regression wurde der Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Infektion und dem subjektiven Wohlbefinden analysiert und Relative Risiken (RR) mit 95%-Konfidenzintervallen (95%KI) geschätzt, adjustiert nach Geschlecht, Alter und Bildungsjahren.

Ergebnisse: Bisher nahmen 26% der positiv getesteten Personen an unserer Studie teil (n=185). Davon gaben 95% an, zum Testzeitpunkt symptomatisch gewesen zu sein. Wir untersuchten 164 Personen ohne (54% Frauen, 56±8 Jahre) und 21 mit Hospitalisierung nach SARS-CoV-2-Infektion (33% Frauen, 61±8 Jahre) ~18 Monate (Median) nach Infektion sowie 893 Kontrollen (53% Frauen, 57±9 Jahre). Einen weniger guten bis schlechten aktuellen Gesundheitszustand gaben 26% ohne und 29% nach Hospitalisierung und nur 7% der Kontrollen an. Nichtinfizierte hatten mit 67% seltener Probleme bei Alltagsaufgaben als Nicht-Hospitalisierte (80%) bzw. ehemals Hospitalisierte (86%) und mit 42% seltener Konzentrationsstörungen als Nicht-Hospitalisierte (58%) bzw. ehemals Hospitalisierte (57%). Sie waren mit 40% seltener erschöpft als Nicht-Hospitalisierte (54%) bzw. ehemals Hospitalisierte (67%). Das adjustierte RR für Probleme mit Alltagsaufgaben betrug bei Nicht-Hospitalisierten 1,1 (95%KI: 1,0; 1,2) und bei ehemals Hospitalisierten 1,3 (1,0; 1,5) im Vergleich zu Nichtinfizierten, entsprechend betrug das Risiko für Konzentrationsstörungen bei Nicht-Hospitalisierten 1,4 (1,2; 1,6) und bei ehemals Hospitalisierten 1,9 (1,3; 2,?????8) und das Risiko für Erschöpfung bei Nicht-Hospitalisierten 1,4 (1,2; 1,6) und bei ehemals Hospitalisierten 1,8 (1,5; 2,3).

Diskussion: Studienteilnehmer mit vor ~1,5 Jahren stattgehabter SARS-CoV-2-Infektion schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand schlechter ein und zeigen immer noch mehr Probleme bei der Erledigung von Alltagsaufgaben, Konzentrationsstörungen und Erschöpfung als Studienteilnehmer ohne Infektion. Es nahmen jedoch deutlich mehr Personen mit Symptomen zum Zeitpunkt der PCR-Testung an der COVID-19-Nachsorgestudie teil als Asymptomatische. Daher sind anfänglich asymptomatische Personen in dieser Studie unterrepräsentiert. Dies kann zu einer Überschätzung von Störungen des subjektiven Wohlbefindens insbesondere in der Gruppe von Studienteilnehmern ohne Hospitalisierung geführt haben.

Schlussfolgerung: Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer populationsbasierten COVID-19-Nachsorgestudie ist bei symptomatischen Personen höher. Es ist wahrscheinlich, dass es in populationsbasierten Studien eine Überschätzung der anhaltenden Symptome gibt, insbesondere bei den Infizierten ohne Hospitalisierung. Dennoch scheint es, dass sowohl SARS-CoV-2-Infizierte mit als auch ohne Hospitalisierung auch noch 1,5 Jahre später in ihrem subjektiven Wohlbefinden beeinträchtigt sind.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.