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65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS)

06.09. - 09.09.2020, Berlin (online conference)

Tagesaktuelle Surveillance mit Daten aus dem AKTIN-Notaufnahmeregister am Beispiel der COVID-19 Pandemie

Meeting Abstract

  • Raphael W. Majeed - Institut für Medizinische Informatk, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, GermanyUniversities Gießen and Marburg Lung Center (UGMLC), Justus-Liebig-Universität, Gießen, Germany
  • Jonas Bienzeisler - Institut für Medizinische Informatk, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • Linus B. Grabenhenrich - Methodenentwicklung und Forschungsinfrastruktur, Robert Koch Institut, Berlin, Germany
  • Madlen Schranz - Methodenentwicklung und Forschungsinfrastruktur, Robert Koch Institut, Berlin, Germany
  • Felix Greiner - Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • Ronny Otto - Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • Wiebke Schirrmeister - Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • Dominik Brammen - Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Magdeburg, Germany
  • Rainer Röhrig - Institut für Medizinische Informatk, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS). Berlin, 06.-09.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 267

doi: 10.3205/20gmds199, urn:nbn:de:0183-20gmds1993

Veröffentlicht: 26. Februar 2021

© 2021 Majeed et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Notaufnahmen sind in Deutschland zentraler Anlaufpunkte für akute medizinische Notfälle. Sie stellen damit eine wichtige Datenquelle dar, um Häufungen gesundheitlicher Probleme frühzeitig zu erkennen. Das AKTIN-Notaufnahmeregister ist ein föderiertes Forschungsregister mit verteilter Datenhaltung [1], welches über tagesaktuelle Daten aus den teilnehmenden Notaufnahmen verfügt.

In der Patientenversorgung dokumentieren die Notaufnahmen einen auf nationaler Ebene standardisierten und strukturierten Kerndatensatz [2]. Neben Vitalparametern, Maßnahmen und Diagnosen werden auch Dringlichkeit/Triage-Scores und Beschwerden bei Vorstellung (Übersetzung der presenting complaint list of the Canadian Emergency Department Information System/CEDIS [3]) routinemäßig erfasst.

Die technische Infrastruktur von AKTIN erlaubt es wiederkehrende verteilte Datenabfragen an die lokalen Datenspeicher der Notaufnahmen zu senden. Die Freigabe dieser Abfragen erfolgt individuell in den Notaufnahmen. Bei Serienabfragen kann die Freigabe auch für wiederkehrende Abfragen pauschal erfolgen.

Daten aus dem Notaufnahmeregister werden bereits zur syndromischen Surveillance herangezogen [4], [5]. Im Rahmen der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie soll untersucht werden, inwiefern Routinedaten aus den Notaufnahmen Auskunft über die Auslastung der Versorgungsstrukturen durch COVID-19-Patienen/innen getroffen werden können.

Methoden: Mit der technischen Infrastruktur des AKTIN-Notaufnahmeregisters wurde eine wiederkehrende Serienabfrage erstellt. Die Abfrage wird täglich über den AKTIN-Broker an die teilnehmenden Notaufnahmen verteilt und fragt jeweils für die vergangenen sieben Tage Aufnahmezeitpunkt, Vorstellungsgrund, Ersteinschätzung/Triage, Diagnosen, Isolation sowie Prozesszeiten und Vitalwerte ab. Die Notaufnahmen können für jede Abfrage einzeln entscheiden, ob sie die Abfrage ausführen und Daten übermitteln wollen – oder aber eine pauschale Genehmigung für die gesamte Serie hinterlegen. Sämtliche Daten werden vor der Übermittlung lokal automatisiert anonymisiert und zur Aggregation an den zentralen AKTIN-Broker übermittelt.

Ergebnisse: Die wiederkehrende Serienabfrage wurde zuerst am 20.3.2020 erstellt. Am AKTIN-Notaufnahmeregister nehmen 17 Notaufnahmen teil. 13 Kliniken haben für diese Serienabfrage die automatische Datenübermittlung aktiviert. Täglich zwischen 02:00 und 02:30 Uhr stehen die Daten des Vortags zentral zur Verfügung. Alle Daten werden täglich an das Robert-Koch-Institut zur Analyse weitergegeben. Erste Auswertungsergebnisse über den Verlauf der Pandemie werden auf der Tagung präsentiert.

Zusammenfassung: Das AKTIN-Notaufnahmeregister ist geeignet, tagesaktuelle Daten der Notaufnahmen zur Surveillance zu liefern. In den Notaufnahmeprotokollen gibt es zwar keine gezielte Erfassung von COVID-19-Erkrankungen, allerdings geben die CEDIS-Vorstellungsgründe [3] näherungsweise Aufschluss über die aktuelle Ausbreitung dieser Erkrankung. Durch die Nutzung der AKTIN-Infrastruktur für die Notaufnahmedaten werden keine zusätzlichen Ressourcen des Gesundheitssystems gebunden, da die Datenerfassung und Datenübermittlung vollautomatisch erfolgt. In Krisensituationen ist die Infrastruktur daher besonders geeignet aktuelle bereitzustellen.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.


Literatur

1.
Ahlbrandt J, Brammen D, Majeed RW, Lefering R, Semler SC, Thun S, Walcher F, Röhrig R. Balancing the need for big data and patient data privacy--an IT infrastructure for a decentralized emergency care research database. Studies in health technology and informatics. 2014;205:750-4.
2.
Kulla M, Röhrig R, Helm M, Bernhard M, Gries A, Lefering R, Walcher F. Nationaler Datensatz „Notaufnahme”. Der Anaesthesist. 2014; 63(3):243-252.
3.
Grafstein E, Bullard MJ, Warren D, Unger B; CTAS National Working Group. Revision of the Canadian Emergency Department Information System (CEDIS) presenting complaint list version 1.1. Canadian Journal of Emergency Medicine. 2008; 10(2): 151-161.
4.
Greiner F, Brammen D, Blaschke S, Erdmann B, Habbinga K, Walcher F, Baillot A, Ziehm D. Ergänzung der Surveillance von Infektionskrankheiten durch Daten aus Notaufnahmen. Das Projekt AKTIN–Herausforderungen und Ausblick. Das Gesundheitswesen. 2017 Apr;79(04):A46.
5.
Schranz M, Grabenhenrich LB, Walcher F, Röhrig R, Brammen D, Greiner F. Syndromische Surveillance von gastrointestinalen Infektionen mit Routinedaten aus deutschen Notaufnahmen. In: DIVI19. 2019. EP/12/09. S. 169.