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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

21.08. - 25.08.2022, online

Erfahrungen bei der Erweiterung der elektronischen Fallakte um Patientenzugriff

Meeting Abstract

  • Johannes Wutzkowsky - Fachhochschule Dortmund, Dortmund, Germany
  • Markus Stein - RZV Rechenzentrum Volmarstein GmbH, Wetter, Germany
  • Lars Rüsing - RZV Rechenzentrum Volmarstein GmbH, Wetter (Ruhr), Germany
  • Annika Sommer - Hüttenhospital gGmbH, Dortmund, Germany
  • Britta Böckmann - FH Dortmund, Dortmund, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 21.-25.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAbstr. 185

doi: 10.3205/22gmds066, urn:nbn:de:0183-22gmds0669

Veröffentlicht: 19. August 2022

© 2022 Wutzkowsky et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In dem Forschungsprojekt Gerne Digital steht die Verknüpfung der elektronischen Fallakte (EFA) mit einer Akte mit Patientenzugriff im Mittelpunkt. Ziel ist es den Austausch von Informationen über Organisationsgrenzen von Leistungserbringern (LE) hinweg zu betroffenen Patient:innen zu erweitern. Der Patientenzugriff kann über die eigens entwickelte Pflege-im-Quartier-Plattform (PIQ-Plattform) erfolgen [1]. Hierüber kann auf die eigene Akte zugegriffen, Dokumente eingesehen, eigene Dokumente eingestellt und Berechtigungen verwalten werden. LEs können auf beide Akten zugreifen und relevante Dokumente zwischen diesen überführen und in die Primärdokumentation übernehmen. Interoperabilität und der Verknüpfungsprozess wurden bereits veröffentlicht [2]. Hier wird die Auswahl von relevanten medizinischen Informationen für den Austausch sowie um die Erweiterung der Spezifikation der EFA um Funktionalitäten für den patientengeführten Bereich beschrieben.

Stand der Technik: Der Zugriff auf die Akte über die PIQ-Plattform ist mittels einer Zwei-Faktor-Authentifizierung realisiert. Die Verwaltung der Zugriffsberechtigungen erfolgt durch den Patient:innen beim Leistungserbringer oder innerhalb der Plattform. Basierend auf dem Standard der Fallakte (ITI-41 Provide and Register Document Set-b.) können Dokumente, die von anderen Berechtigten eingestellt werden, nicht von Benutzer:innen der PIQ-Plattform (z.B.: Patient:innen) gelöscht/ersetzt werden [3].

Konzept: Die Fallakte basiert auf der Grundannahme, dass eine vollständige Dokumentation des Falls gegeben ist, weshalb sich im Rahmen des Projektes für eine Zwei-Akten-Lösung entschieden wurde. Die für den Austausch zwischen LE und Patient:innen vorgesehenen Dokumente (-typen) wurden im Konsortium unter Beteiligung von medizinischen Expert:innen ausgewählt und mit den IHE XDS ValueSets für Dokumenttypen und -klassen annotiert. Unterschieden wird zwischen Dokumenten der LE (z.B. Entlassbriefe, Befunde, Verfügungen) und der Patienten:innen (z.B. Selbstsorgetagebücher, Soziale Anamnese, Gesundheitstagebücher).

Implementierung: Der sichere Zugriff erfolgt durch die Authentifizierung der eGK- bzw. Versichertennummer über den Abgleich mit den hinterlegten Informationen im MPI der Fallakte. Die zur Überprüfung genutzten Informationen werden beim Anlegen der Fallakte hinterlegt und sind valide.

Patientenseitige Dokumente konnten durch Interviews mit niedergelassenen Ärzt:innen und Pflegepersonal identifiziert werden. Gesundheitstagebücher wurden als geeignetes Mittel ausgewählt und Eingabemöglichkeiten zur Datenerfassung entwickelt. Informationen werden als unstrukturierte, abgeschlossene PDF-Dokumente eingestellt. Diese können nur aktualisiert werden, wenn Änderung bestehen. In der Fallakte existiert somit nur ein aktuelles Dokument pro Dokumenttyp.

Gewonnene Erkenntnisse: Ein vorläufiges Set für die LE-seitigen Dokumente wurde zusammengestellt. Auf Medikationspläne oder zusätzliche selbsterstellte (z.B. patientenverständliche) Dokumente wurde bewusst verzichtet. Da Komplexität, die etablierten Prozesse eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellten.

Die Möglichkeit strukturierter Daten zwischen den primären Anwendersystemen und der Akte bzw. der Plattform auszutauschen existiert aktuell nicht. Änderungen an den bestehenden Dokumenten können durch den Fallaktenmanager eingesehen nachvollzogen werden.

Aktuell gibt es keine eindeutige Tendenz für den Einsatz einer präferierten Aktenlösung für Leistungserbringer und Patient:innen. Mittlerweile wird die elektronische Patientenakte angestrebt, trotzdem gibt es noch eine Menge ungeklärter Fragen bzgl. der Aktenmoderation und der Vollständigkeit. Dieser Problematik konnte innerhalb dieses Projektes durch die Erweiterung des bestehenden Standards der EFA um die Erweiterung durch den Patientenzugriff begegnet werden.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Becker M, Böckmann B. PiQ – eine Pflegeplattform zur Vernetzung quartiersbezogener Versorgungsstrukturen. In: Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen VI. Wiesbaden: Springer Fachmedien; 2019. S. 375–388.
2.
Stein M, Becker M, Dominik P, Rüsung L, Wutzkowsky J, Böckmann B. Interoperabilität von Aktensystemen - Verknüpfung einer Patienten- mit einer Leistungserbringergeführten intersektoralen Akte. In: 65. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. Berlin, 06.-09.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAbstr. 109. DOI: 10.3205/20gmds177 Externer Link
3.
EFA Spezifikation v2.0. [zuletzt aufgerufen am 4.4.2022]. Verfügbar unter: http://wiki.hl7.de/index.php?title=cdaefa:EFA_Spezifikation_v2.0 Externer Link