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65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS)

06.09. - 09.09.2020, Berlin (online conference)

Die Digitalisierung der Pflege in Bayerisch-Schwaben – Vorstellung des Verbundprojektes CARE REGIO

Meeting Abstract

  • Michael Örtl - Neu-Ulm University of Applied Sciences, Neu-Ulm, Germany
  • Marina Fotteler - Neu-Ulm University of Applied Sciences, Neu-Ulm, Germany; Ulm University, Ulm, Germany
  • Felix Holl - Neu-Ulm University of Applied Sciences, Neu-Ulm, Germany; Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany; University of California, San Francisco, United States
  • Petra Friedrich - Hochschule Kempten, Kempten, Germany
  • Dominik Fuchs - Hochschule Kempten, Kempten, Germany
  • Frank Kramer - Universität Augsburg, Augsburg, Germany
  • Andreas Mahler - Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Germany
  • Elisabeth Mess - Hochschule Augsburg, Augsburg, Germany
  • Stefanie Schmid - Hochschule Kempten, Kempten, Germany
  • Walter Swoboda - Neu-Ulm University of Applied Sciences, Neu-Ulm, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS). Berlin, 06.-09.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 460

doi: 10.3205/20gmds207, urn:nbn:de:0183-20gmds2071

Veröffentlicht: 26. Februar 2021

© 2021 Örtl et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Notwendigkeit der Digitalisierung in Medizin und Pflege wurde bereits mehrfach untersucht [1], [2]. Ebenso gibt es bereits einige Projekte um insbesondere den älteren Mitbürger.innen durch Digitalisierungslösungen eine möglichst lange Zeit zuhause zu ermöglichen [3]. Um Pflege digital zu unterstützen und nachhaltig zu entwickeln ist es wichtig Daten über die zu Pflegenden und deren Umfeld zu erfassen und nutzbar zu machen.

Hierfür müssen diese Daten einrichtungsbezogen in einer einheitlichen Pflegeakte gespeichert werden. Die Entwicklung und Definition einer solchen Pflegeakte ist essentiell für alle weiteren Anbindungen. In einigen Krankenhäusern gibt es bereits eine elektronische Patientenakte. Jedoch läuft die flächendecke Einführung schleppend [4].

Methoden: CARE REGIO ist ein durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördertes Forschungsprojekt. Der interdisziplinäre Projektverbund besteht aus den Hochschulen Neu-Ulm, Kempten und Augsburg, der Universität Augsburg und dem Universitätsklinikum Augsburg. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die Pflege durch Digitalisierung zu unterstützen und neue nachthaltige wie auch praxisnahe Lösungsansätze zu entwickeln. Dazu wurden zunächst eine Literaturanalyse, Expertenbefragungen und Fokusgruppen mit verschiedenen Stakeholdern durchgeführt. Bayerisch-Schwaben soll so zu einer Leitregion für Pflege digital werden.

Ergebnisse: Folgende Digitalisierungsthemen werden zum aktuellen Zeitpunkt als besonders geeignet eingestuft: Eine einheitliche (elektronische) Pflegeakte, ein einheitliches und modernisiertes Entlass- und Überleitungsmanagement, technisch-digitale Assistenzsysteme für die telematisch gestützte Diagnose und Therapie (auch außerklinisch), sowie ein pflegebasierter Datenspeicher (Data Lake).

Am Beispiel des Entlass- und Überleitungsmanagements des Universitätsklinikums Augsburg und deren Partnereinrichtungen soll ein Pilotsystem entwickelt werden, welches das Überleitungsmanagement transparenter, effizienter und einfacher für Personal und zu Pflegende macht.

Die in vielen Krankenhäusern bereits vorhandene Patientenakte enthält einige Informationen zum Patienten, jedoch zu wenige die für die Pflege von entscheidender Relevanz sind. Das wird vor allem dann problematisch, wenn die Pflegeakte in Form einer Pflegefallakte nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen, sowie Rehabilitierungseinrichtungen genutzt werden soll. Weiter muss es eine einheitliche Möglichkeit geben die Pflegedaten innerhalb der Einrichtung abzurufen, aber auch die Daten mit anderen Einrichtungen zu teilen.

Die Aufnahme und Entlassung kann die Pflegeüberleitung beispielsweise durch eine elektronische Übermittlung der Pflegedaten erleichtert werden. Dazu gehören statische Daten wie Name und Alter, aber auch dynamische Daten wie Pflegegrad und der allgemeine Zustand der Person. Die Digitalisierung dient hierbei als Instrument, um Prozesse zu automatisieren und beispielsweise die Verwendung technischer Assistenzsysteme mit Hilfe verfügbarer Daten der zu Pflegenden und deren Umfeld zu individualisieren und zu optimieren.

In diesem Zusammenhang könnte ein Projekt hilfreich sein, das modellhaft den Einsatz technisch-digitaler Systeme im Bereich der Sturzprävention erprobt und evaluiert. Stürze sind eine der häufigsten Ursachen für die Pflegebedürftigkeit älterer Menschen. Der technologische Fortschritt eröffnet in diesem Zusammenhang vielfältige Möglichkeiten, eine evidenzbasierte Diagnostik und Therapie im Kontext von Pflegebedürftigkeit zu unterstützen.

Zusammenfassung: Das Ziel von CARE REGIO ist es, die Pflege mit Hilfe der Digitalisierung zu unterstützen und den Fachkräften dadurch mehr Zeit für die Betreuung der zu Pflegenden zu verschaffen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Entlass- und Überleitungsmanagements, der Nutzung und Verarbeitung pflegebasierter Daten, digitalen Assistenzsystemen und projektübergreifend ethischen, wissenschaftlichen, sicherheitstechnischen und sozio-ökonomischen Aspekten.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Fachinger U, Mähs M. Digitalisierung und Pflege. In: Krankenhaus-Report 2019. Berlin, Heidelberg: Springer; 2019. p. 115–28.
2.
Merda M, Schmidt K, Kähler B. Pflege 4.0 – Einsatz moderner Technologien aus der Sicht professionell Pflegender. 2017.
3.
Berger R. e-Pflege-Informations-und Kommunikationstechnologie für die Pflege. 2017 [cited 2020 Mar 26]. Available from: https://www.rolandberger.com/de/Publications/pub_epflege.html Externer Link
4.
Bertram N, Püschner F, Goncalves ASO, Binder S, Amelung VE. Einführung einer elektronischen Patientenakte in Deutschland vor dem Hintergrund der internationalen Erfahrungen. In: Krankenhaus-Report 2019. Berlin Heidelberg: Springer; 2019. p. 3–16.