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65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS)

06.09. - 09.09.2020, Berlin (online conference)

Wie kann Pflegetechnologie bedarfsgerecht ausgewählt werden? Praxisbericht eines partizipativen Ansatzes

Meeting Abstract

  • Nicole Hechtel - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Ronny Klawunn - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • Reza Mazhari - Medizinische Hochschule Hannover, Pflegewissenschaft, Hannover, Germany
  • Regina Schmeer - Medizinische Hochschule Hannover, Pflegewissenschaft, Hannover, Germany
  • Jörn Krückeberg - Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik, Medizinischen Hochschule Hannover, Hannover, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS). Berlin, 06.-09.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 388

doi: 10.3205/20gmds202, urn:nbn:de:0183-20gmds2021

Veröffentlicht: 26. Februar 2021

© 2021 Hechtel et al.
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Gliederung

Text

1. Hintergrund: Das Projekt Pflegepraxiszentrum Hannover (PPZ Hannover) bringt technische Innovationen zur Unterstützung von Pflegefachpersonen auf eine unfallchirurgische Station (Projektstation). Im Rahmen eines partizipativen Einführungskonzeptes werden Pflegefachpersonen der Projektstation in die Auswahl von Technologien mit einbezogen. Dieser Ansatz wird am Beispiel zweier technischer Produkte vorgestellt.

2. Methoden: Die Auswahl technischer Innovationen basiert auf einer Baseline-Erhebung im Mixed-Methods-Design [1]. Hierfür wurden unter anderem Workshops mit Pflegefachpersonen der Projektstation (n = 14) durchgeführt, um z. B. Arbeitsabläufe, zu erfassen, die durch technische Produkte verbessert werden können [2].

Den Pflegefachpersonen wurden anschließend ausgewählte Produkte vorgestellt und mittels einer leitfadengestützten Diskussion und eines modifizierten Fragebogens zur Ermittlung der Gebrauchstauglichkeit evaluiert [3], [4]. Dieser Fragebogen fragt allgemeine und spezifische Kriterien zu einem Produkt ab, aus denen sich eine gesamte Gebrauchstauglichkeit errechnet (s. Tabelle 1 [Tab. 1]). Aktuell wurden ein mobilisierendes Matratzensystem zur Dekubitusprophylaxe und ein UV-Desinfektionsroboter zur Bewertung ausgewählt.

3. Ergebnisse:

3.1. Bewertung durch Pflegefachpersonen: Beim mobilisierenden Matratzensystem wurde die Gebrauchstauglichkeit im Gesamten als sehr geeignet bewertet, wobei die Mobilität des Produktes vereinzelt als nicht bzw. mäßig geeignet bewertet wurde. Die gesamte Gebrauchstauglichkeit des UV-Desinfektionsroboters wurde überwiegend als sehr geeignet bewertet. Einzelne Befragte bewerteten dieses Produkt als nur mäßig geeignet.

3.2. Relevante Arbeitsabläufe weiterer Berufsgruppen: Die in Tabelle 2 [Tab. 2] aufgeführten, nicht pflege-spezifischen Arbeitsabläufe wurden als relevant für eine Nutzung der Produkte im klinischen Alltag diskutiert.

3.3. Entscheidungsfindung bezüglich der Produkte: Auf Basis der dargestellten Ergebnisse und durch eine Anpassung der Arbeitsabläufe konnte das Matratzensystem auf der Projektstation eingeführt werden. Trotz der Bewertungsergebnisse konnte der UV-Desinfektionsroboter aufgrund fehlender Anpassung der Arbeitsabläufe weiterer Berufsgruppen zunächst nicht eingeführt werden.

Zusammenfassung: Der dargestellte partizipative Ansatz kann die Expertise von Pflegefachpersonen zur bedarfsgerechten Auswahl von Pflegetechnologie abbilden. Auch wenn der Fokus auf die Partizipation von Pflegefachpersonen zu legen ist, ist auch die Einbeziehung weiterer Berufsgruppen notwendig, um eine Nutzung von Pflegetechnologie im Alltag möglich zu machen.

Als Limitation ist die geringe Anzahl der Pflegefachpersonen zu nennen, die an der Bewertung teilgenommen hat. Da diese auf der Projektstation arbeiten, steht deren individuelle Bewertung allerdings im Vordergrund, die für eine bedarfsgerechte Auswahl elementar ist und als positiv angesehen werden kann.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Rutz M, Schmeer R, Krückeberg J, Meyenburg-Altwarg I, Dierks ML. PPZ-Hannover – Methodische Überlegungen zur Baseline-Erhebung. In: Boll S, Hein A, et al, Hrsg. Zukunft der Pflege: Tagungsband der Clusterkonferenz 2018.
2.
Krückeberg J, Rutz M, Hagen H, Hechtel N. Die Perspektive der Basis – Welche Bereiche in der stationären Pflege können von technischen Innovationen profitieren? In: Zukunft der Pflege: Tagungsband der 2. Clusterkonferenz 2019.
3.
Müller L, Backhaus C. Entwicklung eines Fragebogens zur Bewertung der Gebrauchstauglichkeit von Medizinprodukten im Beschaffungsprozess. In: GfA Dortmund, Hrsg. Frühjahrskongress Dresden 2019.
4.
Krückeberg J, Klawunn R, Fuge I, Mazhari R, Schmeer R, Hechtel N. How to decide upon nursing technologies – a participation-based approach. In: Pape-Haugaard LB, et al, editors. Digital personalized health and medicine. Proceedings of MIE 2020. IOS; 2020. p. 1305-1307. (Studies in Health Technology and Informatics; 270).