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65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS)

06.09. - 09.09.2020, Berlin (online conference)

Digitalisierung und ihre Wirkung auf die Wertschöpfungskette von Krankenversicherungen

Meeting Abstract

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  • Björn Peters - Anhalt University of Applied Sciences, Bernburg, Germany

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 65th Annual Meeting of the German Association for Medical Informatics, Biometry and Epidemiology (GMDS), Meeting of the Central European Network (CEN: German Region, Austro-Swiss Region and Polish Region) of the International Biometric Society (IBS). Berlin, 06.-09.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAbstr. 100

doi: 10.3205/20gmds006, urn:nbn:de:0183-20gmds0067

Veröffentlicht: 26. Februar 2021

© 2021 Peters.
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Gliederung

Text

Die Digitalisierung und Big Data im Speziellen wirken auf unterschiedliche Weise horizontal entlang der Wertschöpfungskette einer Krankenversicherung und ebenso vertikal in den einzelnen Teilbereichen sowie in Bezug auf die Interaktionen der Krankenversicherung mit Kunden und Leistungserbringern. Die Heterogenität der Einflüsse, die gleichzeitig auf die Unternehmen wirken, zeigen die Komplexität und Dynamik der Digitalisierung im System der Krankenversicherungen auf.

Leistungs- und Versorgungsmanagement: Der Bereich Leistungs- und Versorgungsmanagement wird durch die Digitalisierung aus verschiedenen Richtungen beeinflusst. So drängen beispielsweise neue Anbieter und Kooperationspartner (z. B. aus der Digitalindustrie und der Start-up-Szene) in den Markt der Gesundheitsversorgung und -unterstützung der Versicherten. Zahlreiche GKVen und PKVen kooperieren bereits mit Anbietern dieser Services, indem beispielsweise die Kosten für die Angebote übernommen werden. Der innovative Markt entwickelt sich schnell weiter und es ist attraktiv für Krankenversicherungen, ihren Versicherten flexibel und dynamisch Nutzen stiftende Produkte und Services anbieten zu können. Zentrales Anliegen im Leistungs- und Versorgungsmanagement bleibt jedoch die Versichertensteuerung durch das Gesundheitssystem. Auch die Leistungserbringer selber oder Pharmaunternehmen haben aber ein Interesse an der Steuerung (natürlich in ihre Betten oder zu ihren Produkten) und sind durch digitale Angebote aktiv. Darüber hinaus kommen Start-ups in den Markt, die die Versichertenberatung und -steuerung kundenorientiert durch eigene Modelle anbieten.

Produktentwicklung/-management: Die Verwendung der von den Versicherten erhobenen Daten zu Gesundheitszustand, Bewegung und Ernährung kann zur Entwicklung neuer oder Weiterentwicklung bestehender Produkte führen z. B. in Form von Boni für gesundheitsbewusstes Verhalten der Versicherten. Hier machen sich die Krankenversicherungen auch den Trend zur Selbstvermessung, also der mobilen Erhebung diverser körperbezogener Daten durch Smartphone-Apps zunutze und bieten ihren Versicherten dazu mobile Apps zur Messung dieser Daten sowie daran gekoppelte Incentivierungen an.

Big Data Management: Das Thema Big Data bzw. vor allem der Nutzen stiftende Umgang mit großen Datenmengen ist ein weiterer Trend, der auf die Krankenversicherungen wirkt. Versicherer experimentieren mit „Big Data Lakes” (großen Datenseen) und komplett neuen Herangehensweisen an die Auswertung großer, bereits vorhandener Datentöpfe. Ziel für Krankenversicherungen ist es, dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen, um Kunden bedarfsgerechte Produkte und Leistungen anbieten zu können (individualisierbar, zeitpunktbezogen) oder Erkenntnisse für das Risikomanagement oder zur Verbesserung des Versorgungsmanagements zu nutzen. Dabei müssen insbesondere in Deutschland strenge Datenschutz-Richtlinien gewahrt werden, eine Anreicherung um externe Daten (z. B. Daten aus dem Facebook-Profil eines Versicherten) ist in Deutschland nicht ohne weiteres möglich. Auch aus Reputationsgründen ist ein sorgsamer Umgang für die Krankenversicherer relevant. Ein wichtiger Faktor ist die Transparenz gegenüber dem Versicherten im Hinblick auf die Verwertung seiner Daten.

Fazit: Die Digitalisierung wirkt in der Krankenversicherung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei sind einerseits klassische Effizienztreiber durch Digitalisierung von Prozessen zu verzeichnen, andererseits entstehen durch die Digitalisierung potenziell Disruptionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Auch andere Unternehmen der Gesundheitsbranche (z.B. Pharma, MedTech) und branchenfremde Akteure (z.B. Unternehmen der Digitalindustrie wie Google oder Startups) drängen durch Big Data und Digitallösungen in den Gesundheitsmarkt. Es bedarf daher einer Digital-Strategie für Krankenversicherer, um die Chancen und Risiken erfolgreich gestalten zu können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.