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62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

17.09. - 21.09.2017, Oldenburg

Kann der Xpert MTB/RIF als diagnostische Methode für Tuberkulose zu Kosteneinsparungen in Niedrigprävalenzländern führen?

Meeting Abstract

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  • Nina Pohl - Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
  • Helmut Brunner - Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Oldenburg, 17.-21.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocAbstr. 171

doi: 10.3205/17gmds126, urn:nbn:de:0183-17gmds1269

Veröffentlicht: 29. August 2017

© 2017 Pohl et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Die Diagnostik der Tuberkulose (TB) war noch vor wenigen Jahren sehr zeitaufwendig. Der Xpert MTB/RIF ist ein moderner molekularbiologischer Schnelltest zur Identifizierung der DNA von Mycobacterium tuberculosis und der Rifampicin-Resistenz der Bakterien [1], [2]. In mehreren Studien wurde für Hochprävalenzländer eine gute Diagnostikleistung und Kosteneffektivität des Xpert MTB/ RIF nachgewiesen. Diese Aspekte sollten in dieser Arbeit für Niedrigprävalenzländer nachvollzogen werden [3]. Das Ziel bestand darin, herauszufinden, ob der Xpert MTB/ RIF in Ländern mit niedriger Prävalenz der Tuberkulose als kosteneffektiv angesehen und damit kostensparend eingesetzt werden kann. In Form eines Mini-Reviews wurden die Ergebnisse publizierter Studien im internationalen Vergleich zwischen Hoch- und Niedrigprävalenzländern analysiert und bewertet.

Methoden: Die Auswahl geeigneter Kosten-Nutzwert-Analysen wurde durch eine systematische Literaturrecherche mit gezielten Auswahlkriterien getroffen. Mithilfe des „Quality of Health Economic Studies (QHES)“-Instruments wurden Kosten-Nutzwert-Analysen bewertet. Die Anzahl der Übereinstimmungen von vier Gutachtern bei der Qualitätsbewertung der Studien wurde anhand des Fleiss´ Kappa und den zugehörigen Konfidenzintervallen ausgewertet. Um die Kosteneffektivität des Xpert MTB/ RIF zu evaluieren, wurde die „Incremental Cost Effectiveness Ratio (ICER)“ berechnet.

Ergebnisse: Eine Krankheitskostenstudie [4] und drei Kosten-Nutzwert-Analysen (KNA) wurden in die systematische Literaturübersicht aufgenommen [5], [6], [7]. Die KNA bewerteten die Kosteneffektivität des Xpert MTB/RIF in unterschiedlichen Prävalenz-„Settings“ - niedrig, mittel und hoch - und verglichen drei Szenarien der TB-Diagnostik. Szenario eins, als „herkömmliche Methode“ bezeichnet, war als Kontrollgruppe anzusehen. Dazu zählten der mikroskopische Erregernachweis, die Anzüchtung und ein Test auf Medikamentenresistenzen („Drug Resistance Testing“). Die Szenarien zwei und drei beinhalteten den Xpert. Bei Szenario zwei kam es zur Anwendung des Xpert MTB/ RIF, wenn bereits ein Ergebnis des mikroskopischen Erregernachweises vorlag. Daher wird dieses Szenario als „Xpert zusätzlich“ bezeichnet. Szenario drei hingegen hat die Bezeichnung „Xpert als Ersatz“, da der Xpert MTB/RIF unabhängig von anderen Untersuchungen an allen Individuen durchgeführt wurde. In allen Settings wurde die herkömmliche Methode durch die Einführung des Xpert MTB/RIF dominiert. Somit lässt sich sagen, dass eine generelle Einführung des Xpert MTB/ RIF kosteneffektiv sein kann – sowohl in Hoch- als auch in Niedrigprävalenzländern. Die Kosten pro „Quality-Adjusted Life Year (QALY)“ oder „Disability-Adjusted Life Year (DALY)“ lagen jeweils unterhalb der Zahlungsbereitschaft der Länder. Im Speziellen für Niedrigprävalenzländer wurde Szenario eins von Szenario zwei dominiert (ICER -155.677,22 US$/ QALY) und Szenario zwei von Szenario drei (ICER 40.312,24 US$/ QALY).

Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einführung des Xpert MTB/ RIF sowohl in Ländern mit niedriger als auch mit mittlerer und hoher Tuberkuloseprävalenz als kosteneffektiv angesehen werden kann. In den Studien teilweise nicht berücksichtigte Kosten limitieren die Ergebnisse dieser Untersuchung. Es sollte möglichst eine gesamtgesellschaftliche Perspektive eingenommen werden, um alle wichtigen Kosten zu integrieren, und zwar sowohl die Kosten im ambulanten als auch im stationären Bereich. Eine Weiterverfolgung der Thematik ist auch in Bezug auf die geringe Anzahl an Studien in Ländern mit niedriger Tuberkulose-Prävalenz wichtig. Eine gewisse Limitierung im Vergleich zur Anzüchtung erfährt der Xpert dadurch, dass der DNA-Nachweis naturgemäß keine Unterscheidung zwischen vermehrungsfähigen und toten Bakterien zulässt [8].



Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Boehme CC, Nabeta P, Hillemann D, Nicol MP, Shenai S, Krapp F, Allen J, Tahirli R, Blakemore R, Rustomjee R, Milovic A, Jones M, O'Brien SM, Persing DH, Ruesch-Gerdes S, Gotuzzo E, Rodrigues C, Alland D, Perkins MD. Rapid molecular detection of tuberculosis and rifampin resistance. N Engl J Med. 2010;363(11):1005-15. DOI: 10.1056/NEJMoa0907847 Externer Link
2.
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Theron G, Venter R, Calligaro G, Smith L, Limberis J, Meldau R, Chanda D, Esmail A, Peter J, Dheda K. Xpert MTB/RIF Results in Patients With Previous Tuberculosis: Can We Distinguish True From False Positive Results? Clin Infect Dis. 2016;62(8):995-1001. DOI: 10.1093/cid/civ1223 Externer Link