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67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. (TMF)

21.08. - 25.08.2022, online

Evaluation des Modellierungswerkzeugs 3LGM² am Beispiel der IT-Architektur des RADAR-Projektes

Meeting Abstract

  • Robert Gött - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
  • Sebastian Stäubert - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig, Leipzig, Germany
  • Alexander Strübing - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig, Leipzig, Germany
  • Arne Blumentritt - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
  • Johannes Pung - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Germany
  • Roland Groh - GWDG – Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen, Göttingen, Germany
  • Angela Merzweiler - Instituts für Medizinische Informatik, Universität Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Björn Bergh - UKSH, Kiel, Germany
  • Knut Kaulke - TMF - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Berlin, Germany
  • Alfred Winter - Universität Leipzig, Leipzig, Germany
  • Thomas Bahls - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
  • Wolfgang Hoffmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald, Germany
  • Martin Bialke - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF). sine loco [digital], 21.-25.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAbstr. 67

doi: 10.3205/22gmds005, urn:nbn:de:0183-22gmds0058

Veröffentlicht: 19. August 2022

© 2022 Gött et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: 3LGM² steht für ein Modellierungsparadigma, welches im 3LGM²-Tool [1] umgesetzt ist. 3LGM² unterstützt die Planung von Informationssystemen, indem es die Modellierung von interoperablen und fehlerarmen IT-Architekturen vereinheitlicht verfügbar macht. Ein Schwerpunkt der aktuellen Förderphase (2020-2022) des DFG-Vorhabens 3LGM2IHE [2] ist es, Anwender:innen vorkonfigurierte Entwurfsmuster bereitzustellen, die häufig verwendete Moduleinheiten in IT-Architekturen abbilden. Abgeleitete Entwurfsmuster aus den TMF-Datenschutzkonzepten [3] sind dabei ein wesentliches Element. Des Weiteren liefert die Evaluierung von IT-Infrastrukturen aus konkreten Forschungsprojekten wichtige Erkenntnisse, da Entwurfsmuster auf ihre Praxistauglichkeit und Anwendbarkeit, sowie der durch 3LGM² vorgegebenen Modellierungsparadigmen untersucht werden können. Daraus gewonnene Erkenntnisse sollen in der Weiterentwicklung der Entwurfsmuster und des 3LGM²-Tools berücksichtigt werden. Diese Evaluation erfolgte am Beispiel der IT-Infrastruktur des DFG-geförderten Projektes RADAR [4], welches Routinedaten der ambulanten Versorgung für Forschungszwecke nutzbar macht [5].

Methodik: Mittels Literaturrecherche wurden zunächst verfügbare Publikationen [5], [6] und das Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept [7] in Bezug auf modellierungsrelevante Aspekte untersucht. Daraus resultierende Erkenntnisse wurden in einem ersten RADAR-Modell-Entwurf mit dem 3LGM²-Tool modelliert. Klärungs- und Detaillierungsbedarfe wurden identifiziert und für eine anschließende Expertenbefragung aufbereitet. In einem Kooperationsworkshop wurden Kontakte zu Experten des RADAR-Projekts geknüpft und Interviewpartner identifiziert. In Expertengesprächen wurden offene Punkte zur Modellierung erörtert.

Die Überarbeitung des 3LGM²-Modells der RADAR-Infrastruktur erfolgte iterativ auf Basis der Erkenntnisse aus den Experteninterviews. Das Ergebnis der Modellierung wurde allen Experten zur externen Konsolidierung bereitgestellt.

Ergebnisse: Die IT-Architektur des RADAR-Projektes konnte mittels dem frei verfügbarem 3LGM²-Tool [1] und vorhandenem Hintergrundwissen (Literatur, Experteninterview) modelliert werden.

Entstanden ist dabei eine analysier- und durchsuchbare IT-Architektur bestehend aus Aufgaben, Datenobjekten, Softwarekomponenten und Services. Dies beinhaltet die von den Services bereitgestellten Funktionen. Das Modell liegt im 3LGM-XML-Format vor [8]. Erkenntnisse und Anpassungsbedarfe werden in die Entwurfsmuster der TMF-Datenschutzkonzepte einfließen.

Diskussion: Die 3LGM²-Modellierungsparadigmen konnten auf Basis des RADAR-Modell-Entwurfs von den Experten ohne umfassende Erläuterungen nachvollzogen werden. Das Prinzip der drei Ebenen aus „Fachlicher Ebene“, „Logischer Werkzeugebene“ und „Physischer Werkzeugebene“ war durch den vorbereiteten RADAR-Modell-Entwurf für Dritte gut nachvollziehbar.

Es zeigte sich, dass die Festlegung der erforderlichen Modellierungstiefe des Modells nicht pauschal erfolgen kann und sorgfältig abzuwägen ist. Eine grobe Orientierung bietet dabei der potenzielle Mehrwert der Modell-Darstellung.

In der Praxis stellte sich heraus, dass nicht alle modellierten Zusammenhänge eine grafische Repräsentation besitzen. Unserer Kenntnis nach, existiert keine geeignete Methode, um diese Zusammenhänge visuell vollumfänglich darzustellen. Eine Erweiterung des 3LGM²-Tools ist denkbar (Erweiterungsbedarf 1).

Die Möglichkeit zur Abbildung von zeitlichen Aufgabenabläufen im Sinne von „Workflows“ sind in 3LGM² derzeit rudimentär. Da auf dem Markt bereits professionelle Software-Produkte zur Workflow-Modellierung existieren, ist eine Möglichkeit zur Referenzierung auf diese externen Workflowmodelle aus 3LGM² heraus wünschenswert (Erweiterungsbedarf 2).

Schlussfolgerung: Die Praxistauglichkeit des 3LGM²-Tools zur Modellierung der RADAR-Architektur konnte bestätigt werden. Zwar wurden Erweiterungsbedarfe identifiziert, diese sind jedoch sehr niedrig zu priorisieren.

Das 3LGM²-RADAR-Modell stellt nicht nur eine optische Repräsentation der bekannten RADAR-Architektur dar. Der Mehrwert besteht in der Modellierung konkreter Zusammenhänge.

Das RADAR-Modell und die bei dessen Modellierung gewonnenen Erkenntnisse bilden in Kombination mit weiteren Projektergebnissen (wie die mittels TMF-Datenschutzleitfaden identifizierten Anforderungen an datenschutzkonforme Infrastrukturen) die Grundlage zur Finalisierung der 3LGM²-Entwurfsmuster der TMF-Datenschutzkonzepte.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Universität Leipzig – Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie (IMISE). Download des 3LGM²-Baukastens. [cited 2022 Mar 25]. Available from: https://www.3lgm2.de/Downloads/3LGM2_Baukasten/index.jsp Externer Link
2.
Deutsche Forschungsgemeinschaft. Supporting the Design of Interoperable Information Systems in Clinical Research (3LGM2IHE). DFG GEPRIS; 2022 [cited 2022 Mar 25]. Available from: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/315068407 Externer Link
3.
Pommerening K, Drepper J, Helbing K, Ganslandt T. Leitfaden zum Datenschutz in medizinischen Forschungsprojekten: Generische Lösungen der TMF 2.0. Berlin; 2014.
4.
Deutsche Forschungsgemeinschaft. Routine Anonymized Data for Advanced Ambulatory Health Services Research, RADARplus. DFG GEPRIS; 2022 [cited 2022 Mar 25]. Available from: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/315084924 Externer Link
5.
Hauswaldt J, Bahls T, Blumentritt A, Demmer I, Drepper J, Groh R, et al. Sekundäre Nutzung von hausärztlichen Routinedaten ist machbar – Bericht vom RADAR Projekt. Das Gesundheitswesen. 2021;83(S 02):130-138. DOI: 10.1055/a-1676-4020 Externer Link
6.
Bahls T, Pung J, Heinemann S, Hauswaldt J, Demmer I, Blumentritt A, et al. Designing and piloting a generic research architecture and workflows to unlock German primary care data for secondary use. Journal of Translational Medicine. 2020;18:394. DOI: 10.1186/s12967-020-02547-x Externer Link
7.
Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin. Datenschutz- und IT-Sicherheitskonzept für das RADAR Projekt. 2nd ed. Göttingen; 2022.
8.
Gött R. Download des 3LGM²-RADAR-Modells. Universitätsmedizin Greifswald; 2022 [cited 2022 Mar 25]. Available from: https://ths-greifswald.de/projekte/3lgm2ihe/radar-modell-gmds-2022 Externer Link